Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums
Herstellung tatsächlich noch echte Bäume benutzt wurden, druckte die Einladungen aus und steckte sie in Umschläge. Als er wieder hochsah, stand Enderby am gekrümmten Fenster und blickte hinaus. Die unzähligen Lichter der Unterstadt beleuchteten sein Profil und ließen es weicher erscheinen. Er wirkte unsicher, fremd und irgendwie verloren.
Enderby stand in seinem Büro und gab sich dem Ausblick hin. Er hatte nichts mehr zu tun.
Alles war erledigt.
Martinez fragte sich, ob ein so erfolgreicher Mann wie Enderby am Ende seines Lebens Bedauern empfand. Sein Klan gehörte der höchsten Kaste an, und er hatte seinem Namen alle Ehre gemacht. Seine Herkunft war ihm zwar bei verschiedenen Beförderungen behilflich gewesen, doch niemand hatte einen Anspruch darauf, automatisch den Rang eines Flottenkommandeurs zu erreichen. Er war reich, sein Haus konnte stolz auf ihn
sein, seine Kinder hatten sich gut im Leben eingerichtet und entwickelten sich prächtig. Klar, seine Frau stellte ein Problem dar, doch die Ermittler hatten sich die allergrößte Mühe gegeben, deutlich zu machen, dass die Unterschlagungen der Ehefrau keinen Makel im Lebenslauf des Offiziers hinterlassen durften.
Vielleicht liebte er sie sogar, überlegte Martinez. Die Heiraten unter den Peers wurden gewöhnlich von den Familien arrangiert, doch manchmal waren auch echte Gefühle im Spiel. Vielleicht war es im Falle des Kommandeurs die Liebe, die man bereuen musste, und nicht die Heirat.
Dies war jedoch nicht der Augenblick, über das Privatleben des Flottenkommandeurs zu spekulieren. Für Martinez galt es nun, seine ganze Überredungskunst und den Charme einzusetzen, in dessen Genuss sonst nur Stabsfeldwebel Taen kam.
Jetzt oder nie, dachte er.
»Mein Lord?«, begann er.
Enderby zuckte erschrocken zusammen und drehte sich um. »Ja, Martinez?«
»Sie sagten gerade etwas, das ich aber leider nicht verstanden habe.«
Der jüngere Offizier wusste nicht recht, wie er das Gespräch einleiten sollte und hoffte, auf diese Weise zu einer stillschweigenden Übereinkunft zu kommen, dass Enderby es selbst begonnen hatte.
»Habe ich etwas gesagt?«, fragte Enderby überrascht. Er schüttelte den Kopf. »War sicher nichts Wichtiges.«
Verzweifelt bemühte sich Martinez, das Gespräch in Gang zu halten. »Die Flotte wird nun eine schwierige Phase durchmachen.«
Enderby nickte. »Gut möglich. Allerdings hatten wir genug Zeit, uns vorzubereiten.«
»In der Zukunft werden wir Anführer wie Sie brauchen.«
Enderby verzog geringschätzig das Gesicht. »Ich bin nicht unersetzlich.«
»Nun, da bin ich anderer Meinung, mein Lord, mit Verlaub.« Martinez machte einen vorsichtigen Schritt auf den Vorgesetzten zu. »Ich hatte die Ehre, in den letzten Monaten eng mit Ihnen zusammenzuarbeiten, und hoffe, Sie werden mir verzeihen, wenn ich sage, dass Ihre Fähigkeiten meiner Ansicht nach eine seltene Gabe sind.«
Wieder zuckte es um Enderbys Mundwinkel. Er zog eine Augenbraue hoch. »Sie haben aber noch nicht mit anderen Flottenkommandeuren zusammengearbeitet, oder?«
»Dafür jedoch mit vielen anderen Menschen und zahlreichen Peers. Und …« Martinez steckte jetzt tief im Schlamassel. Das klebrige Zeug stieg ihm schon bis zu den Achselhöhlen. Er schnappte nach Luft und sprach eilig weiter. »… und ich habe gesehen, wie beschränkt die Fähigkeiten vieler anderer Menschen sind. Sie dagegen blicken weit, mein Lord, und sind von unschätzbarem Wert für den Dienst und …«
Martinez unterbrach sich, als Enderby ihn scharf anblickte.
»Leutnant«, sagte der Vorgesetzte, »könnten Sie jetzt bitte zur Sache kommen?«
»Ich will damit sagen, dass …«, stammelte Martinez. »Dass …« Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und zerrte ihn aus seinen Schuhen ans Tageslicht. »Ich hatte gehofft, Sie überzeugen zu können, Ihren Rückzug aus dem Dienst noch einmal zu überdenken.«
Er hatte darauf gehofft, dass Enderbys Blick weicher würde und echte Anteilnahme zeigte. Vielleicht eine väterliche Hand auf seiner Schulter und eine zögernde Frage: Bedeutet es Ihnen wirklich so viel?
Doch Enderbys Miene verhärtete sich, er atmete tief ein und stand kerzengerade da. Beim Sprechen reckte er das Unterkinn vor und entblößte makellos weiße Zahnreihen.
»Wie können Sie es wagen, mein Urteilsvermögen infrage zu stellen?«, sagte er.
Martinez ballte die Hände zu Fäusten, bis die Fingernägel in die Handflächen schnitten. »Lordkommandeur, ich wollte nur sagen, dass
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