Dray Prescot 03-Der Schwertkämpfer von Scorpio
keuchend, und ihr Körper bebte. »Bitte, Sie sind die Königin, eine große Königin. Sie haben Pläne mit Ihrer Stadt, und ich werde Ihnen dabei helfen, das schwöre ich ... Aber ich muß Umgar Stros Turm finden, Lilah. Wenn mir das nicht erlaubt ist, kann ich auch nichts anderes tun.«
Da sah sie mich mit mörderischem Blick an und sprang auf. Ich ahnte, daß sie mich ohne weiteres umbringen lassen konnte.
Sie öffnete den Mund, doch da steckte eine Palastsklavin – ein hübsches Mädchen in einem goldgefaßten, grauen Sklavenschurz – den Kopf durch die Tür und sagte: »Lady Thelda aus Vallia ...« Schon wurde sie zur Seite geschoben, und Thelda marschierte herein.
Wir erstarrten. Ich muß gestehen, daß ich trotz meines natürlichen Ernstes in diesem Augenblick am liebsten laut losgelacht hätte.
Denn die beiden Frauen standen sich starr gegenüber, mit wogendem Busen und vorgestrecktem Kinn. Ihre blitzenden Blicke kreuzten sich wie zwei Rapiere – so erregten sie sich über einen häßlichen Mann, der am liebsten beide losgewesen wäre und sich auf die Suche nach seiner wahren Geliebten gemacht hätte.
Soviel über die Qualen der Schönheit.
Königin Lilah hätte Thelda und mich wohl jederzeit in ein dunkles Verlies werfen und zu Tode foltern können. Doch sie sagte nur mit vernichtender Vornehmheit: »Bedeutet dir diese ... diese Frau ... irgend etwas, Dray?«
»Ich habe großen Respekt vor Lady Thelda«, sagte ich schlicht. Vor meinem inneren Auge sah ich einen nächtlichen Himmel, windzerzauste Wolken und Umgar Stros Turm. Ich konnte nicht länger warten. »Ich schätze sie ebenso sehr wie Ihre königliche Person, Lilah. Nicht mehr – und nicht weniger.«
»Oh, Dray!« Der Ausruf hätte von jeder der beiden Frauen kommen können.
»Ich muß fort.«
Instinktiv legte ich die Hand auf den Schwertgriff – eine Geste, bei deren Anblick sich Lilahs Gesicht zornig rötete. Ein so unmögliches Benehmen war sie in ihrem zivilisierten Palast wohl nicht gewöhnt. Thelda kam auf mich zu und umfaßte meinen Arm. Sie blickte die Königin herablassend an.
»Ich bin für das Wohlergehen meines Lords von Strombor verantwortlich«, sagte sie, »nachdem seine Verlobte, Prinzessin Majestrix von Vallia, tot ist.«
Ich ließ sie nicht weitersprechen, sondern drehte meine Hand herum, preßte ihr den Arm zusammen, lächelte Lilah an und sagte entschlossen: »Ich stehe ewig in Ihrer Schuld, Lilah, denn Sie haben mich und meine Freunde gütig aufgenommen. Doch jetzt muß ich mich auf die Suche nach Umgar Stro machen und ihn notfalls umbringen. Damit täte ich wohl auch Ihnen einen großen Gefallen, und ich bitte Sie daher, Thelda ungeschoren zu lassen und mich nicht zu behindern. Ich bin Ihr guter Freund und wünschte mir nicht, euch die Tiefe meiner Feindseligkeit offenbaren zu müssen.«
Große Worte, die aber ihre Wirkung nicht verfehlten.
Als ringe sie sich zu einem Entschluß durch, nickte die Königin und entspannte sich. Sie hatte eine gute, wenn auch etwas hagere Figur, doch das erhöhte nur die majestätische Wirkung ihrer Gestalt. Sie hob eine Hand an die Brust und preßte sie auf das Herz. Ich sah, wie sich ein riesiger, blitzender Diamant in ihr Fleisch drückte.
»Also gut, Dray Prescot. Räche dich an Umgar Stro. Ich werde nichts vergessen. Ich werde hier sein, wenn du zurückkehrst. Dann unterhalten wir uns weiter; was ich vorhin sagte, war ernst gemeint.«
»Daran zweifle ich nicht.«
»Was Sie angeht, Lady Thelda, würde ich Ihnen raten, Ihre Zunge etwas im Zaum zu halten. Verstehen Sie mich?«
Ehe Thelda in ihrer Erregung etwas Falsches antworten konnte, preßte ich ihr die Finger in die Hand, so daß sie zusammenzuckte. Dann zog ich sie aus dem Raum.
Lilah, eine großartige Erscheinung im Lampenlicht, rief mir nach: »Ich wünsche dir alles Gute, Dray Prescot! Remberee!«
»Remberee, Lilah!« antwortete ich.
Als wir draußen waren, riß sich Thelda von mir los und sagte: »Dieser weibliche Cramph! Ich würde ihr am liebsten die Augen auskratzen!«
Da mußte ich schließlich doch lachen.
13
Es war dunkle Nacht und ein scharfer Wind wehte. Seg und ich waren gestartet, ehe die Zwillingsmonde am Himmel erschienen. Im Schein der Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln sahen wir unter uns die schlafende Stadt, deren Wachttürme zum Himmel aufragten. Unruhige Männer hielten dort Ausschau nach gefährlichen Angreifern, und nur der schwache Lampenschein aus den schmalen Schießscharten
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