Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
gehörte zu den Besten im Nahkampftraining, und Sula war froh, dass er ihr im Ernstfall wenigstens den Rücken freihalten konnte.
Martinez’ Idee, Zanshaa mit einer Armee zu verteidigen, hatte sich als unpraktisch erwiesen, doch die Regierung wollte die Hauptstadt nicht kampflos aufgeben. Deshalb gehörte Sula nun zu einer kleinen Einheit, die Informationen sammeln, Sabotageakte verüben und Verräter ermorden sollte.
Gegen Ende der zweiundzwanzig Tage dauernden Grundausbildung inspizierte Kapitän Ahn-kin vom Geheimdienst die neue Truppe. Vor Sula blieb er stehen und starrte sie lange an. Sie war in Galauniform angetreten, und vor ihr lag die neue Kampfausrüstung auf dem Boden.
»Sie sind Leutnant Lady Sula, nicht wahr?«, fragte Ahn-kin.
»Ja, mein Lord.«
Er beugte sich vor. »Warum sind Sie hier, meine Lady?«
Überrascht stammelte Sula etwas in der Art, dass sie die Praxis verteidigen wollte.
»Das meinte ich nicht«, erwiderte Ahn-kin. »Ich denke, Sie sollten überhaupt nicht hier sein. Sie sind eine der bekanntesten Personen auf dem Planeten. Wie wollen Sie sich in einer vom Feind besetzten Stadt verstecken und unentdeckt bleiben?«
Beinahe hätte Sula laut geflucht. Ihre eigene Dummheit und die Nachlässigkeit der Leiter dieser Operation waren soeben durch eine ganz simple Frage ans Licht gekommen.
Ihr wurde so übel, dass sie fast würgen musste.
Wir tun so, als wären wir Soldaten und sind dabei völlig nutzlos. Wir hätten auch Himmel und Hölle spielen können.
»Ich werde mein Äußeres verändern, mein Lord«, sagte sie schließlich.
»Das will ich hoffen«, erwiderte Ahn-kin streng.
Am nächsten Tag suchte sie in Edernay einen Friseur auf, der ihr die Haare stutzte und pechschwarz färbte. Da ihre Zivilkleidung nur aus einem schwarzen Abendkleid bestand, erstand sie außerdem verschiedene Sachen, die sie vor der Rückkehr in die Villa anzog. Die anderen waren jedoch der Meinung, sie sei mit ihrer hellen Haut, zu der die schwarzen Haare nun einen besonders starken Kontrast bildeten, sogar noch auffälliger als früher.
»Aber sehe ich mir selbst noch ähnlich?«, wollte sie wissen.
Die anderen zögerten. »Vielleicht könntest du etwas mit deinen Augen machen.«
Kosmetische Kontaktlinsen waren leicht zu beschaffen, und mit Karotinpräparaten konnte sie ihre Haut etwas abtönen, solange sie es nicht übertrieb und sich nicht gerade hellorange verfärbte. Sula nahm sich vor, die Hilfsmittel möglichst bald zu besorgen.
Nach dem Abschluss des Lehrgangs versammelte der Kommandant Kapitänleutnant Octavius Hong seine Truppe um sich. Die Haare des jungen Mannes waren vor der Zeit ergraut, doch er strahlte die Tatkraft und die Energie eines Leistungssportlers aus. Offensichtlich hatte er sich für den Auftrag freiwillig gemeldet, weil er viele ältere ElCaps einfach überspringen und möglichst schnell zu Ruhm und Ehre kommen wollte.
Hong stellte sich auf die Veranda und sprach zu den unter ihm auf der Wiese angetretenen Rekruten. Er redete rasch und eindringlich, brauchte keine Notizen und gestikulierte beim Sprechen lebhaft mit seinen Händen, die in schwarzen Handschuhen steckten. Wer auch immer Hong in Rhetorik und für öffentliche Auftritte geschult hatte, er hatte seine Sache gut gemacht.
»Lord Gouverneur Pahn-ko hat mich beauftragt, Sie über eine Reihe von Entwicklungen zu unterrichten, die für Sie möglicherweise von Interesse sind«, sagte Hong. »Lord Saïd hat gewisse Veränderungen in der Regierung des Reiches angeordnet, damit die Ordnung auch für den Fall erhalten bleibt, dass die Hauptstadt fällt und die Konvokation nicht anwesend ist.«
Für den Fall? Sula fragte sich, ob es in Hongs Zuhörerschaft auch nur einen Einzigen gab, der noch nicht wusste, dass das eine bereits geschehen und das andere unausweichlich war …
Hong ließ eine Hand niedersausen wie bei einem Handkantenschlag. »Die Gouverneure haben den Befehl bekommen, einen Rat einzuberufen, der aus allen loyalen Spezies und allen Gesellschaftsschichten bestehen soll. Dieser Rat wird die Gouverneure bei ihren Regierungsgeschäften unterstützen und zugleich der Konvokation beistehen, um den Krieg zu einem erfolgreichen Ende zu bringen …«
Und außerdem sollen sie sich gegenseitig im Auge behalten, dachte Sula. Was die Gesellschaftsschichten anging, so hätte sie durchaus einige nennen können, die in den Räten gewiss nicht zu finden sein würden.
»Weiterhin erhielt jeder Gouverneur die Anweisung,
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