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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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Blätter aufeinandergeklebt!
    Alma
schluchzend
    O mein Gott, er ist unschuldig! Ich weiß es, daß er unschuldig ist!
    Der Gerichtsaktuar
    Was hat denn dich das zu kümmern, ob er schuldig ist oder unschuldig! Ist es dein Kopf oder ist es sein Kopf, den man ihm abschlägt!
    Der König
der immer noch allein mitten im Saal steht, abgewandt, aber mit Nachdruck
    Meine Worte waren: Und so falle denn endlich des Königs Haupt auf dem Markte von Perugia unter dem Henkerbeil!
    Der Gerichtsaktuar
zu Alma
    Da hörst du es, wie unschuldig er ist!!
    Alma
hat sich erhoben und betet inbrünstig mit gefalteten Händen
    Heiliger Gott im Himmel, der du Erbarmen hast mit allen Armen und Elenden, bewahre uns davor!
    Der Gerichtsaktuar
    Nun siehst du, du bist ein wackerer Junge und hast das Herz auf dem rechten Fleck! Zu den Gerichtsverhandlungen werde ich dich freilich sobald nicht wieder mitnehmen. Du mußt zu Hause das ganze Protokoll nach deinem Gedächtnis noch einmal aufsetzen. Dabei lernst du mehr, als wenn du das ganze Corpus juris durchstudierst!
    Der Verteidiger
hat, nachdem die Richter den Saal verlassen, ein Paket mit belegten Butterbröten, eine Kürbisflasche und einen Becher aus seinem Talar gezogen. Flasche und Becher hat er vor sich aufgepflanzt; darauf kommt er, mit Frühstücken beschäftigt, nach vorn
    Nun, Gigi, war das nicht eine ciceronianische Verteidigungsrede, die ich da für dich gehalten habe? Aber was weißt du von Cicero! Du erlaubst mir schon, daß ich frühstücke! Ich hatte ursprünglich die Absicht, meiner Verteidigungsrede ein kleines Curiculum vitae einzuflechten, eine anschauliche Schilderung deines Viehhütens &c. Aber aufrichtig gesagt, Gigi, ich glaube, das hätte dir bei diesen
(hinausdeutend)
Hornochsen da draußen auch nicht viel geholfen!
    Der König
    Ich sage Euch meinen Dank für Eure Bemühung, würdiger Doktor Ezzelino.
    Die Richter kommen aus dem Beratungszimmer zurück und nehmen ihre Plätze wieder ein
    Der Oberrichter
ein Schriftstück verlesend
    Der Angeklagte Ludovicus, bis anhin Schneiderlehrling in Perugia, vordem auf dem Dorfe Baschi mit dem Hüten von Vieh betraut, ist des Verbrechens der Beleidigung der geheiligten Person des Königs angeklagt und wurde dieses Verbrechens auf Grund übereinstimmender Zeugenaussagen, sowie seines eigenen Geständnisses für schuldig befunden. Der Angeklagte wurde verurteilt, in Anbetracht seiner bisherigen Unbescholtenheit, sowie in Anbetracht seines freiwillig abgelegten Geständnisses zu zweijähriger Kerkerhaft…
    Alma stößt einen verhaltenen Schrei aus.
    Der Gerichtsaktuar
    Junge, willst du dein Maul halten, wenn der Richter spricht!
    Der Oberrichter
    … des weiteren zu zehnjährigem Verlust aller bürgerlichen Rechte und Ehren, sowie zur Verweisung aus der Stadt Perugia für die ganze Dauer seines Lebens unter Verhängung der Todesstrafe im Falle jemaliger Rückkehr.
    Der Gerichtsaktuar
zu Alma
    Schreib auf, mein Junge! Schreib auf! Das ist das Allerwichtigste!
    Der Oberrichter
weiterlesend
    In Anbetracht der Thatsache, daß der Angeklagte nicht die geringste Spur von Reue über seine That an den Tag gelegt hat, wurde das Urteil dahin verschärft, daß er seine zweijährige Kerkerstrafe in allerstrengster Einzelhaft zu verbüßen hat. – Gegeben im Namen des Königs am dritten Tage des Monates August im Jahre des Heiles Eintausendvierhundertundneunundneunzig. –
(Zu den Wachen gewendet)
Der Gefangene wird abgeführt!
(Sich erhebend, zu den Richtern)
Damit erkläre ich die heutige Verhandlung für geschlossen.

Dritter Akt
Erste Scene
    Gefängnis.
    Links die Zellenthür, rechts das vergitterte Fenster. An der Rückwand eine emporgeklappte, an die Mauer festgeschlossene Pritsche
    Der König
singt zur Laute
    Mit Epheu trug ich die Stirn umlaubt,
In den Locken blitzte der Tau;
Ein Falkenpaar über meinem Haupt
Stieß kreischend durchs Himmelsblau.
Vom Söller herab mit leuchtendem Blick
Winkte die Mutter und lacht':
Zu Abend kehret dein Vater zurück
In strahlender Siegerpracht . . .
    Er lehnt die Laute an die Mauer, läßt sich im Hintergrund der Zelle auf einen Schemel nieder und flicht an einer Strohmatte
    – – Ich verspüre Durst. – – – Ist es wirklich schon wieder so weit am Tage? – Wie hier die Zeit vergeht!
(Er erhebt sich und blickt forschend durch das Fenster nach oben)
Weiß Gott! Die Sonne beginnt schon über die Südmauer des Turmes zu gleiten! – Also den Wasserkrug!
(Er holt einen irdenen Krug aus der

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