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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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dritten Akt nicht so fortgehen!
    Escerny
    Bis zur Mitte des dritten Aktes schien es heute nicht so gut zu gehen wie sonst.
    Alwa
    Ich war nicht auf der Bühne.
    Escerny
    Jetzt ist sie wieder in vollem Zug.
    Alwa
    Sie zieht die Nummer in die Länge.
    Escerny
    Ich hatte bei Herrn Dr. Schön einmal das Vergnügen, der Künstlerin zu begegnen.
    Alwa
    Mein Vater hat sie durch einige Besprechungen in seiner Zeitung beim Publikum eingeführt.
    Escerny
sich leicht verneigend
    Ich konferierte mit Herrn Dr. Schön der Herausgabe meiner Forschungen am Tanganjika-See wegen.
    Alwa
sich leicht verneigend
    Seine Äußerungen lassen keinen Zweifel darüber, daß er das lebhafteste Interesse an ihrem Werk nimmt.
    Escerny
    Wohltuend berührt es an der Künstlerin, daß das Publikum für sie gar nicht vorhanden ist.
    Alwa
    Das Sichumkleiden hat sie schon als Kind gelernt. Aber ich war überrascht, eine so bedeutende Tänzerin in ihr zu entdecken.
    Escerny
    Wenn sie ihr Solo tanzt, berauscht sie sich an ihrer eigenen Schönheit – in die sie selber zum Sterben verliebt zu sein scheint.
    Alwa
    Da kommt sie.
(Erhebt sich, öffnet die Tür.)
Vierter Auftritt
    Lulu. Die Vorigen.
    Lulu
ohne Kranz und Blumenkorb, zu Alwa
    Sie werden herausgerufen. Ich war dreimal vor dem Vorhang.
(Zu Escerny)
Herr Dr. Schön ist nicht in Ihrer Loge?
    Escerny
    In meiner Loge nicht.
    Alwa
zu Lulu
    Haben Sie ihn nicht gesehen?
    Lulu
    Er wird wieder fort sein.
    Escerny
    Er hat die letzte Parkettloge links.
    Lulu
    Er scheint sich meiner zu schämen!
    Alwa
    Er hat keinen guten Platz mehr bekommen.
    Lulu
zu Alwa
    Fragen Sie ihn doch, ob ich ihm jetzt besser gefallen habe.
    Alwa
    Ich werde ihn heraufschicken.
    Escerny
    Er hat applaudiert.
    Lulu
    Hat er das wirklich?
    Alwa
    Gönnen Sie sich etwas Ruhe.
(Ab.)
Fünfter Auftritt
    Lulu. Escerny.
    Lulu
    Ich muß mich ja wieder umziehen.
    Escerny
    Aber Ihre Garderobiere ist ja nicht hier?
    Lulu
    Ich kann das rascher allein. Wo sagten Sie, daß Dr. Schön sitzt?
    Escerny
    Ich sah ihn in der hintersten Parkettloge links.
    Lulu
    Jetzt habe ich noch fünf Kostüme vor mir: Dancinggirl, Ballerina, Königin der Nacht, Ariel und Lascaris…
(Tritt hinter die spanische Wand zurück.)
    Escerny
    Würden Sie es für möglich halten, daß ich bei unserem ersten Renkontre nicht anders gewärtig war, als mit einer jungen Dame aus der literarischen Welt bekannt zu werden? – – –
(Setzt sich rechts neben den Mitteltisch, wo er bis zum Schluß der Szene sitzen bleibt)
Sollte ich mich in der Beurteilung Ihrer Natur irren, oder habe ich das Lächeln, das die dröhnenden Beifallsstürme auf Ihren Lippen hervorrufen, richtig gedeutet? - -: daß Sie unter der Notwendigkeit, Ihre Kunst vor Leuten von zweifelhaften Interessen entwürdigen zu müssen, innerlich leiden? – – –
(Da Lulu nicht antwortet)
Daß Sie den Schimmer der Öffentlichkeit jeden Augenblick für ein ruhiges, sonniges Glück in vornehmer Abgeschlossenheit eintauschen würden? –
(Da Lulu nicht antwortet)
Daß Sie Hoheit und Würde genug in sich fühlen, einen Mann zu Ihren Füßen zu fesseln – um sich an seiner vollkommenen Hilflosigkeit zu erfreuen? – – –
(Da Lulu nicht antwortet)
Daß Sie sich an einem würdigeren Platz als hier in einer mit reichlichem Komfort ausgestatteten Villa fühlen würden – bei unbegrenzten Mitteln – um durchaus als Ihre eigene Herrin zu leben?
    Lulu
in kurzem hellem Plisseeunterrock und weißem Atlaskorsett, schwarzen Schuhen und Strümpfen, Schellensporen unter den Absätzen, tritt hinter der spanischen Wand vor, mit dem Schnüren ihres Korsetts beschäftigt
    Wenn ich nur einen Abend mal nicht auftrete, dann träume ich die ganze Nacht hindurch, daß ich tanze, und fühle mich am folgenden Tag wie gerädert…
    Escerny
    Aber was könnte es Ihnen dabei ausmachen, statt dieses Pöbels nur einen Zuschauer, einen Auserwählten, vor sich zu sehen?
    Lulu
    Das könnte mir gleichgültig sein. Ich sehe ja doch niemanden.
    Escerny
    Ein erleuchteter Gartensaal – das Plätschern vorn See herauf… Ich bin auf meinen Forschungsreisen nämlich zur Ausübung eines ganz unmenschlichen Despotismus gezwungen…
    Lulu
vor dem Spiegel, sich eine Perlenkette um den Hals legend
    Eine gute Schule!
    Escerny
    Wenn ich mich jetzt danach sehne, mich ohne irgendwelchen Vorbehalt der Gewalt einer Frau zu überliefern, so ist das ein natürliches Bedürfnis nach Abspannung… Können Sie sich ein höheres Lebensglück für eine Frau denken,

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