Dray Prescot 05-Der Prinz von Scorpio
ist ein widerlich stinkendes Wesen, und der Aragorn zeigte die erhoffte Reaktion.
Sein Gesicht verzog sich wütend, er brüllte los und ließ die Reitgerte herabsausen.
Ich trat vor, zog seinen Fuß aus dem Steigbügel, riß ihn hoch – ohne mich um sein Hüftgelenk zu kümmern – und schleuderte ihn in hohem Bogen über meine Schulter in den Staub. Dann eilte ich zu ihm und trat ihm voll mit dem Fuß ins Gesicht. Seine Halswirbel knackten. Unwillkürlich zog ich den Kopf ein.
Der Wurfspieß fuhr mir über den Rücken und grub sich mit solcher Wucht in den Boden, daß der Schaft abbrach. Ich achtete nicht weiter darauf, sondern sprang zur Seite, drehte mich um und musterte die fünf verbleibenden Söldner. Einer war bereits in Aktion getreten, trieb seinen Zorca mit grausamen Sporenhieben an und galoppierte auf mich zu. Sein Rapier war tief angesetzt und sollte mich durchbohren. Ich löste mich aus der Toga, ließ sie einmal um den Arm wirbeln, so daß sich die Rapierklinge darin verfing, und duckte mich zur Seite.
Inzwischen begannen auch die anderen Aragorn zu reagieren. Bibi und ihr Begleiter, ein netter junger Bursche mit hagerem Gesicht und fröhlich blitzenden Augen, kauerten sich erschrocken zusammen. Ich blickte die Straße hinunter. Von Thisi keine Spur.
Die Aragorn hatten gesehen, daß ich unbewaffnet war, und gingen kein Risiko ein, daß ich etwa ihren Kameraden erreichte, der mit blutigem Gesicht sterbend auf der Straße lag. Söldner wissen, was es bedeutet, einem gefallenen Gegner eine Waffe abzunehmen. Sie brüllten laut durcheinander, stießen Drohungen und Flüche aus und setzten mir genau auseinander, was sie mit mir und dem Rest des Dorfes machen wollten.
Zwei Aragorn griffen an, während ein dritter fluchend seinen Zorca zu bändigen versuchte. Ich mußte mich ducken und zur Seite springen. Sie begannen mich zu verspotten und stimmten ein Kriegsgeschrei an, das darauf hindeutete, daß sie mich doch ernst nahmen. Sie hatten erkannt, daß sie hier keinen hilflosen Greis bekämpften.
Die große Überraschung, die Ungeheuerlichkeit, daß ein alter Mann einen Aragorn aus dem Sattel zog und ihm das Genick brach, war abgeklungen. Jetzt bedrängten sie mich und waren bereit, mich vor sich her zu treiben, mich zu jagen, mit mir Katz und Maus zu spielen.
Mit meinen Ausweichmanövern hielt ich mich links. Die Aragorn rissen ihre Tiere herum – und dazu waren die spindeldürren Beine der Zorcas auch bestens geeignet. Auf ihre Reitkünste verstanden sie sich, die Aragorn! Doch ich hatte mich freigekämpft, machte kehrt, sprang los und saß im nächsten Augenblick auf dem Hinterteil des nächsten Zorca, legte dem Reiter einen Arm um den Hals und zerrte ihn nach hinten. Ich mußte mich beeilen. Wenn ich die Männer richtig einschätzte, war ihnen das Schicksal ihres Kameraden ziemlich gleichgültig.
Ich brach dem Aragorn das Rückgrat und griff nach seinem Rapier. Doch er hatte sich schmerzerfüllt aufgebäumt, und meine Hand stieß ins Leere. Ich mußte loslassen und mich von dem Zorca gleiten lassen.
Ein Wurfspieß bohrte sich knapp über meinem Scheitel in den Rücken des Toten.
Wieder auf dem Boden tanzte ich nun förmlich zwischen Wurfspießen herum.
Wieder riskierte ich einen Blick zum anderen Ende der Straße. Endlich war Thisi in Sicht, die sich mit meinem Schwert abmühte.
Die Calsanys waren unruhig und drängten sich durcheinander, und die beiden gefesselten Gefangenen wurden herumgezerrt, und ich sah, daß sie sich gleich zwischen mir und Thisi befinden würden. Ein Zorcareiter erblickte Thisi. Er stieß einen Wutschrei aus und zog einen Wurfspieß aus dem Köcher an seinem Sattel. Ich sah, wie Bibi den Mund öffnete, doch ihr Schrei ging im Gebrüll der Aragorn unter. Ihr Begleiter taumelte vorwärts und warf sich gegen den Zorca des Speerschleuderers. Der Wurfspieß verfehlte sein Ziel. Die Calsanys drückten sich gegen Bibis Freund, der zu Boden ging. Der Zorcamann riß wutschnaubend sein Tier auf der Hinterhand herum und zog sein Rapier. Bibi zerrte ihren Mann zwischen die Calsanys. Ich konnte sie zunächst sich selbst überlassen, aber nicht lange.
Ich rannte auf Thisi zu.
»Hier, Drak! Opaz möge dich schützen!«
»Danke, Thisi«, brachte ich heraus.
Dann nahm ich die Waffe. Nie zuvor hatte sich ein Schwertgriff so gut angefühlt!
Ich machte kehrt.
Es waren noch vier – und sie waren absolut nicht in der Lage, eine Niederlage hinzunehmen. Sie hatten die Bevölkerung
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