Dray Prescot 01-Transit nach Scopio
wieder auf den Beinen, doch schon zog sich ein Netz um meinen Kopf zusammen. Ich sah, wie seltsam aussehende Wesen Netze über uns warfen, und hieb verzweifelt mit dem Schwert um mich – doch dann traf mich ein Knüppel am Kopf, und ich stürzte bewußtlos zu Boden.
Ich war kaum überrascht, als ich wieder zu mir kam und feststellte, daß ich bis auf einen Lendenschurz nackt war, daß man mir die Hände auf dem Rücken zusammengebunden und mich mit dem Rest meiner Männer zusammengefesselt hatte.
Wir wurden hochgescheucht und mußten marschieren.
Die Wesen, die uns aufgelauert hatten, stanken bemerkenswert. Sie waren knapp vier Fuß groß, hatten ein dichtes braunes Fell, das an den Spitzen schwarz schimmerte, und jedes hatte sechs Gliedmaßen. Die beiden unteren Beine steckten in groben Sandalen, das obere Paar trug Speere, Netze, Schwerter und Schilde, und die beiden mittleren Organe schienen je nach Bedarf einzugreifen. Die Wesen hatten geschlitzte Tuniken aus hellgrünem Stoff an – der Farbe der grünen Sonne von Antares –, und auf dem zitronenförmigen Kopf mit den aufgedunsenen Wangen und dem schlaffen Maul trugen sie ulkige flache Kappen aus grünem Samt. Sie hielten ihre Speere, als wüßten sie damit umzugehen.
»Alles in Ordnung, Zorcander?« fragte einer meiner Männer, und der nächste Wärter begann wie ein Hund zu knurren und versetzte ihm einen Schlag über den Kopf. Er schrie nicht auf. Er war ein Klansmann.
»Wir müssen zusammenbleiben, meine Klansleute!« rief ich, und ehe mich das Untier schlagen konnte, erhob ich die Stimme und brüllte: »Wir schaffen es, Freunde!«
Die Speerspitze traf mich seitlich am Kopf, und eine Zeitlang stolperte ich geblendet und betäubt dahin.
Das Lager, in das wir gebracht wurden, enthielt prunkvolle Zelte mit farbenfrohen Markisen, und überall deuteten Reichtum und Luxus darauf hin, daß die Jagdgruppe sich das Leben auf der großen Ebene so bequem wie möglich machen wollte. Reihen von Zorcas, mit Leinen zusammengebunden, standen anderen Reittieren gegenüber, achtbeinigen Wesen, die den Voves nicht unähnlich waren, außer daß sie kleiner und leichter wirkten und nicht ganz so wild aussahen – ihnen fehlten die Hörner und Fänge. Wie ich feststellte, wurden unsere Zorcas ebenfalls ins Lager gebracht und bei den anderen angebunden. Die Voves dagegen hatten unsere Häscher wohlweislich in Ruhe gelassen. Ich lächelte.
Ein Mann trat aus einem Zelt, baute sich breitbeinig davor auf, die Hände in die Hüften gestemmt, und betrachtete uns mit einer Mischung aus Herablassung und Arroganz. Er war sehr hellhäutig und dunkelhaarig und trug elegante Lederkleidung, die ebenso grün war wie die Wamse der Wesen, die uns gefangen hatten.
Ich kam zu dem Schluß, daß es mir Spaß machen würde, dem Mann den Hals umzudrehen; etwas, das die Trübheit meiner Tage aufhellen konnte.
Er wandte sich um; das Zelt war das prunkvollste im ganzen Lager. Wir standen niedergeschlagen und nackt im Staub.
»Hallo, meine Prinzessin!« rief der Mann. »Die Ochs haben Beute mitgebracht, die dir vielleicht gefällt.«
Na bitte, dachte ich, sie haben sogar eine Prinzessin dabei!
Die Prinzessin kam vor das Zelt.
Ja, sie war schön. Auch jetzt noch muß ich bekennen, daß sie schön war. Zuerst fiel einem das Haar auf, gelb wie reifes Korn auf der Erde, von der Morgensonne beschienen. Ihre Augen waren so blau wie die Kornblumen, die in diesem Feld zu finden sein mochten. Ich weiß noch genau, wie ich sie an jenem Tag im Zelteingang erscheinen sah, stolz auf uns herabblickend, die wir als ihre Gefangenen in den Staub gestoßen worden waren.
Sie trug ein smaragdgrünes Kleid, das Hals und Arme und ihre Beine vom Knie an freiließ. Um den Hals schimmerte eine Smaragdkette, die eine ganze Stadt wert sein mochte. Sie blickte auf uns herab und rümpfte die Nase, als stiege ein widerlicher Geruch von uns auf. Sehr schön und befehlsgewohnt sah sie aus an jenem Tag.
Ich hob das Gesicht und blickte sie an.
Der Mann kam herüber und versetzte mir einen Tritt.
»Wende deinen Blick in den Schmutz, wenn die Prinzessin Natema vorbeigeht.«
Ich blickte noch immer zu ihr auf, obwohl der Mann sehr fest zugetreten hatte.
»Wünscht sich die Prinzessin nicht Bewunderung?«
Der Lackaffe drehte durch. Er begann wie wild nach mir zu treten. Ich rollte mich zurück, doch dabei kamen mir die Fesseln in den Weg. Ich hörte die Prinzessin einen zornigen Ruf ausstoßen. Dann fragte sie: »Warum
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