Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
sie, »und die Maschinen sind für ein so kleines Schiff recht groß. Die modulare Konstruktion, die es dem Besitzer erlaubt, Mannschafts- und Frachtbereiche neu zu gestalten, ist eigentlich unnötig teuer. Dann wurde mir klar, dass die Schiffe von vornherein nicht für den Einsatz als Frachter geplant waren.«
Chen betrachtete die Zeichnungen noch einmal und zuckte zusammen. Ein relativ kurzer Aufenthalt in einer Werft würde ausreichen, um die Frachtmodule und Mannschaftsquartiere zu entfernen, um sie durch Raketenbatterien, erweiterte Mannschaftsunterkünfte und Kampfstationen mit Strahlenschutzwänden zu ersetzen, die das Innere gegen explodierende Antimaterieraketen abschirmten.
Nach einigen fieberhaften Berechnungen richtete Lord Chen den Blick auf die Torminel »Wie viele dieser Schiffe waren es noch einmal?«
»Zehn, mein Lord.«
»Zehn Kriegsschiffe.«
»Ja, mein Lord«, unterbrach Ahn-kin und übernahm wieder die Gesprächsführung. »Sobald sie mit Waffen und Besatzungen ausgerüstet sind, dürften sie annähernd einer mittelgroßen Fregatte entsprechen. Zwölf bis vierzehn Raketenwerfer, ein oder zwei Pinassen, rund ein halbes Dutzend Defensivlaser und etwa achtzig Mann Besatzung.«
»Zehn Fregatten … «, keuchte Lord Mondi. Der Torminel hatte seine gebildete Aussprache völlig vergessen und lispelte wie ein Kind.
Fregatten waren die kleinste Klasse der echten Kriegsschiffe, doch sobald sie die beachtliche Flotte ergänzten, die der Feind jetzt schon in Magaria zusammengezogen hatte, drohte den Verteidigern eine schreckliche Übermacht.
»Erkennen Sie, was dies bedeutet?«, fragte Lord Pezzini mit knallrotem Gesicht. »Es bedeutet …«
»Mein Lord«, unterbrach Tork nachdrücklich, »ich muss alle in diesem Raum bitten, sich in Gegenwart der Offiziere mit Spekulationen zurückzuhalten. Solange der Vortrag nicht beendet ist, sollten Sie sich auf Fragen und Kommentare beschränken, die unmittelbar mit Kapitän Ahn-kins Ausführungen zu tun haben.«
Es gab ein längeres Schweigen, das schließlich Lady Seekin brach.
»Wie sicher sind Sie?«
Die Geheimdienstoffiziere wechselten einen Blick und zögerten, ehe sie sich vor einem so erlesenen Publikum festlegten. Leutnant Kijjalis rang sich zu einer Antwort durch. »Ich bin völlig sicher, dass meine Analyse zutrifft. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, dass ich mich irre, doch meine eigene Gewissheit liegt in der Größenordnung von neunzig Prozent.«
»Ich pflichte dem bei«, fügte Ahn-kin hinzu.
»Ich ebenfalls«, schaltete sich Lord Chen ein. Die Ausschussmitglieder blickten ihn fragend an. »Ich besitze mehrere Schiffe«, fuhr er fort, »und bin mit dem Schiffsdesign vertraut.« Er tippte auf sein Display. »Abgesehen von der Bewaffnung und den Schutzvorrichtungen für die Besatzung sind dies Kriegsschiffe. Eine Werft der Flotte könnte sie schnell umrüsten.« Er wandte sich an Ahn-kin. »Können Sie abschätzen, wie weit die Konstruktion dieser Einheiten gediehen ist?«
»Mindestens zwei müssten inzwischen vollendet sein«, erklärte Ahn-kin. »Ich denke da an die beiden Schiffe, die in Loatyn gebaut wurden. Sie waren bereits in der Erprobungsphase, als die Rebellion ausbrach. Da Loatyn kurz danach zum Feind übergelaufen ist, müssen wir davon ausgehen, dass die Schiffe bereits umgerüstet wurden und sich der feindlichen Flotte angeschlossen haben. Drei weitere könnten jeden Augenblick hinzukommen.« Die Schätzungen liefen über den Bildschirm. »Die übrigen fünf dürften inzwischen fertig sein, da aber drei von ihnen in Naxas eingerichtet werden müssen, sind sie noch zwei Monate oder länger vom größten feindlichen Verband in Magaria entfernt.«
Lord Chen lief es eiskalt den Rücken hinunter, als er an Lord Saïds Täuschungsstrategie dachte, an die falschen Botschaften von Abweichlern, die nach Ansicht des Obersten Lords den Angriff der Rebellen aufgehalten hatten. Ob die Naxiden die Botschaften für echt hielten oder nicht, es war nicht die angebliche Verschwörung, die sie zögern ließ. In Wirklichkeit warteten sie auf die zehn neu in Dienst gestellten Fregatten, die ihnen eine überwältigende Übermacht verschaffen würden.
Bald wären die Naxiden fähig, fünfundvierzig Schiffe gegen die fünfundzwanzig einzusetzen, welche die Hauptstadt verteidigten, und die Anzahl der Angreifer konnte sogar auf dreiundfünfzig steigen, wenn die acht Schiffe aus Protipanu hinzukamen. Ganz egal, wie brillant Lord
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