Draußen wartet die Welt
Hause war. Wenn ich wieder zu Hause war. Ich musste schlucken, als mir klar wurde, wie natürlich mir dieser Gedanke zugeflogen war.
Ich klappte das Tagebuch zu und dachte an den Besuch meiner Mutter zurück. Daran, wie sie mich davor gewarnt hatte, meine Entscheidung wegen eines Jungen zu treffen. Sie hatte mir auch gesagt, dass wir leichter ohne Dinge auskommen konnten als ohne Menschen. Und sie hatte recht. Als ich darüber nachdachte, was ich vermissen würde, wenn ich wieder von hier fortging, fiel mir nicht der Fernseher ein, das Kino oder der Computer. Ich dachte an Tante Beth und Onkel John. An Rachel und ihre Familie. Und an Josh.
Voller melancholischer Gefühle schlief ich ein. Ich wusste, dass jede Entscheidung, die ich treffen würde, viele Abschiede bedeutete.
Kapitel 46
In den folgenden beiden Wochen versuchte ich, Joshs Rat zu befolgen, den er mir Anfang des Sommers gegeben hatte, und nur im Moment zu leben. Wir sprachen nicht mehr über die Möglichkeit, dass ich vielleicht bald fortgehen würde. Aber wenn wir uns abends aneinanderkuschelten, spürten wir eine innere Distanz, die uns ein klein wenig auf Abstand hielt.
Am Ende der zwei Wochen erreichte mich ein dünner Brief von meinem Vater.
Liebe Eliza,
Du hast uns nicht noch einmal geschrieben, um uns zu bitten, Deine Zeit ein weiteres Mal zu verlängern. Ich nehme daher an, dass Mrs Aster ihre Arbeit abgeschlossen hat und Du wieder nach Hause kommen kannst. Bitte teile uns in einem Brief Deine Pläne mit.
In Liebe,
Dad
Ich nahm den Brief am Sonntag mit zu Tante Beth. Sie überflog ihn und schaute mich an. »Hast du dich denn schon entschieden?«
»Ich muss immer noch über einiges nachdenken«, sagte ich. Sie drehte die Flamme unter dem Topf mit dem Eintopf kleiner und wir setzten uns an den Küchentisch. »Was denkst du, wie es zu Hause für mich sein wird?«
»Du wirst dich freuen, deine Freunde wiederzusehen«, antwortete sie. »Und ich glaube, dass du dich sehr schnell wieder an die Partys am Freitagabend gewöhnen wirst. Es wird schön sein, wieder mit deiner Familie zusammen zu sein.« Ich lächelte, als ich mir vorstellte, wie wir gemeinsam am Tisch saßen und ich James und Ruthie bei der Hand nahm, um das Tischgebet zu sprechen. »Natürlich wirst du auch das eine oder andere vermissen. Filme, Telefone, Josh.« Sie machte eine Pause, bevor sie hinzufügte: »Mich.«
»Darf ich denn immer noch Kontakt zu dir halten, obwohl du unter dem Bann stehst?«
Tante Beth nickte. »Es wird noch eine Weile dauern, bevor du eine Entscheidung wegen deiner Taufe treffen musst. Und deine Mutter wurde auch nicht von den Bezirksältesten bestraft, obwohl sie mich hier besucht hat. Deshalb denke ich, dass ich weiterhin deine Tante sein kann, auch wenn du dich der Gemeinde anschließt.«
Ich atmete erleichtert auf. »Da ist aber noch was, worüber ich nachdenke«, sagte ich. »Ich bin mir nicht sicher, wie mein Plan aussieht, wenn ich wieder zurück nach Hause gehe.«
»Wie hat dein Plan denn ausgesehen, bevor du hierhergekommen bist?«
Ich grinste. »Mein Plan war es, hierherzukommen.« Mit einem Mal empfand ich ein seltsames Gefühl der Freiheit. Meine Liste war abgehakt. Es war nichts mehr unerledigt. Nichts wartete mehr darauf, erlebt zu werden.
»Jetzt muss ich darüber nachdenken, was als Nächstes passieren soll.«
»Amische Frauen bleiben zwar meistens ganz nahe bei ihrem Zuhause, aber einige wagen sich zumindest ein bisschen in die Welt hinaus«, erwiderte Beth. »Als Lehrerin zu arbeiten, ist immer eine gute Möglichkeit. Und einige Amisch erhalten sogar die Erlaubnis, zur Schule zu gehen oder eine Ausbildung zu machen. Ich glaube, deine Eltern wären dafür durchaus offen.«
»Ich glaube, inzwischen wären sie das wirklich«, stimmte ich zu.
»Und es gibt ja auch noch andere berufliche Möglichkeiten, als nur zu unterrichten oder zu quilten«, fuhr Beth fort. »Ich habe meine Arbeit in der Bibliothek immer sehr gerne gemacht. Und als ich von zu Hause fortgegangen bin, haben auch zwei meiner Freundinnen außerhalb gearbeitet. Holly war Sprechstundenhilfe bei einem Tierarzt und Regina hat eine Ausbildung zur Hebamme gemacht. Ich glaube, dass dir zu Hause mehr Möglichkeiten offenstehen, als dir bewusst ist.«
Ich hatte mir immer vorgestellt, dass mein Leben als Erwachsene genauso verlaufen würde wie das meiner Mutter. Aber allmählich kam ich zu der Überzeugung, dass es vielleicht gar nicht so sein musste.
»Und vergiss
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