Dray Prescot 04-Die Armada von Scorpio
Blut und sank zusammen.
Obolya war wieder auf den Füßen und starrte mich düster an.
»Wie viele sind es denn noch, Obolya, in Zairs Namen!«
»Genug, daß ich dir meine Schuld abtragen kann, Dray Prescot.«
Ich hatte keine Zeit, mich über diese Bemerkung zu wundern. Die Banditen bedrängten uns, und wir Wächter verdienten uns redlich unseren Lohn. Als ich es geschafft hatte, Pando zwischen ein paar Esel zu drängen – die weitaus friedlicher sind als die Calsanys –, und als eine weitere Banditengruppe niedergekämpft war, begann ich zu hoffen, daß wir gewinnen konnten.
Die Räuber hatten uns hier am Rand der kultivierten Gebiete aufgelauert – in der Annahme, daß unsere Wachsamkeit nach der langen Reise nachlassen würde. Doch Naghans lautes Geschrei, das die Wächter anfeuerte, dazu Obolyas dämonenhafter Kampfstil und schließlich mein Langschwert, das keinen Gegner ungeschoren ließ – dies alles war zuviel für sie.
Langsam senkte sich der Staub, den die fliehenden Preysanys aufgewirbelt hatten.
Ich eilte zu einem Preysany, aus dessen Sattel ein Mann hing; ein Fuß war noch in den Steigbügel verhakt. Ich löste ihn von dem Tier und schwang mich in den Sattel.
Naghan brüllte: »Du brauchst sie nicht zu verfolgen, Dray! Die haben die Schnauze voll! Die kommen nicht mehr zurück!«
Ich ritt zu einem anderen Preysany hinüber, der an dem blutigen Kragen seines Gon knabberte, seines früheren Herrn. Der abgetrennte Kopf lag ein Stück weiter im blutbefleckten Gras. An diesen Mann erinnerte ich mich. Ich nahm die Zügel und zog das Tier fort, das mir zögernd folgte.
Ich sagte zu Naghan dem Bauch: »Ich beanspruche diese beiden Preysanys für Pando und mich. Einverstanden?«
Er rückte seinen mächtigen Bauch im Sattel zurecht, runzelte die Stirn und nickte schließlich. »Du sollst sie haben, Dray Prescot – es ist mir ein Vergnügen. Nach den Bedingungen unseres Vertrages gehören sie mir, wie du weißt. Ich werde sie dir von deinem Lohn abziehen.«
»Naghan!« brüllte ich. »Du bist der widerwärtigste Halsabschneider, der mir je begegnet ist!«
Er lachte und wischte seine Speerklinge ab, was ihm großen Spaß zu machen schien. Ich lachte nicht, sondern rief: »Hai!« Naghans Zorca fuhr zusammen und sprang in die Höhe. Der Aufseher wurde in gestrecktem Galopp über die Ebene getragen. Verzweifelt klammerte er sich fest, um nicht herunterzufallen.
Hinter mir erklang dröhnendes Gelächter, und als ich mich umdrehte, erblickte ich Obolya, dessen haariges Gesicht zu einem boshaften Grinsen verzogen war.
»Der Umgang mit dir ist wahrhaft nicht leicht, Dray Prescot.«
Auf meinem Gesicht zeigte sich keine Überraschung. Der Kampf, den wir eben hinter uns gebracht hatten, war ein einfaches Grenzscharmützel gewesen, ein Kampf, von dem man kein großes Aufhebens machen sollte – jedenfalls war er nicht mit den großen Schlachten meines Lebens zu vergleichen. Aber natürlich kann man in einer solchen Auseinandersetzung ebenso leicht umkommen wie in einer großen Schlacht.
»Das ist wahr, Obolya. Jeder, wie er es verdient.«
Er musterte mich einen Augenblick lang und ging dann seiner Aufgabe als Söldnerwächter nach – er suchte die toten Gegner nach Wertsachen ab. Damit war ich voll und ganz einverstanden. Die Beute war mühsam genug verdient worden. Aber als ich sah, daß Pando ebenfalls Leichen fledderte, wollte ich ihn wütend zu mir rufen. Mir schauderte bei dem Gedanken, was Tilda über sein Verhalten sagen würde – aber dann hielt ich mich zurück. So war das Leben. Sollte Pando sich ruhig die Toten ansehen, um die Härte des Lebens kennenzulernen – dann war er später vielleicht nicht so schnell bereit, einen Streit vom Zaum zu brechen oder einen Gegner umzubringen.
Ich ging zurück, um nach dem großen Mann zu sehen, den ich gerettet hatte. Doch zuvor rief ich Pando noch zu: »Gib dich nicht mit Kleinigkeiten ab, Pando! Nimm die besten Stücke!«
Unterwegs zog ich drei Banditen die Ringe ab. Das Blut erleichterte mir die Arbeit; die Schmuckstücke glitten leicht ab. Hätte ich die Finger abhacken müssen, um an die Ringe zu kommen, ich hätte es getan. Ich brauchte Bargeld für meine Passage nach Vallia.
Die Fahrer brachten die Gespanne wieder in Ordnung, und nach kurzer Zeit setzte sich die Karawane wieder in Bewegung.
Der große Mann, der noch immer unversorgt und über und über mit Blut verschmiert war, wurde quer über einen der Preysanys gelegt, die ich erworben
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