Dray Prescot 03-Der Schwertkämpfer von Scorpio
von Rapas bevölkert wurde, hatten diese Wesen zu Tausenden umgebracht und sich zu Oberherren aufgeschwungen. Und der Anführer dieses neuen Volkes, ein gewisser Umgar Stro, hatte den Verräter Forpacheng gedungen und bezahlt. Und jetzt hatte Umgar Stro seine Absicht offenbart, den Landstreifen in der Nähe seiner Hauptstadt Plicla zu beherrschen und danach die gesamten Unwirtlichen Gebiete in seine Gewalt zu bekommen, einschließlich der Ostküste mit den Stützpunkten der Pandahemer und der Vallianer. Kühn hatte er verkündet, er werde später auch über die Stratemsk vorstoßen und alles besiegen, was sich dahinter befinden mochte.
Natürlich war das Binnenmeer, das Auge der Welt, diesen Menschen nur aus vagen Überlieferungen bekannt.
»Und Delia befindet sich in einem Turm in Plicla. Möge der verschleierte Froyvil sie beschützen.«
»Bist du sicher?« fragte ich Naghan, als Segs besorgte Worte verklungen waren.
»Ich weiß nicht sicher, ob die Gefangene deine gesuchte Prinzessin ist«, sagte Naghan. »Ich habe sie nicht zu Gesicht bekommen.« Er war klein und kräftig und wirkte seltsam bleich um die Augen. Er hatte sich mit eingeöltem Ton das Gesicht verunstaltet, doch bei vernünftigem Licht hätte ihn niemand für einen Barbaren aus Umgar Stros Stamm gehalten. Er hatte sein Leben riskiert, um mir diese Information zu bringen, und ich war ihm dankbar. »Ich kann dir aber alle nötigen Informationen über den Turm geben – was das Äußere angeht! Sobald du drinnen bist ...« Er breitete die Hände aus.
Umgar Stro.
Das Gebiet zwischen den Stratemsk und der Ostküste war nach dem Zusammenbruch des Walfargreiches zu einer kulturell und politisch zersplitterten Zone geworden. Das Erbe, das Walfarg hinterlassen hatte – die vorzüglichen Landstraßen, die gemeinsame Währung, die Waffenkenntnisse, ein einheitliches Gesetzeswerk, das die Barbaren natürlich sofort zerstörten, eine Religion, die auf der Verehrung des Weiblichen basierte –, all diese Elemente hatten die Auflösung und Zersplitterung des Landes eher gefördert als verhindert.
»Wenn ich erst in Umgar Stros Turm bin«, sagte ich zu Naghan, »bin ich zufrieden.«
Er blickte mir ins Gesicht und wandte sich unruhig ab.
»Wie heißt die barbarische Nation, die auf Impitern gegen Hiclantung kämpft?«
»Sie kommen aus Ullardrin, das irgendwo im nördlichen Teil der Stratemsk liegt – und sie werden Ullars genannt.«
»Wir müssen fliegen, Dray«, sagte Seg.
»Ja«, sagte ich. Allerdings hatten die Männer aus Hiclantung etwas gegen das Fliegen, und es gab nur wenige Corths in der Stadt. Diese Tiere wurden von Adligen und Ratsherren eher zum Vergnügen gehalten; das normale Volk und die Soldaten haßten Flugtiere aller Art, und der Grund dafür war durchaus verständlich. Ihre Vorfahren hatten endlos gegen die Luftbarbaren gekämpft, ein Krieg, der auch jetzt noch nicht beendet war. Sie hatten wirksame Taktiken und Waffen gegen Impiter und Corths entwickelt, und nur durch Forpachengs Verrat waren sie an jenem schicksalhaften Tag in die Rolle des Verlierers gedrängt worden.
Wir eilten in die Stadt zurück.
Weinend versuchte Thelda, mich von meinem Plan abzubringen. Sie habe doch gesehen, wie Delia in den See fiel, und wenn ich diesen Turm aufsuchte, käme ich bestimmt nicht wieder!
Doch es war wichtiger, daß ich den Umgang mit einem Corth lernte, und ich schob sie zur Seite und rief nach Seg. Hwang hatte darauf bestanden, uns seine beiden besten Vögel zur Verfügung zu stellen, und wir suchten den dicken Nath auf, um uns unterweisen zu lassen.
Alle behandelten uns, als wären wir verrückt, und man sagte uns höflich, aber kopfschüttelnd Remberee, ehe wir aufsteigen durften.
Ich sagte Seg, daß ich seine Begleitung nicht wünschte, doch er lachte nur.
»Ich muß zugeben, daß ich noch keinen Schwertkämpfer erlebt habe wie dich! Doch so geschickt du dich mit dem Langbogen auch anstellen magst, mit dieser Waffe übertriffst du mich nicht; und du brauchst einen Bogen, du wirst sehen. Also komm ich mit.« Er starrte mich an, und sein hageres, gebräuntes Gesicht, das verständnisvolle Leuchten in seinen blauen Augen und die wilde, schwarze Haarmähne waren ein herzerfrischender Anblick. »Auch ich schätze deine Delia Majestrix«, fügte er gelassen hinzu.
Ich brachte einen Augenblick lang kein Wort heraus und ergriff seine Hand. Ich war nicht so dumm, die Worte auszusprechen, die mir auf der Zunge lagen – daß ich nämlich
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