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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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Ecke und wendet sich in erwartender Stellung der Thür zu)
– Er kommt schon! – – Hat mir, so lange ich König war, je ein Trunk so gemundet, wie dieser frische Trunk Wasser, den ich nun seit zwölf Monden täglich um diese Stunde erhalte? – Ich glaube, es ist ein großes Glück für mich, daß ich nicht unter meiner eigenen Regierung ins Gefängnis gekommen bin.
    Die Thüre wird klirrend aufgerissen und draußen schreit eine rauhe Stimme. »Wasserkrug!« Der König setzt den Krug hastig vor die Thür und kehrt in die Zelle zurück. Die Thüre fällt ins Schloß, wird aber sofort wieder geöffnet, und der Gefängniswärter tritt ein
    Der Gefängniswärter
    Himmelkreuzsakerment, Gigi, was zerschmeißt du den Wasserkrug! Schweig, du Hund! Der Krug hat ein Loch! Gestern war er noch heil! Dir heiz' ich ein, daß dein Blut von der Stirne trieft! Du hältst mich schon für deinen Bedienten, weil ich dir in letzter Zeit nicht mehr so auf die Finger sah! Jetzt sollst du's erleben, daß die Haare dir weiß werden! – Deine Arbeit zeig' vor!
    Der König holt die unvollendete Strohmatte herbei.
    Der Gefängniswärter
    Das dein Tagewerk?! Du kriegst keinen Happen Brot, eh' du das Fünffache lieferst!
(Ihm die Matte vor die Füße werfend)
Da! – Und nun werde ich deine Zelle revidieren. Sieh dich vor! Du kommst mir nicht mehr lebendig aus diesem Loch! –
(Er geht, die Hände auf den Rücken, von der Thür bis zum Fenster schrittweise der Wand entlang, indem er die Mauer vom Plafond bis zur Erde mustert und sich hin und wieder nach dem Gefangenen umdreht, der regungslos in der Mitte der Zelle steht)
Was thut das Spinnengewebe dort oben?! – Vierte Disziplinarstrafe auf acht Tage!
(Sich umwendend)
Du weißt doch die sieben Disziplinarstrafen noch auswendig? He, Gigi?
    Der König
    Ich weiß sie auswendig.
    Der Gefängniswärter
    Erste Disziplinarstrafe?
    Der König
    Entziehung von Vergünstigungen..
    Der Gefängniswärter
    Ich werde dir die Laute in Stücke schlagen, mit der du deine Arbeitszeit verplemperst! – Zweite Disziplinarstrafe?
    Der König
    Entziehung der Arbeit.
    Der Gefängniswärter
    Dann sieh, womit du die Zeit verbringst! In acht Tagen tragen dich deine Beine nicht mehr! – Dritte Disziplinarstrafe?
    Der König
    Entziehung des weichen Nachtlagers. – Mein Lager ist so hart, als wär es mit Kieselsteinen gestopft!
    Der Gefängniswärter
    Schweig! – Der Kerl möchte wohl gern ins Heu schlafen gehen! – Vierte Disziplinarstrafe?
    Der König
    Schmälerung der Kost.
    Der Gefängniswärter
    Wasser und Brot von heute auf acht Tage! – Hast du's gehört?! – Fünfte Disziplinarstrafe?
    Der König
    Einsperrung im Dunkeln.
    Der Gefängniswärter
    Sechste Disziplinarstrafe?
    Der König
    Anschließen an die Kette.
    Der Gefängniswärter
    Das hast du nämlich so zu verstehen, daß du krumm geschlossen wirst, so daß dir nach der ersten Stunde schon alle Teufel, die du im Leibe hast, Lebewohl sagen! Siebente Disziplinarstrafe?
    Der König
    Körperliche Züchtigung.
    Der Gefängniswärter
am Fenster angelangt
    Du sollst hier dein Fell noch spüren! Du Tagedieb sollst mir diese Himmelsleiter hinauf- und hinunterklettern bis du tot herunterfällst.
(Er geht vor dem König durch, verläßt die Zelle und schließt von außen zu.)
    Der König
sieht ihm verwundert nach. Dann vollkommen ruhig, mit sachlicher Überlegung, wobei er in der nämlichen Stellung, der Thür zugewendet verharrt
    Was war das? – Worin habe ich mich denn versehen? – – Diese Bestie glaube ich im Lauf eines Jahres zum Menschen erzogen zu haben? – Plötzlich, nach all der Mühe, fällt sie mir wieder ins Tierreich zurück? – Oder habe ich geträumt? – Daß der Krug zerbrochen war, ist ganz unmöglich. – Diesen Morgen trank ich noch daraus. Er wird ihn jetzt draußen zerschlagen und mir dann die Scherben vorzeigen! – Ob er mich heute dursten läßt? – Soll er mich dursten lassen! Ich ertrage Schmerzlicheres! – Auf jeden Fall empfange ich ihn mit einem Blick, vor dem sein Auge sich in die Erde bohrt.
(Sich Haltung gebend)
. Hilf mir, königliche Majestät, daß der Geselle sich seine Niedrigkeit selbst ins Bewußtsein zurückruft! – –
(Horchend)
. Er kommt! – Ein Zweikampf ohne Waffen – Mensch gegen Mensch!
    Die Thür öffnet sich rasselnd. Drauf tritt Prinzessin Alma, gekleidet wie im vorigen Akt, in beiden Händen einen Krug tragend, in die Zelle. Hinter ihr fällt die Thüre krachend wieder ins Schloß.
    Der König
in

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