Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
Flottenkommandeur Kangas manövrierte, er konnte nicht hoffen, bei diesem Zahlenverhältnis zu siegen. Die Regierungstreuen würden überwältigt und zerschmettert werden.
Hoffnungslos und benommen stellten die Ausschussmitglieder noch einige Fragen, bis die Geheimdienstoffiziere entlassen wurden. Dann folgt ein langes, entmutigtes Schweigen. Endlich ergriff Lord Tork das Wort.
»Meine Lords«, begann er langsam, »ich glaube, nun ist klar, dass wir nicht hoffen können, Zanshaa zu halten. Wir müssen einen anderen Plan verfolgen.«
»Den Martinez-Plan?«, fragte Chen und bemerkte mit einer gewissen Befriedigung, dass Pezzini zusammenzuckte.
Lord Tork drehte das bleiche Gesicht zu Chen herum. »Als Lord Saïd neulich mit mir über Ihren Besuch sprach, erwähnte er einen Chen-Plan. Vielleicht sollten wir es bei dieser Bezeichnung belassen.«
Lord Chen, auf diese Weise zugleich darüber informiert, dass Tork über sein vertrauliches Gespräch mit dem Obersten Lord Bescheid wusste, war alles andere als verlegen.
»Mein Lord, Sie sind zu freundlich«, sagte er.
Lord Tork drehte das kummervolle Gesicht zu den anderen Mitgliedern herum. »Ich werde Lord Saïd sofort um ein Gespräch bitten«, sagte er. »Ich hoffe, Sie werden alle daran teilnehmen.«
Als er aufstand, dachte Lord Chen an die Verzweiflung, die er vor einigen Tagen empfunden hatte, an seine hektischen Bemühungen, die Regierung dazu zu bewegen, genau den Plan anzunehmen, den Lord Tork und die anderen Ausschussmitglieder gerade eben ohne jedes Widerwort geschluckt hatten, und fragte sich: Das Glück der Martinez. Wirkt es etwa schon?
Halb verwundert und halb nachdenklich ließ Walpurga ihre Hochzeit über sich ergehen, als beobachtete sie die eigenartigen Riten eines Yormak-Stammes.
PJ Ngeni dagegen sah aus, als nähme er an seiner eigenen Beerdigung teil.
Auf dem Höhepunkt der Zeremonie setzte Walpurga sich auf die Kante eines Betts und ließ die Beine baumeln. Ihr Bräutigam hockte sich auf den Boden, nahm ihre Füße auf den Schoß und zog ihr die Sandalen aus. In den meisten Häusern fand diese Zeremonie in einem Schlafzimmer statt, doch im Shelley-Palast war – genau wie zwei Tage zuvor – eigens zu diesem Zweck ein großes Bett aufgebaut worden.
Die Gäste bei Walpurgas Hochzeit bildeten nur einen kleinen Teil der Menge, die Vipsanias Feier besucht hatte. Die Begleitumstände der Eheschließung schienen eine kleinere Feier zu verlangen, und so hatte jede Familie nur die engsten Freude eingeladen. Insgesamt waren es annähernd fünfzig Personen.
Als er die Bänder der ersten Sandale gelöst hatte, hielt PJ inne und drehte sein melancholisches Gesicht um, damit die Gäste Fotos machen konnten. Lord Pierre Ngeni stand neben seinem Cousin, die Arme vor der Brust verschränkt, um darüber zu wachen, dass PJ es auch zu Ende brachte. Roland, der in dieser Hinsicht zuversichtlicher war, hielt sich lächelnd im Hintergrund.
Martinez sah mit größerem Mitgefühl zu, als er selbst vermutet hätte, und fragte sich, welchen Gesichtsausdruck die Fotos zeigen würden, wenn er selbst in zwei Tagen an der Reihe war.
Unter höflichem Applaus brachte PJ die Zeremonie zum Abschluss. Walpurgas Zehennägel waren, passend zum roten und goldenen Hochzeitskleid, blutrot lackiert. Die beiden standen auf und küssten sich, und rings um sie herum surrten die Kameras.
Hoffentlich wird meine eigene Hochzeit nicht auch so eine Farce, dachte Martinez.
Danach zog Walpurga ihre Sandalen wieder an, und die Menge löste sich auf. Martinez ging zu Terza hinüber, deren heiteres Lächeln er gespenstisch gefunden hätte, wäre ihm nicht trotz der kurzen Bekanntschaft längst bewusstgeworden, dass sich dahinter alles Mögliche verbergen konnte.
Als er sich ihr näherte, veränderte sich das Lächeln zu einem, wie er hoffte, echten Gefühlsausdruck. Er hatte versucht, so viel Zeit wie möglich mit seiner angehenden Braut zu verbringen, da aber beide Familien in letzter Sekunde unendlich viele Vorbereitungen treffen mussten, waren ihnen schließlich doch nur wenige Stunden geblieben. Ihr Vater war völlig mit der Konvokation und dem Flottenausschuss beschäftigt, ihre Mutter wollte mit dem Fest überhaupt nichts zu tun haben, und viele ihrer Verwandten waren bereits aus der Stadt geflohen. So musste Terza sich selbst um ihre Hochzeit kümmern und in wenigen Tagen alles Nötige arrangieren.
Du musst sie schwängern, hatte Roland ihn am Morgen gedrängt. Sage ihr, dass
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