Dray Prescot 03-Der Schwertkämpfer von Scorpio
Trommeldeldar ein Doppelsignal auf seiner Baß- und Tenortrommel, woraufhin in perfektem Gleichklang die Ruder der Backbord- oder Steuerbordbänke ins Wasser tauchten und kurz durchzogen, um den Ruderer weiter mit vorgerecktem Bug am Breitschiff zu halten.
Ich blickte zum emporgereckten Heck hinauf und verdrängte den instinktiven Gedanken an die ähnlich aussehende Form eines Skorpionschwanzes.
Die reichverzierten Schmuckborten am Schiff boten mir guten Halt. Als sich meine nackten Füße festhakten und ich mich hinaufstemmte, folgte mir Seg. Wir waren beide unbewaffnet. Ich trug das einfache braune Tuch, das ich dem Sorzart abgenommen hatte, während Seg noch in seinen grauen Sklavenschurz gekleidet war. Vorsichtig legte ich eine Hand auf das Deck unter der Reling. Eines der Steuerruder verlief über mir. Vorsichtig hob ich den Kopf und sah mich um.
Der Steuerdeldar lehnte auf seinem Ruder, bereit, zusammen mit seinem Kollegen auf der anderen Seite und mit Hilfe der gelegentlichen Ruderschläge den Bug des Ruderers am Breitschiff zu halten. Der Trommeldeldar saß bestimmt mit schlagbereit erhobenen Stöcken da, und der Rudermeister hockte in seiner kleinen Nische am Rand des Achterdecks. Ein Offizier – eine prachtvolle Gestalt in grüner Seide, die mit Goldspitze besetzt war – schlenderte hin und her und schien mit sich zufrieden zu sein. Ich verfluchte sein schwarzes, magdagisches Herz.
Nicht minder vorsichtig ließ ich mich wieder hinab.
Seg sah mich gespannt an. Er hatte angewidert das Gesicht verzogen. »Die stinken ja!« sagte er.
»Allerdings.«
Ruderer werden nach Plänen gebaut, die von Werftarchitekten verschiedenen Kalibers stammen. Dieses Modell war mir bekannt, so daß ich mich an Bord mühelos orientieren konnte. Wir verschafften uns Zugang zur unteren Achterkabine – die auf einem irdischen 74-Kanonen-Schiff Waffenraum heißen würde – und trafen niemanden an. Hinter der Tür, die zur unteren oder Thalamite-Ruderbank führte, befanden sich die Streitkräfte, die ich brauchte.
Als ich durch den Spalt der Doppeltür blickte, sah ich dicht vor mir einen Peitschendeldar, und ehe er sich auch nur umdrehen konnte, umklammerte ich ihn mit eisenhartem Griff und ließ ihn bewußtlos zu Boden sinken.
Die Sklaven starrten mich mit matten Augen an. Ihr Haar war verfilzt und stand ihnen wirr vom Kopf ab, ein klares Zeichen, daß der Ruderer schon längere Zeit auf See war, denn wenn ein Schiff in Magdag ablegt, sind die Köpfe seiner Rudersklaven glattrasiert.
Seg rannte auf den anderen Peitschendeldar zu.
Beim Dienst auf dem Unterdeck lösten sich die Peitschendeldars regelmäßig ab – es sei denn, sie waren strafversetzt worden.
Der Mann, den ich ausgeschaltet hatte, trug ein Messer bei sich. Ich brauchte nur wenige Sekunden, um das Schloß der großen Kette zu öffnen, an der alle Fußketten befestigt waren.
Der mir am nächsten sitzende Sklave sah mich verwirrt an. Sein Rücken wies die Spuren seiner Tätigkeit auf. Auch der Mann neben ihm hob den Kopf, der Mund klaffte auf und offenbarte verfaulende Zähne und dicke, zitternde Lippen. Er murmelte etwas vor sich hin.
Die Sklaven schienen am Ende ihrer Kräfte zu sein. Würden sie sich auflehnen – würden sie sich gegen ihre Herren wehren, wie es unbedingt erforderlich war, wenn wir Erfolg haben wollten?
Diese Sklaven waren nicht fähig, die große Kette von sich zu werfen, rachedurstig ihre Fußfesseln zu schwingen und sofort alle Zwänge der Sklaverei abzulegen. Diese Männer mußten erst sehen, was sich erreichen ließ. Allerdings befanden sich normalerweise im Unterdeck die besonders schwierigen Sklaven, die Unruhestifter, die harten Typen. Hatte ich etwa einen katastrophalen Fehler gemacht?
Im nächsten Augenblick löste sich ein Mann aus der Doppelreihe emporgereckter Gesichter. Seine Kette hinter sich herziehend, kletterte er auf den Mittelgang und starrte mich an.
»Pur Dray!«
Ich erkannte ihn nicht. Doch er schien mich zu kennen. Schon spürte ich die Veränderung bei den Sklaven. Ich hörte das Wort »Krozair!« und hob hastig die Hände.
»Ruhig! Befreit euch von den Fesseln. Die große Kette ist offen. Haltet die Ruder waagerecht – ihr wißt schon. Wir befreien eure Kameraden oben – und zwar leise! «
Natürlich konnten sie den Mund nicht halten.
Kaum war der erste traumatische Schock der Befreiung vorbei, kaum erkannten sie, daß ihr Sklavendasein vielleicht vorbei war, gab es kein Halten mehr.
Nackte Körper,
Weitere Kostenlose Bücher