Dramen
genau an!
Escherich
Ich kann nicht hinsehen.
Schön
ihn höhnisch anschnauzend
Wozu sind Sie denn hergekommen!
Escherich
Sich mit dem – Ra – Rasiermesser – den Ha – Hals abschneiden…
Schön
Haben Sie alles gesehen?
Escherich
Das muß ein Gefühl sein!
Schön
zieht die Tür zu, tritt zum Schreibtisch
Setzen Sie sich. Hier ist Papier und Feder. Schreiben Sie.
Escherich
der mechanisch Platz genommen
Ich kann nicht schreiben…
Schön
hinter seinem Stuhl stehend
Schreiben Sie! – Verfolgungswahn…
Escherich
schreibt
Ver-fol-gungs-wahn…
Es läutet auf dem Korridor.
Dritter Aufzug
Garderobe im Theater, mit rotem Tuch ausgeschlagen. Links hinten die Tür. Rechts hinten eine spanische Wand. In der Mitte, mit der Schmalseite gegen den Zuschauer, ein langer Tisch, auf dem Tanzkostüme liegen. Rechts und links vom Tisch je ein Sessel. Links vorn Tischchen mit Sessel. Rechts vorn ein hoher Spiegel, daneben ein hoher, sehr breiter, altmodischer Armsessel. Vor dem Spiegel ein Puff, Schminkschatulle usw. usw.
Erster Auftritt
Lulu. Alwa, gleich darauf Schön.
Alwa
links vorn, füllt zwei Gläser mit Champagner und Rotwein
Seit ich für die Bühne arbeite, habe ich kein Publikum so außer Rand und Band gesehen.
Lulu
unsichtbar, hinter der spanischen Wand
Geben Sie mir nicht zuviel Rotwein. – Sieht er mich heute?
Alwa
Mein Vater?
Lulu
Ja.
Alwa
Ich weiß nicht, ob er im Theater ist.
Lulu
Er will mich wohl gar nicht sehen.
Alwa
Er hat so wenig Zeit.
Lulu
Seine Braut nimmt ihn in Anspruch.
Alwa
Spekulationen. Er gönnt sich keine Ruhe. –
Da Schön eintritt.
Du? Eben sprechen wir von dir.
Lulu
Ist er da?
Schön
Du ziehst dich um?
Lulu
über die spanische Wand wegsehend, zu Schön
Sie schreiben in allen Zeitungen, ich sei die geistvollste Tänzerin, die je die Bühne betreten, ich sei eine zweite Taglioni und was weiß ich, und Sie finden mich nicht einmal geistvoll genug, um sich davon zu überzeugen!
Schön
Ich habe so viel zu schreiben. Du siehst, daß ich recht hatte. Es waren kaum mehr Plätze zu haben. – Du mußt dich etwas mehr im Proszenium halten!
Lulu
Ich muß mich erst an das Licht gewöhnen.
Alwa
Sie hat sich strikte an ihre Rolle gehalten.
Schön
zu Alwa
Du mußt deine Darsteller besser ausnutzen! Du verstehst dich noch nicht genug auf die Technik.
(Zu Lulu)
Als was kommst du jetzt?
Lulu
Als Blumenmädchen…
Schön
zu Alwa
In Trikots?
Alwa
Nein. In fußfreiem Kleid.
Schön
Du hättest dich lieber nicht mit dem Symbolismus einlassen sollen!
Alwa
Ich sehe der Tänzerin auf die Füße.
Schön
Es kommt darauf an, worauf das Publikum sieht! Eine Erscheinung
(wie sie)
hat deine symbolistischen Hanswurstiaden gottlob nicht nötig.
Alwa
Das Publikum sieht nicht danach aus, als ob es sich langweilte!
Schön
Natürlich! Weil ich in der Presse seit sechs Monaten auf ihren Erfolg hingearbeitet habe. – War der Prinz hier?
Alwa
Es war niemand hier.
Schön
Wer wird eine Tänzerin zwei Akte hindurch in Regenmänteln auftreten lassen!
Alwa
Wer ist denn der Prinz?
Schön
Wir sehen uns noch?
Alwa
Bist du allein?
Schön
Mit Bekannten. – Bei Peters?
Alwa
Um zwölf?
Schön
Um zwölf.
(Ab.)
Lulu
Ich hatte schon daran verzweifelt, daß er je kommen werde!
Alwa
Lassen Sie sich durch seine griesgrämigen Nörgeleien nicht beirren. Wenn Sie nur ja darauf achten wollen, daß Sie Ihre Kräfte nicht vor Beginn der letzten Nummer vergeuden.
Lulu tritt hinter der spanischen Wand vor in antikem, fußfreiem, ärmellosem weißem Kleid mit rotem Saum, einen bunten Kranz im Haar, einen Korb voll Blumen in den Händen.
Lulu
Er scheint es gar nicht gemerkt zu haben, wie geschickt Sie Ihre Darsteller ausnutzen!
Alwa
Ich werde doch im ersten Akt nicht Sonne, Mond und Sterne verpaffen.
Lulu
das Glas an den Lippen
Sie enthüllen mich gradatim.
Alwa
Ich wußte doch, daß Sie sich darauf verstehen, Kostüme zu wechseln.
Lulu
Hätte ich meine Blumen so vor dem Alhambra-Café verkaufen wollen, man hätte mich schon gleich in der ersten Nacht hinter Schloß und Riegel gesetzt.
Alwa
Warum denn?! Sie waren ein Kind!
Lulu
Wissen Sie noch, wie ich zum erstenmal in Ihr Zimmer trat?
Alwa
nickt
Sie trugen ein dunkelblaues Kleid mit schwarzem Samt.
Lulu
Man mußte mich verstecken und wußte nicht, wo.
Alwa
Meine Mutter lag damals schon seit zwei Jahren auf dem Krankenbett…
Lulu
Sie spielten Theater und fragten mich, ob ich
Weitere Kostenlose Bücher