Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
doch nicht überwinden konnte. Auf dem Tisch im Flur leuchtete ein Lämpchen auf ihrem Kommunikator. Irgendwann in der langen verzweifelten Nacht hatte sie den Kommunikator angewiesen, sämtliche Anrufe zurückzuweisen und sich darauf zu beschränken, alle verfügbaren Informationen über die Genbank der Peers zusammenzusuchen. Sie lud die Informationen in ihr Ärmeldisplay und betrachtete sie im Taxi und während sie auf den Beginn ihrer Vernehmung wartete.
Sobald sie entdeckte, dass das Gesetz genau dem entsprach, was Martinez ihr schon beschrieben hatte, wurde sie wütend. Nicht nur auf Zanshaa, sondern auch auf dem Beschleunigerring und selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass sie an einem anderen Ort im System heirateten, wurde den Peers ein Tropfen Blut abgenommen. Anschließend suchte Sula nach Welten, wo Peers sich ohne Genbank zusammentun konnten, und fand heraus, dass es beinahe dreißig waren, darunter Dandaphis, Magaria, Felarus, Terra und Spannan, wo sie zur Welt gekommen war.
Sula konnte Martinez’ Antrag nicht annehmen und zugleich darauf bestehen, dass sie auf einer dieser obskuren Welten heiraten müssten. Es musste doch eine Ausnahme von der Regel geben. Sie ließ ihren Computer in allen verfügbaren Datenbanken nach Regeln, Paragrafen und Bildern suchen, die irgendwie mit der Genbank der Peers zu tun hatten.
Dann war es Zeit, ihre Aussage zu machen, und der Anwalt der Versicherungsgesellschaft erwies sich als passender Blitzableiter für ihre Wut. »Haben Sie diese Frage nicht schon zweimal gestellt? Haben Sie meine Antwort beim ersten Mal nicht gehört? Sind Sie taub oder ein Idiot?«
Der Anwalt der Blitsharts tat so, als missbilligte er diesen Ausbruch, freute sich aber insgeheim über die Abreibung, die sein Kollege abbekam. Die Freude ließ rasch nach, als er selbst an der Reihe war. »Was ist das für eine schwachsinnige Frage? Wenn ich einen Kadetten hätte, der so beschränkt ist wie Sie, dann würde ich ihm empfehlen, zu den Naxiden überzulaufen, damit er ihre Pläne sabotiert.«
Danach fühlte sie sich vorübergehend erleichtert und später nur noch ausgebrannt. Sie kehrte in die Wohnung zurück, trank eine Tasse kalten Tee und aß etwas von den Lebensmitteln, die sie eigentlich für sich selbst und Martinez gekauft hatte.
Als sie allein in der stillen Wohnung saß, drängte ihr Kummer wieder in den Vordergrund.
Sie fand, sie hätte ihm vertrauen sollen. Sie hätte ihm sagen können: »Ich bin nicht die echte Lady Sula. Sie ist gestorben, und ich habe ihren Platz eingenommen. Falls jemand die Akten der Genbank überprüft, fliege ich auf.«
So weit hätte sie Martinez vertrauen können. Sie hätte ihm nicht einmal sagen müssen, wie Sula gestorben war.
Doch sie hatte es nicht über sich gebracht, Martinez überhaupt etwas zu erzählen, nicht einmal einen Bruchteil der Wahrheit, und jetzt war es zu spät. Falls er jemals bereit gewesen war, zu ihr zu halten, dann hatte sie es sich inzwischen gründlich verscherzt.
Vipsanias Hochzeit war so prächtig, wie es die kurze Vorbereitungszeit und die ausgedünnte Bevölkerung der Hohen Stadt überhaupt erlaubten. Die Feier fand im Palast von Lord Eizo Yoshitoshi statt, dem Vater des Bräutigams. Roland sorgte für eine kleine Verzögerung, weil er einige Minuten zu spät eintraf. Das brachte ihm ein grimmiges Stirnrunzeln von Lord Yoshitoshi ein, der sich im Kreise seiner neuen Verwandten mit einer Haltung aufgebaut hatte, als prüfte er die Luft auf üble Gerüche.
Nachdem Roland sich entschuldigt hatte, suchte das Paar zusammen mit ausgewählten Vertretern beider Familien den Standesbeamten auf. Ein Cousin aus dem Hause Yoshitoshi trug die rote und weiße Schärpe eines Richters beim Obersten Berufungsgericht und leitete die kurze offizielle Zeremonie. Als das Brautpaar zurückkehrte, war der Empfang schon in vollem Gange, eine Cree-Band spielte raffinierte Arrangements alter Standards, und lai-ownische Kellner in makellosen weißen Jacken reichten Getränke und Kanapees herum.
Martinez hatte sich gern auf den Ausflug zum Standesbeamten eingelassen, weil er dabei nichts weiter zu tun hatte als schweigend herumzustehen und zuzuschauen. Auf dem Empfang reagierte er eher gereizt, weil er dort zu allen Anwesenden besonders höflich sein musste.
Er hoffte, Sula würde auftauchen, sich ihm zu Füßen werfen und ihn um Vergebung bitten, die Kleidung vor Kummer zerfetzt und die Beine blutig, weil sie auf den Knien zum Palast gekrochen
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