Dray Prescot 04-Die Armada von Scorpio
Pandos Sachen auf dem Rücken eines Packesels.
»Du beleidigst mich, Obolya. Aber da ich dich nicht deiner letzten Zähne berauben möchte, so schwarz und übelriechend sie auch sind, werde ich nicht gegen dich kämpfen.«
Die Zuschauer begannen zu grölen. Naghan der Bauch rannte schwitzend herbei und versuchte brüllend, uns wieder an die Arbeit zu treiben. Aber Obolya widersetzte sich, und Naghan erkannte, woher der Wind wehte; er zog sich hastig zurück und schwitzte noch mehr, weil er nun die Sicherheit der Karawane gefährdet sah, für die er verantwortlich war. Wieder begannen die Zuschauer zu brüllen, als Obolya seinen Speer hinwarf und sich zusammenkauerte. Er ließ eine lange Reihe von übelsten Makki-Grodno-Flüchen vom Stapel. Dann näherte er sich, um mir, wie er wollüstig verkündete, den Kopf abzureißen und ihn mir zwischen die Arschbacken zu stecken.
Er würde mich nicht umbringen, was er umgekehrt auch nicht von mir annahm. Bei unserem Kampf ging es einzig und allein um unsere Position in der Hierarchie der Karawanenwächter.
Ich reichte Pando den Langbogen. »Halt ihn über dem Boden, Pando. Der Bogen ist wertvoller als dieser Kleesh.«
Ein Kleesh ist ein übelriechendes, widerwärtiges Tier – und der Name führte dazu, daß Obolya schnurstracks zum Angriff überging. Sein Wutgebrüll entsprach dem eines Leem in einer Fallgrube.
Er stürmte los.
Er versuchte mich gegen seinen Brustpanzer zu drücken und mich in dieser Stellung zurückzubeugen, bis ich um Gnade flehte. Ich trat zur Seite und wollte ihm die Faust gegen das Kinn knallen – aber Obolya war nicht mehr da. Er war überraschend schnell. Er traf mich höher an der Brust, als er beabsichtigt hatte, denn ich hatte mich geduckt. Und das war mein Glück, denn ein Schlag seiner kräftigen Arme hätte mir den Atem geraubt.
»Dray!« brüllte Pando erregt.
Ich verzichtete darauf, mir die Brust zu reiben, wo sich der Schmerz ausbreitete, drehte mich herum, fing seinen Schlag mit erhobenem Unterarm ab und hieb Obolya mit aller Kraft ins Gesicht. Er sank auf ein Knie. Ich versetzte ihm einen Handkantenschlag in den Nacken, so daß er reglos ins Gras sank.
Einer der Zuschauer schrie auf. Ein anderer fluchte im Namen Armipands. Ein dritter lachte.
In Wahrheit war mir die kleine Übung gerade recht gekommen, und ich bedauerte schon, daß ich Obolya so schnell ausgeschaltet hatte. Eine kleine Schlägerei wäre mir gerade willkommen gewesen, denn es dauerte ungewöhnlich lange, bis ich meine alte Form zurückgewann. Die Phokaym und die Klackadrin hatten mehr an mir gezehrt, als ich angenommen hatte.
Pando bückte sich und nahm einen gelben Gegenstand aus dem Gras. Er hielt mir das Gebilde vorsichtig hin.
»Dies ist dir aus dem Lendenschurz gefallen, Dray.«
Ich nahm das Ding. Es war ein fünfzehn Zentimeter langer Zahn, den ich mir zur Erinnerung aus dem Kiefer eines Phokaym gebrochen hatte. Ich wollte die Spitze schon wieder einstecken, als ich Pandos neugierigen Blick bemerkte.
»Was ist das, Dray? Sieht aus wie ein ... ein Risslacazahn.«
Wenn ich ihm verriet, woher der Zahn kam, würde er mir nicht glauben. Niemand, der mich nicht kannte, hätte mir geglaubt.
»Es ist wirklich ein Risslacazahn, Pando. Hier.« Ich gab ihm den Zahn. »Behalte ihn als Erinnerung an diesen Kampf. Jungen sammeln doch alles – ich möchte wetten, daß deine Freunde so etwas nicht besitzen.«
Pando griff eifrig danach. Doch als er den Zahn in der Hand herumdrehte, sagte er: »Der junge Enky hat einen Risslacazahn, der fast so groß ist. Und Wil hat eine Klaue, die sein Vater angeblich einem Risslaca abgeschnitten hat.«
Pando plapperte unentwegt über den Kampf. Ich nahm meinen Bogen zur Hand, legte einen Pfeil auf und ging wieder auf meinen Posten. Einige Wächter, die schon Obolyas Fäuste zu schmecken bekommen hatten, halfen ihm auf. Ich sah, daß er verwirrt den Kopf schüttelte und dann schwerfällig auf die Beine kam. Die Karawane hatte während des Zwischenfalls nicht haltgemacht; wir waren schon im Einflußgebiet von Pa Weinob.
Ich sagte: »Laß nur deine Mutter nicht hören, wenn du ›Die Bogenschützen von Loh‹ singst«, sagte ich zu Pando. »Du bist immerhin erst neun Jahre alt.«
Als ich seinen tadelnden Blick sah, fuhr ich fort: »Ich selbst finde das Lied großartig, und vor mir darfst du es auch singen, wann du willst.«
Ein Ruf von der Spitze der Karawane, dem eine Reihe schriller Schreie folgte, zeugte von neuem Ärger. Ich
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