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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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– Das habe ich noch gar nicht bemerkt.
    Lulu
    Du kannst sie abschneiden, bevor du ihn hinunterläßt. Er merkt es nicht, wenn er besoffen ist.
    Schigolch
    Und dann, mein Kind? Was dann?
    Lulu
    Dann gebe ich dir fünfhundert Francs für deine Geliebte.
    Schigolch
    Das nenne ich geizig. Hast du sonst nichts?
    Lulu
    Was du magst! Was ich habe!
    Schigolch
    Bald sind es zehn Jahre, daß wir uns nicht mehr kennen.
    Lulu
    Wenn es weiter nichts ist? – Komm, so oft du willst! Aber du hast doch eine Geliebte.
    Schigolch
    Meine Vroni trägt keine Brillanten. Sie ist auch nicht mehr von heute.
    Lulu
    Aber dann schwöre!
    Schigolch
    Aber habe ich dir je nicht Wort gehalten?
    Lulu
    Schwöre, daß du es ihm besorgst!
    Schigolch
    Ich besorge es ihm.
    Lulu
    Schwöre es mir! Schwöre es mir!
    Schigolch
legt seine Hand auf ihr Knie
    – Bei allem, was heilig ist! – Heute nacht, wenn er kommt. –
    Lulu
    Bei allem, was heilig ist! – – – Wie das kühlt!
    Schigolch
macht seine Hand frei
    Wie das glüht!
    Lulu
    Fahre nur gleich nach Haus. Sie kommen in einer halben Stunde! Nimm einen Fiacre!
    Schigolch
    Ich gehe schon.
    Lulu
    Rasch! Ich bitte dich! – – – Allmächtiger…
    Schigolch
    Was starrst du mich jetzt schon wieder so an?
    Lulu
    Nichts…
    Schigolch
    Nun? – Ist dir deine Zunge angefroren?
    Lulu
    Mein Strumpfband ist aufgegangen…
    Schigolch
    Nun ja denn!
    Lulu
    Was bedeutet das?
    Schigolch
    Was das bedeutet? Ich binde es dir, wenn du stillhältst.
    Lulu
    Das bedeutet ein Unglück!
    Schigolch
    Nicht für dich, mein Kind. Sei getrost, ich besorg' es ihm. –
(Ab.)
    Lulu setzt den linken Fuß auf einen Schemel, bindet ihr Strumpfband und geht ins Spielzimmer ab. – Rodrigo wird von Casti-Piani in den Salon gepufft.
    Rodrigo
    Behandeln Sie mich doch wenigstens anständig.
    Casti-Piani
    Was könnte mich denn dazu veranlassen?! – Ich will wissen, was Sie vorhin mit der Frau hier gesprochen haben!
    Rodrigo
    Dann können Sie mich gernhaben!
    Casti-Piani
    Willst du Hund mir Rede und Antwort stehen! Du hast von ihr verlangt, sie soll mit dir im Lift hinauffahren!
    Rodrigo
    Das ist eine unverschämte, perfide Lüge!
    Casti-Piani
    Sie erzählte es mir selbst! Du hast ihr gedroht, sie zu denunzieren, wenn sie nicht mit dir kommt! – Soll ich dich über den Haufen schießen?
    Rodrigo
    Die schamlose Person! – Als könnte mir so etwas einfallen! – Wenn ich sie selber haben will, brauche ich ihr, weiß Gott im Himmel, nicht erst mit Gefängnis zu drohen!
    Casti-Piani
    Danke schön. Weiter wollte ich nichts wissen.
(Nach rechts hinten ab.)
    Rodrigo
    So ein Hund! – Ein Kerl, den ich an die Decke werfe, daß er kleben bleibt wie ein Limburger Käse! – – Komm her, wenn ich dir die Därme um den Hals wickeln soll! – – Das wäre noch schöner!
    Lulu kommt aus dem Spielzimmer.
    Lulu
    Wo bleibst denn du? – Man muß dich suchen wie eine Stecknadel.
    Rodrigo
    Dem habe ich gezeigt, was es heißt, mit mir anzufangen!
    Lulu
    Wem denn?
    Rodrigo
    Deinem Casti-Piani! Wie kannst du Kanaille dem Kerl erzählen, ich hätte dich verführen wollen?!
    Lulu
    Hast du nicht von mir verlangt, daß ich mich für zwanzigtausend Francs dem Sohn meines verstorbenen Mannes hingebe?
    Rodrigo
    Weil es deine Pflicht ist, dich des armen Jungen zu erbarmen! Du hast ihm seinen Vater in den schönsten Lebensjahren vor der Nase weggeschossen! Aber dein Casti-Piani überlegt es sich, bevor er mir wieder unter die Augen kommt. Dem gebe ich eins vor den Bauch, daß ihm die Kaldaunen wie Leuchtkugeln zum Himmel fliegen. Wenn du keinen besseren Ersatz für mich hast, dann bedaure ich, jemals deine Gunst genossen zu haben!
    Lulu
    Die Geschwitz hat die fürchterlichsten Zustände. Sie windet sich in Krämpfen. Sie ist imstande und springt in die Seine, wenn du sie noch länger warten läßt.
    Rodrigo
    Worauf wartet das Vieh denn?
    Lulu
    Auf dich, daß du sie liebst.
    Rodrigo
    Dann sag ihr, ich lasse sie grüßen und sie soll in die Seine springen.
    Lulu
    Sie leiht mir zwanzigtausend Francs, um mich vor dem Verderben zu retten, wenn du sie selber davor bewahrst. Wenn du sie heute mit dir nimmst, deponiere ich morgen zwanzigtausend Francs für dich auf dem Postbureau an der Avenue de l'Opéra.
    Rodrigo
    Und wenn ich sie nicht mitnehme?
    Lulu
    Dann zeig mich an! Alwa und ich sind auf dem trockenen.
    Rodrigo
    Himmel, Tod und Wolkenbruch!
    Lulu
    Du machst vier Menschen glücklich, wenn du fünfe gerad sein läßt und dich einem wohltätigen Zweck

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