Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Draußen wartet die Welt

Draußen wartet die Welt

Titel: Draußen wartet die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Grossman
Vom Netzwerk:
standen.
    Oben, in Janies Zimmer, war das Bett mit Plüschtieren übersät, die Bücherregale mit Puppen gesäumt. Die Wände in Bens Zimmer zierten längliche Dreiecke aus Stoff. Auf einigen standen Städtenamen, auf anderen Worte wie »Cubs«, »White Sox« oder »Yankees«. Ich nahm an, dass »Yankees« hier nicht dasselbe bedeutete, wie wenn meine Freundinnen und ich das Wort benutzten.
    »Hier ist dein Zimmer«, sagte Rachel, und die beiden Kinder stritten sich darum, wem die Ehre gebührte, die Tür zu öffnen. Ein Bett, das genauso groß war wie das, das ich mir mit Ruthie teilte, stand gegenüber der Tür und war mit einem Quilt in leuchtenden Farben bedeckt. Ich erkannte das typische Blockmuster. Es war das erste, das ich beim Quilten gelernt hatte.
    Rachel stand neben mir. »Den habe ich vor ein paar Jahren bei einer amischen Frau in Lancaster gekauft«, sagte sie. Ich hatte nicht erwartet, endlich in die englische Welt zu reisen, um dort unter einem amischen Quilt zu schlafen, aber die Vorstellung war irgendwie tröstlich.
    Vor der linken Wand stand eine Kommode. Mein Vater hätte sicher missbilligt, dass das Holz taubenblau gestrichen war, aber mir gefiel es. Neben dem Bett befand sich ein Tisch aus demselben blauen Holz. Die Lampe war elektrisch, und ich lächelte bei dem Gedanken, bis spät in die Nacht zu lesen. Neben der Lampe stand eine Uhr, die statt Zeigern leuchtend rote Ziffern hatte. Unter dem Fenster befand sich ein Schreibtisch mit mehreren Schubladen und Fächern, eine kleinere Version unseres Schreibtischs zu Hause.
    »Ich hoffe, es gefällt dir«, sagte Rachel.
    »Das ist das schönste Zimmer, das ich je gesehen habe«, erwiderte ich. Rachels Mann trat ins Zimmer und stellte meine Reisetasche und den Stoffbeutel neben die Kommode. »Vielen Dank, Mr Aster«, sagte ich. Die Kinder kicherten und ich korrigierte mich schnell: »Es tut mir leid. Es heißt Dr. Aster, richtig?« Die Kinder kicherten erneut, und ich sah, wie Rachel und Sam ein Lächeln austauschten.
    »Nein, das ist es nicht«, entgegnete er. »Aster ist Rachels Nachname. Sie hat ihren Mädchennamen behalten, als wir geheiratet haben.« Erneut spürte ich ein aufgeregtes, überraschtes Kribbeln. »Mein Nachname ist Morgan und so heißen auch die Kinder. Aber nenn mich bitte Sam.«
    »Lassen wir Eliza erst mal ein bisschen Zeit, sich einzugewöhnen«, sagte Rachel.
    »Moment«, erwiderte ich und erinnerte mich an die Geschenke in meiner Tasche. »Ich habe etwas für Ben und Janie.« Janie hüpfte auf mich zu und streckte gierig ihre Hände aus, während ich in meiner Tasche kramte. Ben blieb ein paar Meter entfernt stehen, aber er sah mindestens genauso ungeduldig aus. Ich reichte ihnen jeweils ein Päckchen und sah zu, wie Janie das Papier aufriss und auf den Inhalt starrte.
    »Es ist eine Puppe«, sagte ich, überrascht, dass ich es erklären musste. Kates Mutter stellte sie im traditionellen Amisch-Stil her und verkaufte sie in den Souvenirläden in der Stadt. Diese Puppe trug ein violettes Kleid, eine weiße Schürze und eine schwarze Reisehaube.
    Janie drehte die Puppe immer wieder in ihren Händen hin und her und fragte schließlich: »Und wo ist sie?«
    Plötzlich verstand ich. »Amische Puppen haben keine Gesichter«, erklärte ich.
    Janie nickte ernst und strahlte mich dann an. »Kann ich ihr eins aufmalen?«
    »Nein, kannst du nicht«, sagte Rachel und nahm Janie die Puppe aus der Hand. »Wir setzen sie zu deiner Puppensammlung ins Regal. Danke, Eliza, sie ist wunderschön.«
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit Ben zu, der inzwischen das Papier seines Geschenks aufgerissen hatte. Als ein handgeschnitzter Eisenbahnwaggon aus Holz unter dem Papier hervorkam, lächelte er. Er drehte den Waggon um und schaute auf die glatte Unterseite. »Wie funktioniert der?«
    »Na ja«, erwiderte ich, »eigentlich macht er gar nichts. Er ist nur …« Ich unterbrach mich, enttäuscht über die Reaktionen der Kinder. Ben und Janie rannten aus dem Zimmer und ließen Rachel mit beiden Geschenken in den Händen zurück. »Ich schätze, sie haben die Geschenke nicht verstanden«, sagte ich.
    »Eines Tages werden sie das. Sie müssen noch sehr viel lernen.«
    »Das muss ich auch«, erwiderte ich.

 
Kapitel 12
    Ich brauchte nur ein paar Minuten, um auszupacken. Ich legte meine neuen TShirts und kurzen Hosen zusammen und verstaute sie ordentlich in zwei der blauen Schubladen. Die Blusen und die Kakihose hängte ich in den Schrank, zusammen mit

Weitere Kostenlose Bücher