Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
schön«, sagte er mit belegter Stimme. Wieder küsste er sie und fasste unterdessen in aller Stille einen Entschluss. Er würde diese Ehe nicht auf die leichte Schulter nehmen oder als Zumutung auffassen. Terza ließ sich dazu herab, ihn zu heiraten und sogar sein Kind zu empfangen, und er war es ihr schuldig, dass sie ihre Würde wahren konnte. Wenn er schon ein Ehemann sein sollte, dann wollte er so aufrichtig sein, wie er es nur konnte. Seine Selbstachtung verlangte es so.
Er nahm ihr die Blumen vom Hals ab und küsste sie auf die Kehle und die Schultern. Ihre Haut war warm. Dann zog er sie aufs Bett. Wie eine schwarze Blüte rahmten die Haare ihr Gesicht ein. Mit halb geschlossenen Augen beobachtete sie ihn, während er sie streichelte.
Sula war Feuer und Leidenschaft, Amanda Lachen und Freude. Terza war etwas Tieferes, etwas Bedeutendes. In ihr gab es einen Kern, der stets heiter und gefasst blieb, und der sich vor ihm zurückzuziehen schien, wann immer er danach griff. Gewiss war es Training, aber vielleicht auch ein Spiegelbild ihres Wesens. Vielleicht war die ruhige Hinnahme das, was ihrem Innersten entsprach.
Er tat alles, um ihr Freude zu bereiten. Mit Händen und Lippen bemühte er sich, die Gelassenheit aufzulösen, die er schon bei ihrer ersten Begegnung im Hof des Chen-Palastes gesehen hatte, und empfand es als Belohnung, als ihr Atem schneller wurde und sie einen kleinen Schrei ausstieß.
Der Laut erregte ihn – also gab es in ihr doch noch etwas anderes außer Gefasstheit. Er verdoppelte seine Bemühungen, bis sich sein Atem an den ihren anpasste. Sie packte seine Arme, seine Schultern, seinen Rücken und schrie wieder auf. Der Ruf einer erschrockenen Seele, die auf einmal erkennt, dass sie durch die Dunkelheit wandert. Er half ihr, zum Licht zurückzukehren, wo er sie erwartete, der Gemahl, der Bett und Atem mit ihr teilte …
Die weißen Hände der Sängerin schwebten durch die Luft wie Liebende beim Tanz. Ihre Stimme klirrte, als prallten Schwerter aufeinander, und stieg empor wie ein Adler. Das Publikum hing an ihren Lippen und schauderte unter dem scharfen Blick ihrer schwarzen Augen.
Sula saß allein ganz hinten im Club, vor ihr stand ein unberührtes Glas. Sie dachte ernsthaft darüber nach, den Alkohol in ihr Leben zu lassen.
Am Nachmittag hatte Martinez’ Hochzeit stattgefunden; die Klatschspalten waren voller Berichte. Martinez und Lady Terza waren inzwischen im Bett, und er spielte mit seiner Braut auf die gleiche Weise, wie er vor wenigen Nächten noch mit ihr gespielt hatte.
Offenbar hatten die Chens die Gästeliste aufgestellt, ohne sich mit dem Brautpaar zu beraten. Sie hatten sogar Sula zur Hochzeitsfeier eingeladen. Die Arbeit hatte ihr einen Vorwand gegeben, nicht zu erscheinen. Immerhin hatte sie ein hübsch eingepacktes Geschenk geschickt – die beiden zueinander passenden Guraware-Vasen, die sie von Martinez bekommen hatte.
Die Zentrallogistik sollte unter Leitung eines lai-ownischen Flottenkommandeurs, der für die Dauer des Krieges aus dem Ruhestand zurückgerufen worden war, die Konflikte zwischen verschiedenen Stellen lösen, die sich um die knappen Ressourcen stritten.
Es war eine uninteressante, langwierige Arbeit. Damit hatte Sula keine Schwierigkeiten. Je länger sie mit ihrer Arbeit beschäftigt war, desto weniger kam sie zum Nachdenken.
Sie strich mit den Fingern über das kalte kleine Glas und hob es hoch, bis ihr der scharfe Kräuterduft in die Nase stieg. Es war Iarogüt, ein Gebräu lai-ownischer Herkunft, das durch Gären von Wurzelgemüse entstand und mit einem nach Zitronen riechenden Kraut gewürzt wurde. Der purpurrote Schnaps hatte etwa fünfundfünfzig Prozent Alkohol.
Der Iarogüt war ein hässliches Zeug, aber billig und jederzeit verfügbar. Für die meisten Alkoholiker im Dienst der Flotte war dies der Schnaps der Wahl – für all die ungehobelten alten Krummbuckel mit schwarzen Augen, runzligen Händen und geplatzten Äderchen auf der Nase, die Sula in ihrer Zeit als Militärpolizistin aus den örtlichen Gefängnissen geholt und aufs Schiff gescheucht hatte, damit sie bestraft werden konnten.
Falls sie trinken wollte, hatte Sula beschlossen, dann wäre es sinnlos, mit feinen Sachen wie ausgewählten Weinen und süßem Likör zu beginnen. Sie wollte in die Gosse, und dazu war der Iarogüt gerade recht.
Die Derivoo-Sängerin stieß einen klagenden Schrei aus, der sich in ein Schluchzen verwandelte. Ihr Mann, der Vater ihrer Kinder,
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