Dramen
Betrüger!
v. Keith
Wenn Sie sich betrogen glauben, dann verklagen Sie mich doch auf Auszahlung Ihres Geldes!
Ostermeier
Sehr schön, verehrter Freund, wenn wir nicht dem Aufsichtsrat angehörten!
v. Keith
Was Sie sich einbilden! Sie sitzen im Aufsichtsrat, um mich bei meiner Arbeit zu unterstützen.
Ostermeier
Dafür komme ich auch zu Ihnen; aber bei Ihnen gibt's eben nichts zu arbeiten.
v. Keith
Mein lieber Herr Ostermeier, Sie können mir als Mann von Ehre nicht zumuten, eine solche Niederträchtigkeit über mich ergehen zu lassen. Übernehmen Sie doch den geschäftlichen Teil; lassen Sie mich artistischer Leiter des Unternehmens sein. Ich gebe Inkorrektheiten in meiner Geschäftsführung zu, die ich mir aber nur in dem Bewußtsein verzieh, daß es zum allerletztenmal geschieht und daß ich mir nach Konsolidierung meiner Verhältnisse nicht das geringste mehr zuschulden kommen lassen würde.
Ostermeier
Darüber hätten wir gestern, als ich mit den anderen Herren hier war, ein Wort reden können; aber da haben Sie uns ein Loch in den Bauch geschwatzt. Ich würde Ihnen auch heute noch sagen: Versuchen wir's noch einmal – wann Sie sich uns wenigstens als einen aufrichtigen Menschen gezeigt hätten. Hört man aber immer und immer wieder nur Unwahrheiten, dann…
v. Keith
sich in die Brust werfend
Dann sagen Sie den Herren: Ich baue den Feenpalast, so gewiß, wie die Idee dazu aus meinem Hirn entsprungen ist. Bauen Sie ihn aber – sagen Sie das Ihren Herren! –, dann sprenge ich den Feenpalast samt Aufsichtstat und Aktionärversammlung – in die Luft!
Ostermeier
Werde ich pünktlich ausrichten, Herr Nachbar! Wissen Sie, ich möcht' beileibe niemanden vor den Kopf stoßen, geschweige denn vor den… Gehorsamer Diener!
(Ab.)
v. Keith
ihm nachstarrend
… Hintern! Ich spüre so was. –
(Zu Hermann)
Lassen Sie mich jetzt nicht allein, sonst schrumpfe ich so zusammen, daß mich die Angst anpackt, es könnte nichts mehr von mir übrigbleiben. – – – Sollte das möglich sein? – –
(Mit Tränen in den Augen)
Nach so viel Feuerwerk! – – Ich soll wieder wie ein Geächteter von Land zu Land gepeitscht werden?! – – Nein! Nein! – Ich darf mich nicht an die Wand drücken lassen!! – Es ist das letztemal in diesem Leben, daß die Welt mit all ihrer Herrlichkeit vor mir liegt!
(Sich hoch aufrichtend)
Nein! – Ich wackle nicht nur noch nicht, ich werde ganz München durch meinen Sprung in Erstaunen setzen: Er schüttelt noch, da fall' ich schon, unter Pauken und Trompeten, ihm direkt auf den Kopf, daß alles rings auseinanderstiebt, und schlage alles kurz und klein. Dann wird sich's zeigen, wer zuerst wieder auf die Beine kommt!
Die Gräfin Werdenfels tritt ein.
v. Keith
ihr entgegeneilend
Meine Königin…
Anna
zu Hermann
Würden Sie uns einen Moment allein lassen.
v. Keith läßt Hermann ins Wohnzimmer eintreten.
v. Keith
die Tür hinter ihm schließend
Du siehst so unternehmend aus?
Anna
Das ist schon möglich. Ich erhalte seit unserem Feenpalastkonzert Tag für Tag ein halbes Dutzend Heiratsanträge.
v. Keith
Das ist mir verdammt gleichgültig!
Anna
Aber mir nicht.
v. Keith
höhnisch
Hast du dich denn in ihn verliebt?
Anna
Von wem sprichst du denn?
v. Keith
Von dem Genußmenschen!
Anna
Du machst dich über mich lustig!
v. Keith
Von wem sprichst du denn?!
Anna
nach dem Wohnzimmer deutend
Von seinem Vater.
v. Keith
Und darüber willst du dich mit mir unterhalten?
Anna
Nein, ich wollte dich nur fragen, ob du jetzt endlich ein Lebenszeichen von Molly hast.
v. Keith
Nein, aber was ist mit Casimir?
Anna
Was ist mit Molly?? – – Du hältst ihr Verschwinden geheim?
v. Keith
beklommen
Ich fürchte, offen gesagt, weniger, daß ihr ein Unglück zugestoßen ist, als daß mir ihr Verschwinden den Boden unter den Füßen wegzieht. Wenn das nicht von Menschlichkeit zeugt, dann sitze ich dafür seit drei Tagen Nacht für Nacht auf dem Telegraphenamt. – Mein Verbrechen an ihr besteht darin, daß sie, seit wir uns kennen, nie ein böses Wort von mir gehört hat. Sie verzehrt sich vor Sehnsucht nach ihrer kleinbürgerlichen Welt, in der man, Stirn gegen Stirn geschmiedet, sich duckt und schuftet und sich liebt! Kein freier Blick, kein freier Atemzug! Nichts als Liebe! Möglichst viel und von der gewöhnlichsten Sorte!
Anna
Wenn man Molly nun nicht findet, was dann?
v. Keith
Ich kann getrost darauf bauen, daß sie, wenn mir das Haus über dem Kopf
Weitere Kostenlose Bücher