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Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Titel: Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Körper und ihre gertenschlanke Anmut, die eleganten Hände und das schöne, heitere Gesicht mit der reinen Haut, und fragte sich, ob er ein Kunstwerk vor sich sah, die geübte Reaktion einer Frau, die ihre Pflichten ihrem Clan gegenüber kannte und erfüllte, ganz egal, welchen Abscheu sie innerlich empfand, oder ob hinter ihren Worten tatsächlich ein echtes Gefühl steckte. Ob sie hinter dem Brokat und der Eleganz eine dieser alptraumhaften Gestalten war, die sich um den Futtertrog drängten, oder ob sie das war, was sie zu sein schien: ein schönes und sanftes Menschenwesen.
    Selbst wenn das Erste zutraf, selbst wenn Habgier und Berechnung hinter der Maske steckten – was kümmerte es ihn? Es war nur gerecht, dass Martinez sich nun auch an den Trog drängte und verschlang, was immer er schnappen konnte. Ein Posten unter Michi Chen war ein hervorragender Appetitanreger.
    Falls Terza aber tatsächlich war, was sie zu sein schien, dann war es sogar noch besser, und er hatte Glück gehabt. Sula hatte ihn einmal den glücklichsten Menschen im Universum genannt. Auf jeden Fall hatte er das Glück gehabt, Sula zu entkommen. Vielleicht war Terza Chen ein weiterer Glücksfall.
    In der Ferne rief der Gong zum Essen. Die Hochzeitsgäste wanderten nun zum Ballsaal, wo die Tafel gerichtet war.
    Er blickte Terza in die Augen und legte seine Hand auf ihre Finger. »Vergessen Sie nicht«, sagte er, »Sie hatten die Gelegenheit, rechtzeitig davonzulaufen.«
    Leicht drückte ihre Hand auf seinen Arm – nicht die Hand der Frau, die er liebte, sondern die Hand einer Fremden. Martinez drehte sich um und ging mit Terza dem Schicksal entgegen, das sie beide erwartete.
     
    Sulas Nachforschungen über die Genbank offenbarten kein Schlupfloch in den Regelungen, die auf dem Planeten galten, und nach einer Weile glänzten ihre Tränen auf dem Display. Als ihr Kommunikator zirpte, fuhr sie erschrocken auf, wischte die verweinten Augen mit dem Handrücken trocken und meldete sich. Ein paar Minuten später quittierte sie den Empfang einer Reihe von Befehlen aus der Kommandantur.
    Damit war ihr Urlaub offiziell beendet, denn sie sollte sich am nächsten Morgen bei Flottenkommandeur Ro-dai melden, dem Leiter einer Einrichtung, die »Zentrallogistik« hieß und in einem Bürogebäude in der Unterstadt residierte.
    Sula wärmte den Tee vom Morgen wieder auf und rührte Rohrzuckersirup hinein, während sie die Befehle anstarrte, die auf dem steifen Papier der Kommandantur ausgedruckt waren. Sie werden angewiesen, sich um 09:01 Uhr in Raum 890 des Dix-Gebäudes zu melden … diese sachliche Nüchternheit, das beigefarbene Papier, die scharf gedruckten Buchstaben, die Direktheit und Klarheit der Befehle – irgendwie gab es den Ausschlag.
    Sie würde das Stück zum Shelley-Palast laufen und Martinez aufsuchen, sie würde wenn nötig ein Gespräch erzwingen, indem sie behauptete, Befehle von der Kommandantur zu haben. Einen passenden Umschlag besaß sie ja jetzt. Sie würde Martinez sagen, dass sie nicht die echte Lady Sula war, sondern eine Hochstaplerin, die deren Platz eingenommen hatte, und sich seiner Gnade ausliefern.
    Schlag mich, spuck mir ins Gesicht, zeig mich an … oder heirate mich.
    Die Entscheidung würde bei ihm liegen.
    Die Idee war so gefährlich, dass sie auf einen Schlag hellwach war und sich ihr die Haare sträubten. Es war eine Befreiung, endlich das Geheimnis loszuwerden, das ihr Leben vergiftet hatte.
    Sula wusch sich das Gesicht und schminkte sich. Sie schob die Befehle in den Umschlag zurück und versuchte, das Siegel zu flicken, aber dann dachte sie, es sei sowieso nicht wichtig. Es waren ja auch nicht Martinez’ Befehle.
    Sie hatte neue Hoffnung geschöpft, richtete sich auf und setzte die Uniformmütze auf. Mit dem knisternden Umschlag in der linken Hand verließ sie die Wohnung und hörte im Geiste einen Trommelwirbel, als sie im militärischen Schritt über das Pflaster lief, an der Ecke zackig abschwenkte und bis vor die Tür der Martinez marschierte.
    Auf ihr Läuten öffnete eine unansehnliche Dienerin der Schwestern. »Ich möchte Kapitän Martinez sprechen«, sagte sie. »Befehl von der Kommandantur.«
    Die Dienerin hatte gerötete Wangen und verkniff sich ein Lächeln, was Sula verriet, dass sie ein amüsantes Geplauder unterbrochen hatte.
    »Kapitän Martinez ist leider nicht hier, meine Lady«, erklärte die Dienerin. »Ich nehme an, er ist bei seiner Verlobten.«
    »Ich meinte Lord Gareth, nicht Lord

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