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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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nächsten Schritt er bei der Erfüllung seiner ruhmreichen, aber noch immer unbekannten Bestimmung zu tun hatte.
    Seit der Eroberung Aardvarks waren drei Tage vergangen, zwei Tage seit der Invasion seiner Roboterarmee auf Lekk. Baron John, Snint und Adalbert verlangten Erklärungen. Ihr Benehmen ihm gegenüber war ausgesprochen sarkastisch geworden. Besonders Adalbert wurde allmählich zum Problem. Er verbrachte seine Nächte in den Spielcasinos von Thula Island, verlor gewaltige Summen und imponierte den dortigen Damen mit Geschichten über seine Zeit als König, bevor Dramokles ihm sein Erbe geraubt habe. Das Schlimmste aber war, daß er seine Spielschulden dem Schatzamt Glorms in Rechnung stellte, und Dramokles brachte es einfach nicht übers Herz, ihn zu stoppen. Sein Vorwand, daß er sich aus völlig uneigennützigen Motiven in die inneren Angelegenheiten ihrer Planeten eingemischt hatte, war nicht besonders glaubwürdig. Sogar der loyale Rufus war bestürzt – er war immer noch loyal, aber sein Mund war nun ein grimmiger Strich, denn er wußte, daß er Schande auf sich laden würde, egal wie er sich verhielt.
    Und Dramokles wußte noch immer nicht, was er ihnen erzählen sollte. Es war ihm alles so richtig erschienen. Würde ihm seine Bestimmung denn nun endlich enthüllt werden? Warum befand er sich nach so sicheren Vorzeichen noch immer in einem solchen Zustand der Verwirrung? Wenn er doch nur ein neues Zeichen bekäme. Dafür mußte er doch gesorgt haben, als er das alles vor dreißig Jahren arrangiert hatte.
    Sein Computer schwor, daß er keine weiteren Briefe hatte, keine Hinweise irgendwelcher Art, und er erwartete auch nicht, noch welche zu finden. Vielleicht war irgend etwas schiefgegangen. Dem nächsten Glied in der Kette der Enthüllungen – vielleicht wieder eine alte Frau – war möglicherweise etwas zugestoßen. Vielleicht lag sie irgendwo tot im Straßengraben, was alten Damen häufig passierte, wenn sie sich in die Affären der Krone einmischten, besonders, wenn die Krone selbst sie dazu aufgefordert hatte. Vielleicht hatte auch einer seiner Feinde durch Dramokles’ eigene Unachtsamkeit von seinen Plänen erfahren; vielleicht hatte er betrunken in irgendeiner Kneipe mit seiner Bestimmung geprahlt oder im Schlaf geredet, während er neben irgendeiner Hure lag. Oder aber er hatte vor dreißig Jahren ganz einfach vergessen, diese Sequenz vorzubereiten, ehe Dr. Fisch seine Erinnerung auslöschte.
    Nun hatte er Aardvark erobert, einen Planeten, an dem er nicht das geringste Interesse hatte, und bald würde er Lekk besitzen, einen Planeten, an dem ihm noch weniger lag. Darüber hinaus hatte er seinen Sohn Chuch verärgert, der sich wie üblich übergangen fühlte; und seine Frau Lyrae war ihm böse; und das alles, bislang, für nichts und wieder nichts. Am ärgerlichsten war der Umstand, daß er nicht wußte, was er als nächstes tun sollte.
    Dramokles nagte an seinen haarigen Fingerknöcheln und überlegte krampfhaft. Aber es wollte ihm einfach nichts einfallen. Wütend rief er nach seinem Computer. Dieser kam schnell, denn er war bereits draußen im Flur herumgeschlichen und hatte auf einen solchen Ruf gewartet.
    »Du weißt noch immer nicht, wo die nächste Information ist?« verlangte Dramokles zu wissen.
    »Bedaure, Sire.«
    »Kannst du denn dann nicht wenigstens einen Plan für mich entwickeln?«
    »Basierend auf Neumanns Theorie der Spiele, die allerdings seit kurzem angezweifelt wird, könnte ich mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung bestimmte Aktionen ausarbeiten.«
    »Das wird genügen müssen. Was schlägst du also vor?«
    Der Computer löschte seinen Antwortspeicher – ein tiefes, mahlendes Geräusch – und sagte: »Mir scheint, daß Sie einen guten irrationalen Ansatz brauchen, denn wenn die Rationalität Ihnen weiterhelfen könnte, hätte ich das Problem bereits für Sie gelöst.«
    »Irrational«, überlegte Dramokles. »Das klingt gut. Was schlägst du vor?«
    »Sie sollten eine Astrologen, Phrenologen, Teeblatt-Leser, I Ching-Werfer oder, das wäre wahrscheinlich das beste, ein Orakel konsultieren, Majestät.«
    »Aber welches Orakel?«
    »Es gibt viele renommierte Orakel auf diesem Planeten. Eines davon genießt einen ganz besonders guten Ruf. Sie sollten sich eigentlich an es erinnern, Majestät.«
    »Mein Tochter Drusilla«, sagte Dramokles.
    »Sie hat bei den Rhine-Tests, die unsere Ahnen uns überlieferten, ausgezeichnete Ergebnisse erzielt.«
    »Meine eigene Tochter«,

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