Dray Prescot 01-Transit nach Scopio
Ich empfand einen lächerlichen Stolz bei dem Gedanken, daß die Männer mir Loyalität schuldig waren, ohne daß ich die Peitsche schwingen mußte, und wenn ich mir vorstellte, daß sie vielleicht auch eine gewisse Zuneigung zu mir empfanden, hätte ich kein Mensch sein müssen, um mich darüber nicht zu freuen.
Dies alles aber war ein armseliger Ersatz für meinen Verlust.
Die Klansleute hielten keine Sklaven. Ich brauchte also nicht einzuschreiten und Sklaven zu befreien – ein Vorgang, der Tränen, Verwirrung und Tragödien ausgelöst hätte. Hier auf der großen Ebene wäre die Loyalität zwischen Mann und Mann und zwischen Mann und Frau durch die Sklaverei nur gestört worden. Wir ritten wie der Wind, und wie der Wind waren wir hier und dort. Der Mystizismus war ein ständiger Begleiter auf den großen Ebenen unter den sieben kregischen Monden.
Die meisten Obi-Herausforderungen wurden auf einem Reittier ausgefochten; daß ich bei meinen ersten Kämpfen auf beiden Beinen stehen durfte, hatte mir einen Vorteil verschafft, den ich erst später erkannte. Ein Klansmann lebt im Sattel. Wenn ein Mann und eine Frau sich bei der einfachen Hochzeitsfeier verbanden, ritten sie zusammen auf ihren Tieren davon – eine natürliche Erweiterung ihres bisherigen Lebens. Dabei kam es ihnen darauf an, in den Sonnenuntergang der roten Sonne zu reiten – und nicht etwa in das Licht der grünen Sonne. Das konnte ich verstehen. In den vielen Sprachen Kregens – ich beherrschte die Sprache der Klansleute bald so fließend wie das Kregische – gab es viele verschiedene Namen für die rote und die grüne Sonne und für die sieben Monde und die verschiedenen Phasen dieser Monde. Es möge mir erlaubt sein, im Bedarfsfall die passendsten Namen zu verwenden; denn Namen sind wichtig auf Kregen, wichtiger als auf der Erde. Mit einem Namen, mag sich ein primitiver Mensch vorstellen, verfüge er über das Wesen des benannten Gegenstandes. Namen wurden nicht leichtfertig vergeben und genossen Respekt. Ja, Namen sind wichtig und sollten nie übergangen werden.
Ich möchte nun nicht mehr allgemein über die Klansleute von Segesthes berichten, sondern auf einen bestimmten Tag im Vorfrühling zu sprechen kommen (– ja, die kregischen Jahreszeiten laufen wie die unseren ab: es gibt eine Zeit des Säens, eine Zeit des Wachstums und eine Zeit der Ernte und des Ruhens; doch die Doppelsonne veränderte diesen elementaren Zyklus langsam von Jahr zu Jahr). Ich ritt an der Spitze einer Jagdgruppe. Die Männer waren glücklich und sorglos, denn das Leben war angenehm, und bei den Klansvölkern hieß es, man hätte nie zuvor einen größeren Kriegsherrn, keinen mächtigeren Vovetier oder wilderen Zorcander gehabt als Dray Prescot.
Wir waren viele Meilen nach Süden vorgestoßen und hatten das schimmernde Meer weit hinter uns gelassen – die Klansleute hatten keinen Namen dafür, denn sie waren Bewohner der großen Ebene. Wir konnten neuerdings in unser Weideland unbekannte Gebiete einschließen, die uns die Verschmelzung mit dem Klan von Longuelm erschlossen hatte. Das war einer der Gründe für meine Diplomatie gewesen.
Doch nun waren wir in eine Gegend vorgedrungen, die selbst den Männern von Longuelm unbekannt war; unsere Gruppe sollte nicht nur jagen, sondern auch kundschaften.
Rückblickend muß ich meinen Leichtsinn tadeln oder meine schlechte Strategie. Aber hätte unser Vorreiter nicht übersehen, was er hätte melden müssen, ehe er starb, wären all die nachfolgenden Ereignisse nicht eingetreten, und sie würden jetzt nicht meine Stimme hören.
Überall um uns war Frühlingsgrün, als wir uns zwei runden Hügeln näherten, auf denen Bäume wuchsen. Für uns waren Bäume immer ein untrügliches Zeichen, daß es in der Nähe Wasser gab – eine willkommene Abwechslung in der Eintönigkeit der Ebene. Die Luft duftete angenehm frisch, wie immer in den schönen Gegenden dieses Planeten. Die Doppelsonne leuchtete, ihr grünes und rotes Feuer warf farbige Doppelschatten, an die ich mich längst gewöhnt hatte.
Wir ritten frische Zorcas; eine Gruppe ungeduldiger Voves folgte uns als kleine Herde. Einige Packtiere – Calasnys und kregische Esel – trugen unsere Vorräte und die Ausrüstung, die wir für unser Lager benötigten. Ja, das Leben war angenehm und frei – für mich und all die jungen Männer, die mir folgten.
Der heranzischende Pfeilregen tötete vier meiner Männer und meinen Zorca, der mich in den Staub warf. Ich war sofort
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