Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Titel: Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
war fortgegangen. Sie hob eine Hand und krümmte die Finger, als wollte sie einen Dolch packen, denn sie plante, ihren Kindern die Kehlen durchzuschneiden, damit ihr Mann leiden musste.
    Sula stellte das Glas auf den Tisch zurück. Der Schnaps schwappte im Glas bis zum Rand hoch, als wollte er aus dem Gefängnis fliehen. Der unsichtbare Dolch schien in der Luft zu schimmern.
    Martinez hatte ein falsches Spiel mit ihr getrieben, so viel war Sula jetzt klar. Er hatte von Anfang an Terza in der Hinterhand gehabt, und als Sula zauderte, hatte er sofort seinen Ausweichplan ausgeführt, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.
    Aber worauf war er wirklich aus gewesen? Sie trommelte mit einem Finger auf den Marmortisch. Vielleicht erhöhte sein Vater seine Bezüge, wenn er heiratete. Vielleicht gab es einen besonders schönen Posten, den ein Offizier nur bekommen konnte, wenn er verheiratet war.
    Was auch immer der Grund war, um Geld, Ansehen oder einen Gönner in der Flotte war es nicht gegangen, denn sonst wäre Terza seine erste und nicht seine zweite Wahl gewesen. Warum also war er zuerst auf Sula zugekommen?
    Dann fiel ihr ein, dass es nicht unbedingt noch einen weiteren Grund geben musste außer dem Wunsch, ein hässliches kleines Spiel mit dem Herzen einer Frau zu treiben. Vor einigen Monaten hatten ihr die Kadetten im Wachraum von seinen Eroberungen erzählt. War es möglich, ein Verführer zu sein und das Objekt der Verführung nicht zu verachten? Vielleicht hatte Martinez einfach nur zu seinem eigenen Vergnügen mit Sula gespielt. Sie hatte nach Monaten der Trennung den Kontakt mit Martinez wieder aufgenommen. Vielleicht hatte Martinez es als Gelegenheit gesehen, eine Frau zu verführen, während er insgeheim einer anderen den Hof machte.
    Die Musik näherte sich einem Höhepunkt, und Sula blickte wieder zur Bühne. Es kam zu einer Entscheidung, die Sängerin ließ mit zitternder Hand den Dolch sinken. Tränen schimmerten in ihren Augen, sie hauchte die Namen ihrer Kinder.
    Dann rief die Sängerin den Namen ihres Mannes und hob erneut den blitzenden Dolch, während das Tempo wechselte.
    Vielleicht, so überlegte Sula, hatte auch Terza ein Spiel gespielt. Sie waren einander bei gesellschaftlichen Anlässen begegnet, und Terza hatte erklärt, sie bewundere Sula. War ihr zu dieser Zeit schon bekannt gewesen, dass über eine Heirat mit einem Martinez verhandelt wurde? Hatte sie die Verhandlungen vielleicht sogar selbst angeregt?
    Sula ballte die Hände zu Fäusten, bis die Knöchel weiß hervortraten. Die Spannung im Arm ließ die Flüssigkeit im gekühlten Glas erneut hin und her schwappen. Nehmen wir mal an, es ist alles Terzas Schuld, dachte sie.
    Vor Sulas innerem Auge entstand das Bild einer kostbaren Bettstatt mit seidenen Laken, von miteinander verflochtenen Gliedmaßen im Kerzenschein. Einen Moment lang stellte sie sich vor, hineinzuplatzen und ein Massaker zu veranstalten …
    Auf der Bühne erklang ein neuer Akkord, und die Sängerin ließ die Hand sinken, zitterte und stieß sich den unsichtbaren Dolch in den eigenen Bauch. Sie schrie auf, stolperte und starb singend mit dem Namen ihres Mannes auf den Lippen.
    Die Sängerin verbeugte sich, als das Publikum applaudierte. Sula lächelte kalt. Zwischen Wahrheit und Melodram gab es eine Grenze, welche die Sängerin überschritten hatte.
    Nicht nur die Sängerin, sondern auch Sula selbst.
    Sie hob das gekühlte Glas an die Lippen, atmete den scharfen Geruch ein und stellte es entschlossen auf den Tisch zurück. Der Schnaps spritzte auf ihre Finger.
    Dann stand Sula auf, legte Geld auf den Tisch und trat in die Nacht hinaus.

10
     
    Es war nicht geplant gewesen, dass die Konvokation durch das Wurmloch Zwei nach Zarafan flog. Aufgrund von Zanshaas Umlaufbahn war dieses Wurmloch einfach der nächstgelegene der acht Durchgänge im System und somit für die Konvokation der beste Fluchtweg, bevor die Naxiden eintrafen.
    Zarafan war allerdings nur zehn Tage von Zanshaa entfernt, wenn man scharf beschleunigte, und daher viel zu nahe, um der Konvokation Sicherheit zu bieten. Ein Stoßtrupp der Naxiden konnte ihnen jederzeit folgen. Jetzt erst verdiente sich Lord Chen jedes Septil, das die Martinez ihm zahlten, indem er im Gemeinsamen Evakuierungsausschuss, dem mittlerweile auch der Flottenausschuss angegliedert war, das Wort ergriff und beantragte, die Konvokation möge, nachdem sie Zarafan erreicht hatte, einfach bis nach Laredo weiterfliegen.
    Laredo war bei mäßiger,

Weitere Kostenlose Bücher