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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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»Möchtest du etwas von meinem Wein?«
    »Sehr gern!« sagte Falf. Er lehnte seinen Strahlenspeer gegen einen verkrüppelten Baum und setzte sich neben Vitello.

20
    Als das Universum jung war und es ihm noch an Selbstsicherheit mangelte, gab es auf den übervölkerten Welten des galaktischen Zentrums eine Reihe primitiver Rassen. Eine davon waren die Vanir, Barbaren mit verwilderter Kleidung und seltsamen Bräuchen. Obwohl sie weit älter waren als manche anderen Zweige der Menschheit, nahmen sie doch nicht für sich in Anspruch, die älteste, die Ur-Rasse zu sein. Die Identität der ersten wirklichen Menschen ist noch immer umstritten, wenn auch die Lekkianer, ebenso wie andere, von sich behaupten, sie selbst seien es gewesen.
    Als die Vanir mit ihren grobschlächtig beplankten Raumschiffen in die Galaxis vordrangen, gelangten sie schließlich nach Glorm. Hier trafen sie auf die Ystradgnu, das Kleine Volk, wie es von den vielen Rassen, die größer waren, genannt wurde. Viele große Schlachten wurden zwischen den beiden geschlagen, aber schließlich waren die Vanir siegreich. Sie behielten die Vorherrschaft bis zur Ankunft der letzten Menschen, die von der öden und vergifteten Erde geflohen waren. Wieder gab es große Schlachten mit dem Ergebnis, daß die Vanir von Glorm vertrieben und hinaus auf den kalten äußersten Planeten des Hiesigen Systems verdrängt wurden. Bei den Ystradgnu hatte dieser Planet Wuullse geheißen, doch die Vanir nannten ihn nach sich selbst. Glorm und Vanir hatten seither viele Male gegeneinander Krieg geführt, besonders während der expansionistischen Phase des kurzlebigen Glormischen Imperiums. Seit dreißig Jahren herrschte nun ein bisweilen unsicherer Friede.
    Zum Zeitpunkt dieser Erzählung war Haldemar hoher König von Vanir, und sein Herz war von Grimm erfüllt. Oft lag Haldemar betrunken auf seiner Thag-Haut und träumte von der Beute, die ein schneller Raubzug nach Crimsole oder Glorm einbringen würde. Haldemar war besonders an Frauen interessiert: geschmeidige, parfümierte Frauen als Ersatz für die stämmigen Vanirmädchen, die im Bett im Augenblick der höchsten Ekstase immer nur sagten: »O ja, das macht Spaß.« Zivilisierte Frauen dagegen wollten mit einem über ihre Beziehungen reden, und das war aufregend für einen Barbaren, der mit einem Minimum an Beziehungen und einer Menge frischer Luft aufgewachsen war.
    Haldemar war nur ein einziges Mal in der Zivilisation gewesen, als Gast der GBC-Show »Berühmtheiten der Galaxis«. Haldemar erinnerte sich noch gut an die Aufregung und Hektik im Studio und daran, daß die Leute, die ihm Fragen stellten, auch tatsächlich seinen Antworten zuhörten. Das war der größte Augenblick in seinem Leben gewesen. Er würde alles dafür gegeben haben, wieder ins Showbusiness zurückkehren zu können. Mehrere Jahre hatte er auf einen Anruf seines Agenten gewartet.
    Doch dieser Anruf kam nicht, und Haldemar begann die wankelmütige Oberflächlichkeit der Menschen auf den warmen Planeten zu verachten. Es war sein sehnlichster Wunsch, mit seinen Raumschiffen über die dekadenten Zivilisationen der inneren Welten herzufallen. Doch die Völker der inneren Planeten waren in der besseren Position. Sie besaßen tödliche Waffen und schnelle Raumschiffe, die sie aus den Ruinen der Erde gestohlen hatten, und wann immer die Vanir eines von ihnen angriffen, verteidigten sie sich gemeinsam. Also hielt Haldemar sich zurück und wartete auf eine günstige Gelegenheit. Unterdessen zog er mit seinem Volk auf Vanir umher, auf der Suche nach gutem Weideland für die Luu. Dieses kleine, wilde, fleischfressende Zuchtvieh diente den Vanir als Fleisch- und Milchlieferant und verschaffte ihnen durch seine jährliche Mauser Stoff für ihre Kleidung.
    Und nun endlich war ein Emissär der Zivilisation zu ihm gekommen.
    Haldemar arrangierte sofort ein Treffen, so wie es das Protokoll verlangte. Wenn ihm auch das für den primitiven Menschen typische Mißtrauen gegenüber feinen Umgangsformen zu eigen war, hatte er als Barbar doch einen ausgeprägten Sinn für Rituale. Aufgeregt und voller Hoffnung ging er zu dem Treffen und zog für diesen Anlaß extra ein neues Luuhaut-Hemd an.

21
    Die Audienz fand in Haldemars Banketthalle statt. Haldemar hatte die Halle ausfegen und frische Binsenmatten auf den Boden legen lassen. Im letzten Augenblick erinnerte er sich an die Gepflogenheiten der Zivilisation und borgte sich von seinem Schreiber Sigrid Eigretnas zwei

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