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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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mitspielen wolle.
    Alwa
    Gewiß! Wir spielten Theater!
    Lulu
    Ich sehe Sie noch, wie Sie die Figuren hin und her schoben.
    Alwa
    Es war mir noch lange die entsetzlichste Erinnerung, wie ich mit einemmal klar in die Verhältnisse sah.
    Lulu
    Da wurden Sie eisig gemessen gegen mich.
    Alwa
    Ach Gott – ich sah etwas so unendlich hoch über mir Stehendes in Ihnen. Ich hegte vielleicht eine höhere Verehrung für Sie als für meine Mutter. Denken Sie, als meine Mutter starb – ich war siebzehn Jahre alt –, da trat ich vor meinen Vater und forderte ihn auf, daß er Sie augenblicklich zu seiner Frau mache, sonst müßten wir uns duellieren.
    Lulu
    Das hat er mir damals erzählt.
    Alwa
    Seit ich älter bin, kann ich ihn nur noch bemitleiden. Er wird mich nie begreifen. Da phantasiert er sich eine kleine Diplomatie zusammen, die mich dazu bestimmen soll, seiner Verheiratung mit der Komtesse entgegenzuarbeiten.
    Lulu
    Blickt sie denn immer noch so unschuldig in die Welt hinaus?
    Alwa
    Sie liebt ihn; das ist meine Überzeugung. Ihre Familie hat alles in Bewegung gesetzt, um sie zum Rücktritt zu veranlassen. Ich glaube nicht, daß ihr ein Opfer auf dieser Welt zu groß wäre um seinetwillen.
    Lulu
hält ihm ihr Glas hin
    Noch etwas, bitte.
    Alwa
ihr einschenkend
    Sie trinken zuviel.
    Lulu
    Er soll an meinen Erfolg glauben lernen! Er glaubt an keine Kunst. Er glaubt nur an Zeitungen.
    Alwa
    Er glaubt an nichts.
    Lulu
    Er hat mich ans Theater gebracht, damit sich eventuell jemand findet, der reich genug ist, um mich zu heiraten.
    Alwa
    Nun ja! Was braucht uns das zu kümmern!
    Lulu
    Mich soll es freuen, wenn ich mich in das Herz eines Millionärs hineintanzen kann.
    Alwa
    Gott verhüte, daß man Sie uns entführt!
    Lulu
    Sie haben doch die Musik dazu komponiert.
    Alwa
    Sie wissen, daß es immer mein Wunsch war, ein Stück für Sie zu schreiben.
    Lulu
    Ich bin aber gar nicht für die Bühne geschaffen.
    Alwa
    Sie sind als Tänzerin auf die Welt gekommen.
    Lulu
    Warum schreiben Sie Ihre Stücke denn nicht wenigstens so interessant, wie das Leben ist?
    Alwa
    Weil uns das kein Mensch glauben würde.
    Lulu
    Wenn ich mich nicht besser aufs Theaterspielen verstände, als man auf der Bühne spielt, was hätte aus mir werden wollen?
    Alwa
    Ich habe Ihre Rolle doch mit allen erdenklichen Unmöglichkeiten ausgestattet.
    Lulu
    Mit solchem Hokuspokus lockt man in der Wirklichkeit noch keinen Hund vom Ofen.
    Alwa
    Mir ist es genug, daß sich das Publikum in die wahnsinnigste Aufregung versetzt sieht.
    Lulu
    Ich möchte mich aber gern selbst in die wahnsinnigste Aufregung versetzt sehen!
(Trinkt.)
    Alwa
    Dazu scheint Ihnen auch nicht viel mehr zu fehlen.
    Lulu
    Wie können Sie sich darüber wundern, da mein Auftreten doch einen höheren Zweck hat! Es gehen schon einige da unten ganz ernstlich mit sich zu Rate. – Ich fühle das, ohne daß ich hinsehe.
    Alwa
    Wie fühlen Sie denn das?
    Lulu
    Keiner ahnt was vom andern. Jeder meint, er sei allein das unglückliche Opfer.
    Alwa
    Wie können Sie denn das fühlen?
    Lulu
    Es läuft einem so ein eisiger Schauer am Körper herauf.
    Alwa
    Sie sind unglaublich…
    Eine elektrische Klingel tönt über der Tür.
    Lulu
    Mein Tuch… Ich werde mich im Proszenium halten!
    Alwa
ihr einen breiten Schal über die Schultern legend
    Hier ist Ihr Tuch.
    Lulu
    Er soll nichts mehr für seine schamlose Reklame zu fürchten haben.
    Alwa
    Wahren Sie Ihre Selbstbeherrschung!
    Lulu
    Gebe Gott, daß ich einem den letzten Funken Verstand zum Kopf hinaustanze.
(Ab.)
Zweiter Auftritt
    Alwa
allein
    Über die ließe sich freilich ein interessanteres Stück schreiben.
(Setzt sich links, nimmt sein Notizbuch vor und notiert. Aufblickend)
Erster Akt: Dr. Goll. Schon faul! Ich kann den Dr. Goll aus dem Fegefeuer zitieren, oder wo er seine Orgien büßt, man wird mich für seine Sünden verantwortlich machen. –
(Langanhaltendes, stark gedämpftes Klatschen und Bravorufen wird von außen hörbar –)
Das tobt wie in der Menagerie, wenn das Futter vor dem Käfig erscheint. – Zweiter Akt: Walter Schwarz. Noch unmöglicher! Wie die Seelen die letzte Hülle abstreifen im Licht solcher Blitzschläge! – Dritter Akt? – Sollte es wirklich so fortgehen?! –
    Die Garderobiere öffnet von außen und läßt Escerny eintreten.
Dritter Auftritt
    Escerny. Alwa.
    Escerny tut, als ob er zu Haus wäre, und nimmt, ohne Alwa zu beachten, rechts neben dem Spiegel Platz.
    Alwa
links sitzend, ohne auf Escerny zu achten
    Es kann im

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