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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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hin, ob ich Gott liebe, habe ich alle bestehenden Religionen geprüft und fand bei keiner Religion einen Unterschied zwischen der Liebe zu Gott und der Liebe zum eigenen Wohlergehen. Die Liebe zu Gott ist überall immer nur eine summarische symbolische Ausdrucksweise für die Liebe zur eigenen Person.
    Simba tritt vom Vorplatz ein.
    Simba
    Der Herr Marquis möchten einen Moment herauskommen. Der Sascha ist da.
    v. Keith
    Warum kommt der Junge denn nicht herein?
    Sascha kommt mit einem Telegramm.
    Sascha
    I hab' net g'wußt, darf i oder darf i net, weil der Herr Baron g'sagt haben, i soll in G'sellschaft koan Telegramm nicht überbringen.
    v. Keith
erbricht das Telegramm, ballt es zusammen und wirft es weg.
    Verdammt noch mal! – Meinen Paletot!
    Anna
    Von Molly?
    v. Keith
    Nein! – Wenn nur um Gottes willen keine Seele davon erfährt!
    Anna
    Ist sie denn nicht bei ihren Eltern in Bückeburg?
    v. Keith
während ihm Sascha in den Paletot hilft
    Nein!
    Anna
    Du sagtest doch eben noch…
    v. Keith
    Ist denn das meine Schuld, daß sie nicht in Bückeburg ist?! – Eben setzt man den Fuß auf den grünen Zweig, da hat man den Hals in der Schlinge! –
    v. Keith und Sascha ab.
    Simba
hebt das Telegramm auf und gibt es Anna
    Der Herr Marquis haben das Telegramm vergessen.
    Anna
    Wissen Sie, woher der Sascha stammt?
    Simba
    Der Sascha stammt aus der Au. Sei' Mutter ist Hausmeisterin.
    Anna
    Dann kann er aber doch nicht Sascha heißen?
    Simba
    Ursprünglich heißt er Sepperl, aber der Herr Marquis haben ihn Sascha 'tauft.
    Anna
    Bringen Sie mir meinen Hut.
    Es läutet auf dem Korridor.
    Simba
    Sofort, gnädige Frau.
(Geht, um zu öffnen.)
    Anna
liest das Telegramm
    »… Molly nicht bei uns. Bitte umgehend Drahtnachricht, ob Sie Lebenszeichen von Molly haben. In entsetzlicher Angst…«
    Simba kommt zurück.
    Simba
    Der Herr Baron haben seine Handschuh vergessen.
    Anna
    Welcher Baron denn?
    Simba
    Ich moan halt den Genußmenschen.
    Anna
hastig suchend
    Maria und Joseph, wo sind denn die Handschuhe…!
    Ernst Scholz tritt ein.
    Scholz
    Erlauben Sie mir noch zwei Worte, gnädige Frau.
    Anna
    Ich bin eben im Begriff, auszugehen.
(Zu Simba)
Meinen Hut, aber rasch!
    Simba ab.
    Scholz
    Die Gegenwart meines Freundes hinderte mich daran, mich rückhaltlos auszusprechen…
    Anna
    Vielleicht warten Sie damit doch auch lieber auf eine passendere Gelegenheit.
    Scholz
    Ich hoffte noch einige Tage auf Ihren Bescheid warten zu können. Meine Empfindungen, Frau Gräfin, tun mir einfach Gewalt an! Damit Sie nicht im Zweifel darüber sind, daß ich mit meinen Anerbietungen nur Ihr Glück erstrebe, erlauben Sie mir, Ihnen zu gestehen, daß ich Sie in – in ganz unsagbarer Weise liebe.
    Anna
    Nun? Und was wären Ihre Anerbietungen?
    Scholz
    Bis Sie als Künstlerin die Früchte einer unbestrittenen Anerkennung ernten, wird sich Ihnen noch manches Hindernis in den Weg stellen…
    Anna
    Das weiß ich, aber ich singe voraussichtlich nicht mehr.
    Scholz
    Sie wollen nicht mehr singen? Wie mancher unglückliche Künstler gäbe sein halbes Leben darum, wenn er Ihre Begabung damit erkaufen könnte!
    Anna
    Sonst haben Sie mir nichts mitzuteilen?
    Scholz
    Ich habe Sie wieder, ohne zu ahnen, gekränkt. Sie hatten natürlich erwartet, ich werde Ihnen meine Hand antragen…
    Anna
    Wollten Sie denn das nicht?
    Scholz
    Ich wollte Sie fragen, ob Sie meine Geliebte werden wollen. – Ich kann Sie als Gattin nicht höher verehren, als ich meine Geliebte in Ihnen ehren würde.
(Von jetzt ab spricht er mit den rücksichtslosen, ausfallenden Gebärden eines Verrückten.)
Sei es der Gattin, sei es der Geliebten, ich biete Ihnen mein Leben, ich biete Ihnen alles, was ich besitze. Sie wissen, daß ich mich nur mit der größten Selbstüberwindung in die sittlichen Anschauungen fand, die hier in München maßgebend sind. Wenn mein Lebensglück an dem Siege zerschellen sollte, den ich nur über mich errungen habe, um an dem Lebensglück meiner Mitmenschen teilnehmen zu können, das wäre ein himmelschreiendes Narrenspiel!
    Anna
    Ich glaubte, Ihnen wäre es nur darum zu tun, ein nützliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft zu werden!
    Scholz
    Ich träumte von Weltbeglückung, wie der Gefangene hinter Kerkergittern von Gletscherfirnen träumt! Jetzt erhoffe ich nur eines noch, daß ich die Frau, die ich in so ganz unsagbarer Weise liebe, so glücklich machen kann, daß sie ihre Wahl nie bereut.
    Anna
    Ich bedaure, Ihnen sagen zu müssen, daß Sie mir

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