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Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Titel: Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Glücklicherweise erinnerte sie sich nicht an Sulas Geschenk, und Martinez war nie gezwungen, Terzas Blumensträuße in Sulas Porzellan anzusehen.
    Irgendwann entdeckten sie, dass sie beide die Stücke von Koskinen mochten. Terza gefielen die komplexen Charaktere, und Martinez mochte die zynischen Epigramme. Sie riefen Die getrennten Liebenden auf die Videowand ihres Zimmers und sahen mit großem Vergnügen zu.
    Martinez vermisste die Leidenschaft, die er mit Sula geteilt hatte, die gemeinsamen Gedankensprünge, die so oft zu unerwarteten Ergebnissen geführt hatten, die innige, nur selten ausgesprochene geistige Verbundenheit, als sie den Evakuierungsplan entwickelt hatten. Während sie durch ganze Sternensysteme voneinander getrennt gewesen waren, hatten sie sogar neue taktische Varianten entwickelt.
    Terza war ganz damenhafte Gelassenheit – selbstbeherrscht, rücksichtsvoll, immer bereit, auf seine Wünsche einzugehen – und wusste ihre gemeinsame Zeit klug zu gestalten. Allerdings hatte ihre Ausgeglichenheit etwas Übermenschliches. Manchmal vermutete Martinez, dass er eine Inszenierung sah. Eine brillante Vorstellung von höchster Qualität zwar, aber er kam nicht umhin, sich zu fragen, was sich dahinter verbarg.
    Einen Teil der Antwort erfuhr er, als er Terza beim Harfespielen zuschaute. Sobald ihre Finger den Saiten die Töne entlockten, wich ihre gewohnte Ruhe und Gelassenheit einer stärkeren Regung, einer beinahe stürmischen inneren Bewegung. Da ist das Feuer , dachte er neugierig. Da ist die Leidenschaft. Sie atmete mit der Musik, ihre Augen funkelten inbrünstig, der Puls pochte in ihrem Hals. Sie gab sich völlig der Musik hin, und der Anblick war eine Offenbarung.
    Martinez versuchte, die Musik mit ins Bett zu nehmen und dort auf ihrem Lager, das sie mit regenbogenbunten Blumen geschmückt hatte, die gleiche Leidenschaft zu entfachen. Zu seiner Freude hatte er Erfolg. In der Musik der Glieder und Herzen fand Terza bald zu ihrem eigenen Rhythmus. Ihre geübten Finger, die in der Musik feinste Nuancen ausdrücken konnten, streichelten ihn und entlockten ihm, Piano bis Fortissimo, jedes Timbre, das sie begehrte. Schüchtern war sie sicher nicht, doch in den Augenblicken der Entspannung hatte sie etwas Reizendes, das er sehr anrührend fand.
    Irgendwie konnte sich die Zeit mit Terza dennoch nicht mit den anderen Erlebnissen der letzten Zeit messen. Mit Sula war das Liebesspiel strahlender und spröder gewesen, der Höhepunkt ein scharfer Blitz, der das eigene und das andere Selbst und das ganze große Universum einen Moment lang strahlend hell erleuchtete. Bei Sula hatte er sich gefühlt, als werde er in seinem Innersten bestätigt und fände die Antworten auf alle metaphysischen Fragen.
    Bei Terza blieben diese tiefen Gefühle aus, und er wusste ganz genau, dass es nicht an Terza lag. Da er kaum andere Möglichkeiten hatte, gab er sich Mühe, sie zu erfreuen, und das nahm sie gerne an.
    Das Problem ist doch, dass niemand so recht weiß, welche Grundlage diese Ehe hat, dachte Martinez, als er den Taxifahrer bezahlte. Er war nicht sicher, ob es eine geschäftliche Übereinkunft, Politik, eine Dummheit oder eine Farce war. Er konnte nicht sagen, ob er und Terza ein Mann und eine Frau waren, die man gekauft und verkauft hatte, oder einfach nur zwei unerfahrene Menschen, die das Beste aus ihrem Schicksal machen wollten, wobei sie sich bewusst waren, dass die Vorsehung die ganze Veranstaltung jederzeit zu einem Witz erklären konnte.
    Als Martinez den Shelley-Palast betrat, stand PJ unentschlossen im Flur. Wenigstens sieht meine Ehe nicht so aus wie seine Verlobung.
    »Oh.« PJ riss die Augen weit auf. »Ich wollte gerade … äh …«
    »Einen Spaziergang machen? Lieber nicht«, empfahl Martinez ihm. »Es wird wohl gleich regnen.«
    »Wie dumm von mir.« PJs Miene war düster. »Ich hätte mich wohl vorher vergewissern sollen.« Er stellte den Gehstock in den Ständer zurück.
    Eine Dienerin kam und nahm Martinez die Uniformmütze ab. »Soll ich Sie bei Lady Walpurga melden?«, fragte sie.
    »Noch nicht«, wehrte PJ ab. Er wandte sich an Martinez. »Ich schenke uns einen Drink ein, das vertreibt die Kälte.«
    »Ja, warum nicht?«
    Martinez folgte PJ in den südlichen Salon, wo bereits ein benutztes Glas auf einem Tisch stand. Offenbar war es nicht PJs erstes an diesem Tag.
    »Terza geht es doch hoffentlich gut?« PJ langte nach der Karaffe mit dem Branntwein.
    »Ihr geht es gut, danke.«
    »Wollen Sie

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