Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
Vom Netzwerk:
Stühle.
    Der Emissär trug einen braunroten und malvenfarbigen Mantel, Farben, die auf dieser rauhen Barbarenwelt unbekannt waren. Er war von mittlerer Größe, und sein kräftiger Körperbau legte die Vermutung nahe, daß er ein fähiger Schwertkämpfer war. Der Emissär trug auch noch andere Dinge, aber da Haldemar, wie alle Barbaren, gleichgültig gegenüber Details war, bemerkte er sie nicht.
    »Willkommen!« sagte Haldemar. »Wie ist die Lage?«
    »Recht gut«, sagte Vitello. »Und wie liegen die Dinge hier?«
    Haldemar zuckte die Achseln. »So wie immer. In erster Linie beschäftigen wir uns damit, den Luu zu züchten und gegenseitig unsere Siedlungen zu überfallen. Diese Überfälle sind sehr nützlich und einer unserer wichtigsten Beiträge zur Gesellschaftstheorie. Sie sorgen dafür, daß unsere Männer beschäftigt sind, die Bevölkerungszahlen niedrig bleiben und Dinge wie Schwerter und Pokale ständig im Umlauf sind.«
    »Klingt ganz lustig«, sagte Vitello.
    »Es ist kein schlechtes Leben«, gab Haldemar zu.
    »Aber nicht so wie in den alten Tagen, was? Sich gegenseitig zu überfallen, macht nicht soviel Spaß, wie andere Völker zu überfallen.«
    »Nun, es ist sehr einsichtig von Euch, das zu erkennen«, sagte Haldemar. »Aber was bleibt uns anderes übrig? Unsere Waffen sind zu primitiv, und unsere Zahl ist zu klein, als daß wir die zivilisierten Planeten überfallen könnten, ohne einen Tritt in den Arsch zu bekommen, wenn ihr diesen Ausdruck entschuldigt.«
    Vitello nickte. »So war es bisher.«
    »So ist es immer noch«, sagte Haldemar. »Es sei denn, Ihr habt Gegenteiliges zu berichten.«
    Vitello sagte: »Habt Ihr denn noch nicht gehört, daß die Dinge sich ändern? Dramokles von Glorm hat Aardvark besetzt und Truppen nach Lekk geschickt. Baron John von Crimsole kämpft gegen ihn, ebenso wie mein Herr, Prinz Chuch, Sohn des Dramokles. Es wird Ärger geben, und von diesem Ärger könnt Ihr profitieren und Euren Spaß haben.«
    »Berichte darüber haben auch uns erreicht«, sagte Haldemar, »aber wir hielten es lediglich für einen Familienzwist. Wenn die Vanir in den Konflikt eingreifen, werden die verschiedenen Antagonisten sich gegen uns verbünden, wie sie das in der Vergangenheit auch immer getan haben.«
    »Diesmal ist es mehr als ein bloßer Familienstreit«, sagte Vitello. »Mein Herr Chuch will den Thron von Glorm für sich. Baron John und König Snint unterstützen ihn. Dieser Zwist kann nicht mehr beigelegt werden. Es wird Krieg geben.«
    »Na schön. Und was hat das mit uns zu tun?«
    Vitello lächelte verschlagen. »Prinz Chuch ist der Ansicht, daß ein interplanetarer Krieg ohne die Beteiligung der Vanir einfach unvollständig wäre. Er lädt Euch ein, an seiner Seite zu kämpfen.«
    »Aha!« Haldemar tat so, als denke er nach, und zupfte an seinem fettigen Bart. »Welche Anreize hat Prinz Chuch zu bieten?«
    »Einen gerechten Anteil an der auf Glorm zu erwartenden Beute.«
    »Versprechungen sind schnell gemacht«, sagte Haldemar. »Woher weiß ich, daß ich Eurem Herrn trauen kann?«
    »Sire, er sendet Euch außerdem einen Freundschaftsvertrag, den er bereits unterschrieben hat. Darin wird Euch das Recht zugesichert, auf Glorm zu rauben und zu plündern. In der alten Sprache der Erde ist so etwas als Lizenz zum Stehlen bekannt.« Vitello hielt den Vertrag hoch, eine mit rotem Band verschlossene und versiegelte Pergamentrolle. Haldemar berührte sie sanft, denn für Barbaren sind Schriftstücke etwas Heiliges. Doch er zögerte noch immer.
    »Welches andere Zeichen seiner Freundschaft schickt Prinz Chuch mir?«
    »Mein Raumschiff ist mit Geschenken für Euch und Eure Edlen beladen«, sagte Vitello. »Da sind Werkzeuge und Lego-Sets, Puzzle und Rätsel, Comic-Hefte, eine Auswahl der neuesten Rock-Schallplatten, Avon-Kosmetik für die Damen und vieles andere mehr.«
    »Das ist nett von dem Prinzen«, sagte Haldemar. »Wache! Sorge dafür, daß vor mir kein anderer an die Sachen herankommt. Denn wenn ein König bei solchen Dingen nicht den Vortritt hat, wozu ist er dann König? Am Besten, ich gehe gleich mit, um sicherzugehen.«
    »Sire, der Vertrag«, sagte Vitello.
    »Darüber sprechen wir später«, sagte Haldemar. »Zuerst will ich mir Eure Geschenke ansehen, und dann feiern wir unsere Freundschaft.«

22
    Haldemars Bankett war so reichhaltig, wie es die bescheidenen Ressourcen Vanirs erlaubten. Lange hölzerne Tische wurden aufgestellt, mit Bänken für den Adel an jeder Seite.

Weitere Kostenlose Bücher