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Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Titel: Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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völlig unattraktiv, war die natürliche Heimat der Armen. Die Behörden wollten jedoch nicht, dass eine kritische Einrichtung wie der Ring von Zanshaa mit seinem Raumhafen und den Militärstützpunkten, den Verwaltungszentren und den riesigen Mengen gefährlicher Antimaterie weiterhin sozial instabile Elemente beherbergte. Auch die Angehörigen der Mittelschicht in den besseren Wohngegenden des Rings mussten ihre Heimat verlassen. Sie waren vor allem auf den Ring umgezogen, weil sie dort gewisse Privilegien genossen und hervorragende Bildungsmöglichkeiten für ihre Kinder in Anspruch nehmen oder als Vermittler beim interstellaren Handel oder als Auftragnehmer für militärische und zivile Transporte viel Geld verdienen konnten. Der größte Teil des Rings stand jedoch leer, und wer etwa versuchte, mietfrei in den unbewohnten Bereichen zu leben, musste auf Wasser, Strom und Heizung verzichten.
    Nun kamen also Tag für Tag ein paar Millionen Bewohner des Rings über die Skyhooks auf den Planeten herunter, jeder einen Beutel mit seinen Habseligkeiten geschultert, und suchten nach Essen und Unterkunft. Sofern sie noch nicht arm und bedürftig waren, würden sie es bald sein.
    Die brillanten Köpfe der Zentrallogistik durften sich dieser Probleme annehmen. »Jeden Tag fast drei Millionen, und das einen ganzen Monat lang!«, rief Sulas lai-ownischer Vorgesetzter. »Das ist unmöglich!«
    »Vielleicht sollten wir sie einfach vom Ring abstoßen, und dann können sie selbst sehen, wie sie auf den Planeten kommen«, schlug Sula vor.
    Der Lai-own starrte sie böse an. »Ich möchte doch um nützliche Vorschläge bitten«, schalt er sie.
    Sula zuckte mit den Achseln. Nachdem sie mit der Arbeit begonnen hatte, war ihr bewusstgeworden, dass die Evakuierung die Dinge im Grunde vereinfachte. Jetzt durften nur noch wichtige Personen, die Zanshaa verlassen mussten, zum Ring hinauf. Außerdem natürlich die Ingenieure, die sich darauf vorbereiteten, ihn in Stücke zu sprengen. Sobald alle nützliche Fracht und sämtliche Vorräte den Ring verlassen hatten, konnten die riesigen Fahrzeuge, die normalerweise Waren transportierten, für die Personenbeförderung umgebaut werden. Falls sie nicht beizeiten genügend Beschleunigungsliegen herstellen konnten – und danach sah es leider aus -, mussten die Passiere sich in schmale gepolsterte Abteile zwängen.
    Es würde nicht angenehm, und sie würden etwas durchgeschüttelt werden, aber es war machbar.
    »Wie wollen wir Plätze für sie finden, sobald sie hier sind?«, rief der Lai-own.
    »Wir haben jetzt schon drei Milliarden Bürger auf dem Planeten«, wandte Sula ein. »Da sind die achtzig Millionen nicht mehr als ein Tropfen in einem Ozean.«
    Beschwingt von dem Gedanken, dass die Herrschenden ihren Vorschlag angenommen hatten, die Regierung zu evakuieren und den Ring in Stücke zu sprengen, machte sie sich an die Arbeit. Natürlich wäre es nett gewesen, wenn irgendein Verantwortlicher ihren Beitrag anerkannt hätte. Eine weitere Medaille hätte sie gern angenommen, auch ein »Danke schön« hätte sie gern gehört.
    Nichts dergleichen geschah. Sie fragte sich, ob dieser Bastard von Martinez sich nun mit fremden Federn schmückte.
    Ihre selbstzerstörerischen Impulse hatten den Abend, an dem sie die Derivoo-Künstlerin gehört hatte, nicht überstanden. Als Nächstes waren vorübergehend Mordgelüste in den Vordergrund getreten, die sie jedoch ebenso schnell wieder als unter ihrer Würde verworfen hatte.
    Im Grunde hatte sich auch nichts Wichtiges verändert. Ein Mann, den Sula hasste, hatte eine Frau geheiratet, die sie kaum kannte – warum sollte sie das stören? Ihre eigene Position war unverändert. Sie bekleidete denselben Rang, trug dieselben Auszeichnungen und lebte in der derselben Gefahr wie vor einem Monat. Nein, es hatte sich nichts geändert.
    Das redete sie sich recht erfolgreich ein und zweifelte erst in der Nacht an diesen Wahrheiten, wenn sie allein in dem riesigen Sevigny-Bett lag und sich voll Zorn, Einsamkeit und Verzweiflung hin und her warf.
    Sie war dankbar für die Arbeit und freute sich, wenn ihr Vorgesetzter sie Überstunden machen ließ, um die Evakuierung zu organisieren. Noch dankbarer war sie, als die Flotte für einen gefährlichen Einsatz Freiwillige suchte. In der Gefahr, so hieß es, könne man Ruhm erwerben und die Aussicht auf Beförderungen verbessern, während man zugleich die Praxis stützte.
    Sula glaubte zu wissen, worum es bei dem Aufruf ging.

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