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Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Titel: Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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mussten unbedingt Geld auf irgendeine andere Weise als durch direkte Besteuerung auftreiben, und die Folge war eine recht willkürliche Reihe von Verbrauchssteuern auf Salz, Getränke und die Benutzung von Lagerraum in den von der Regierung kontrollierten Ringstationen.
    Diese letzte Entscheidung machte Lord Chen fast verrückt. Als Schiffseigner musste er jetzt schon fünfzehn Prozent Steuern auf jede Fracht entrichten, die er auf einer Ringstation löschen wollte. Noch einmal zahlen zu müssen, nur um die Fracht dann auch lagern zu können, war verheerend.
    Die meisten Konvokaten besaßen jedoch keine Schiffe und versuchten in ihrer Verzweiflung, die Handelssteuern auf dreißig Prozent anzuheben. Angesichts dieser Abgaben war der interstellare Handel nicht mehr profitabel. Die Schiffe würden einfach nicht mehr fliegen. Lord Chen und alle anderen Konvokaten, die mit Schiffen zu tun hatten, wiesen wiederholt auf diesen Umstand hin und brachen schließlich eine endlose Debatte vom Zaun, um das Thema totzureden.
    Die bevorstehende Evakuierung von Zanshaa widerlegte die Behauptungen der letzten paar Sturköpfe, der Krieg werde nicht lange dauern. In der letzten Sitzung der Konvokation vor dem Aufbruch aus der Hauptstadt hatte das Hohe Haus über den Antrag zu entscheiden, die Kriegskosten durch eine einprozentige Einkommenssteuer hereinzuholen. Die Traditionalisten widersprachen entschieden, da dies ihrer Ansicht nach schlimmer sei als eine Revolution – selbst die Naxiden, so böse sie auch waren, wären nicht so gemein und radikal, das Einkommen der Peers zu besteuern. Lord Saïd versicherte den ehrwürdigen Konvokaten, dies sei nur eine vorübergehende Maßnahme.
    Er deutete mit seinem Amtsstab hinter sich zur durchsichtigen Rückwand des Plenarsaals und zur Terrasse, von der sie die aufständischen Naxiden geschleudert hatten. »Wenn wir keinen Weg finden, die Kriegsausgaben zu bestreiten, dann können wir uns auch gleich von der Klippe stürzen, denn das wäre ein angenehmerer Tod, als den Naxiden in die Hände zu fallen.«
    Da sich sogar der erzkonservative Oberste Lord für die Steuer einsetzte, wurde der Antrag mit einer Mehrheit von einundsechzig Prozent angenommen. Eine der Gegnerinnen – eine zahnlose alte Torminel – donnerte zornig die Faust auf ihr Pult und knurrte, da die Konvokation sämtliche Prinzipien der Zivilisation über Bord geworfen habe, könne sie auch gleich auf Zanshaa bleiben und die Naxiden erwarten, die anscheinend eine bessere Vorstellung von Anstand und Ordnung hatten als die Mitglieder des Hohen Hauses.
    Der Oberste Lord erinnerte die ehrenwerte Konvokation höflich daran, dass ein solcher Schritt, wie die Konvokation schon vor zwei Tagen beschlossen hatte, als Hochverrat bewertet werden würde. »Ich würde es sehr bedauern, wenn es notwendig werden sollte, Ihnen die Gliedmaßen einzeln auszureißen und Sie von der Hohen Stadt hinabzuschleudern«, erklärte Lord Saïd. »Aber leider sind wir die Diener des Gesetzes und nicht seine Herren.«
    Lord Chen freute sich viel zu sehr, um auf diesen Wortwechsel zu achten. Vor wenigen Stunden hatte im Ausschuss einer seiner Kollegen, der ebenfalls Schiffe besaß, in die Beschlussvorlage zu den Steuern eine Anlage eingebracht, mit der die Handelssteuer auf Fracht völlig abgeschafft wurde. Auf einmal war sein Geschäft wieder profitabel, und selbst wenn er ein Prozent Einkommenssteuer entrichten musste, konnte er noch mit gewaltigen Gewinnen rechnen. In den nächsten fünf Jahren würde der größte Teil des Geldes an die Martinez gehen, doch danach konnte Lord Chen den erhöhten Profit selbst einstreichen und seine Beziehung zum Martinez-Clan beenden.
    Die lästigen Steuerbeamten auf den Ringstationen, die seinen Kapitänen und Agenten so zugesetzt hatten, würden nun auf die Planeten hinunterfahren und anderen Leuten auf die Nerven gehen.
    Selbst wenn er auf ein Prozent seines Einkommens verzichten musste, waren das höchst willkommene Neuigkeiten.
     
    »Nun, Gareth, wie es aussieht, stehen dir jede Menge Transportmittel zur Verfügung.«
    Leutnant Ari Abacha hob ein tulpenförmiges Glas mit den weißen und grünen Streifen der Kommandantur an die Lippen und trank einen Schluck von seinem Cocktail. Er verfügte über lange Gliedmaßen, ausgezeichnete Beziehungen und eine geradezu majestätische Trägheit. Er und Martinez hatten sich beim Dienst in der Kommandantur kennengelernt. Abacha arbeitete immer noch in der Kommandantur, wie die

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