Dray Prescot 03-Der Schwertkämpfer von Scorpio
Boden, als die Pfeilschützen des Ruderers in schnellem Rhythmus gekonnt gegen sie vorgingen.
Ich mußte mich anstrengen, die vorderen Reihen der Sklaven zu erreichen, doch nach wenigen Sekunden schob ich den Körper eines Sklaven zur Seite, der soeben von einem Langschwert niedergestochen worden war. Ich trat vor, meine Klinge im Kampfgriff der Krozairs von Zy erhoben.
Die Klingen wurden gekreuzt. Ein Pfeil streifte mir durch das Haar. Ich hüpfte hin und her. Trotz des Knochengriffs war das Schwert gut ausbalanciert, und ich spürte, wie es das Kettenhemd des ersten Magdagers durchstieß. Er sank zur Seite. Ein anderer nahm seine Stelle ein, und ich schlug ihm über dem Helmvisier das Gesicht ein. Immer mehr Pfeile sirrten an mir vorbei – doch plötzlich erkannte ich, daß einige Geschosse auch in die andere Richtung gingen. Vor mir warf abrupt ein Oberherr die Hände in die Luft und ließ das Schwert fallen. Aus seinem rechten Auge ragte ein Pfeil.
Seg Segutorio hatte endlich eine Waffe gefunden, mit der er umzugehen wußte, und griff aktiv in den Kampf ein.
Der Kampfausgang mag auf die überwältigende Masse der Sklaven zurückzuführen sein. Es waren etwa dreihundert Magdager an Bord gewesen: Oberherren, Oberherren zweiter Klasse, Soldaten und die Mannschaft. Von allen schien der Kapitän des Ruderers als einziger noch am Leben zu sein, als ich die Rampe zum unteren Rammbug erreichte. Es war eine phantastische Szene. Überall an Deck des Ruderers drängten sich nackte Sklaven und heulten und brüllten wie die Verrückten – und verrückt waren sie in diesem Augenblick ja auch.
Ich wußte, wie sie empfanden.
Der vorgestreckte Bug des Ruderers hing über dem wasserumspülten Deck des Handelsschiffs, das einmal zwei Masten gehabt hatte. Die beiden Stümpfe ragten bizarr aus den Trümmern an Deck. Das Vorderdeck hatte ziemlich unter Varterbeschuß gelitten. Diese Waffen waren im Bug der Galeere für meinen Geschmack etwas zu hoch angebracht und waren auf Steingeschosse eingestellt. Das Heck des Handelsschiffs, ein eindrucksvolles, doppelstöckiges Bauwerk, lag voller Trümmer vom Hauptmast. Überall waren Leichen zu sehen.
Der Kapitän des Ruderers starrte zu mir empor – ein großer, kräftiger Magdager mit dickem Kettenhemd und ungewöhnlich langem Schwert. Im Kreis um ihn lagen neben niedergestreckten Sklaven auch verschiedene Männer in Rüstungen und Halbrüstungen – Söldner, die an Bord des Handelsschiffs gedient hatten.
»Heil!« rief er zu mir empor.
Er schwenkte sein Schwert in einer Geste, mit der er mich aufforderte: »Komm doch herab, damit ich dich in Stücke hauen kann!«
Er wußte, daß er bei den aufgebrachten Sklaven keine Überlebenschance hatte.
Er stammte aus Magdag – doch er war ein mutiger Mann, und obwohl ich die Grünen haßte, wußte ich den Mut eines Mannes zu schätzen.
Ich sprang zu ihm hinab.
Mit dem einfachen Lendenschurz war ich gegenüber seiner Rüstung im Nachteil. Doch seiner Erkenntnis, daß er bald sterben mußte, und seiner verzweifelten Entschlossenheit, einen guten Kampf zu liefern und mutig zu sterben, vermochte ich meine eigene Entschlossenheit entgegenzusetzen – das Rot gegen das Grün.
Unsere Klingen kreuzten sich einmal, und ich spürte die Kraft seines Arms.
Das Breitschiff, das unentwegt Wasser zog, ruckte unter unseren Füßen.
»Du wirst sterben, Sklave, und zu deinen Freunden eingehen!«
Ich antwortete nicht. Wieder trafen unsere Schwerter aufeinander. Ich versuchte, bei der Trennung einen Hieb zu landen, doch trotz des unruhigen Decks war er schneller und wich meinem Schlag aus. Er ging zum Angriff über, begierig, mich zu töten und möglichst viele Gegner mit sich in die Eiswüsten von Sicce zu nehmen.
In diesem Augenblick stieß ein Sklave über uns einen begeisterten Ruf aus: »Jikai! Mach ihn fertig, Pur Dray, Lord von Strombor, Krozair!«
Die Klinge des Rudererkapitäns bebte. Er wich zurück. Auf seinem Gesicht erschien ein Ausdruck der Wut und Verzweiflung.
»Du ...«, sagte er gepreßt. »Du bist Lord von Strombor ..., Krozair!«
Ich gab mir keine Mühe zu antworten. Ich spürte das behäbige Schwanken des Breitschiffs unter mir und wußte, daß es jeden Augenblick untergehen konnte. Unsere Klingen prallten mit schrillem Laut gegeneinander. Er war geschickt und kräftig, doch ich hatte es jetzt eilig, und nach einem hastigen Schlagwechsel zog er den kürzeren.
»Das Schiff geht unter!« rief jemand.
Unter wildem Geschrei
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