Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
Personen und waren nicht mehr in der Lage, Verträge zu erfüllen. Erstaunt über ihren eigenen Wagemut kaufte sie mit der Hälfte ihres Vermögens Waren ein, die sich noch im Orbit auf der Ringstation befanden.
Als sie wieder in der Zentrallogistik am Schreibtisch saß, gab sie den Befehl, genau diese Waren innerhalb der nächsten Tage via Skyhook auf den Planeten zu befördern und in Lagerhäusern in der Unterstadt zu verstauen.
Danach lehnte sie sich mit einer ungewohnten Mischung aus Stolz und Staunen zurück. Sie fühlte sich nicht bloß wie ein Kriegsgewinnler.
Sie fühlte sich wie ein Peer.
An ihrem letzten Tag auf Zanshaa kehrte sie in die Hohe Stadt zurück und suchte das Auktionshaus La-gaa & Spacey auf. Die Ju-yao-Vase stand immer noch zum Verkauf, niemand hatte das Mindestgebot von zwanzigtausend abgegeben.
»Ich gebe dem Besitzer vierzehn dafür«, erklärte Sula der höflichen jungen Terranerin, die sie begrüßte. »Allerdings breche ich heute auf und muss das Stück noch heute bekommen.«
Es war nicht zu unterscheiden, ob der Schock echt war, oder ob die junge Frau eine hervorragende Schauspielerin war. »Aber meine Lady«, sagte sie, »die Vase ist …«
»Vierzehn sind es heute«, sagte Sula. »Morgen gibt es weniger.«
Die Frau blinzelte. »Ich muss mit dem Besitzer sprechen.«
»Tun Sie das.«
Wenn die vierzehntausend bezahlt waren, wäre Sulas Konto leer, doch unter einem naxidischen Regime hätte sie vermutlich sowieso nicht mehr viel davon gehabt.
Mit einem berechnenden Blick in den Augen kehrte die Verkäuferin zurück. »Er will das Geld noch heute haben«, sagte sie.
»Von mir aus sofort, wenn er will. Aber Sie müssen mir die Vase in den sichersten Behälter stellen, den Sie haben. Möglicherweise wird sie hohen Grav-Werten ausgesetzt.«
Die Frau nickte. »Wir können eine Schaumstoffverpackung herstellen und im Innern zum Druckausgleich einen Ballon anbringen.«
»Sehr gut.«
Sula hielt die Vase einen Moment lang in Händen, bevor sie eingepackt wurde, betrachtete die feinen Schattierungen der blaugrünen Glasur und strich mit den Fingerspitzen über die krakelierte Oberfläche. Wie eine Mutter, die sich von ihrem Neugeborenen trennen muss, gab sie die Vase schließlich ab, damit sie verpackt werden konnte.
Am nächsten Tag meldete sie sich in der Villa Fosca, einem Palast aus rosafarbenem Stuck inmitten hügeligen grünen Farmlandes. Während die Flüchtlinge über den Skyhook hinabgeschickt wurden und der Wert ihrer Vorräte an Kakao und Tabak langsam wuchs, absolvierte Sula unter Leitung von Ingenieuren, Militärpolizisten und Geheimdienstlern einen Kurs in Kommunikation, Waffentechnik, Sprengstofftechnik und Nahkampf. In der Villa waren ausschließlich Terraner untergebracht, was vermuten ließ, dass die Angehörigen der anderen Spezies in anderen Lagern ausgebildet wurden.
Das Leben in der Villa war eigenartig. Morgens krochen die Rekruten in voller Kampfmontur durch Gräben und Felder, auf denen hüfthoch der Roggen wuchs, am Abend zogen die Offiziere feine Kleider an und taten so, als wären sie im Sommerurlaub. Fast alle Vorgesetzten waren jung – auch der Kommandant, Kapitänleutnant Hong, war jünger als dreißig -, was eine freundschaftliche Atmosphäre entstehen ließ. Es gab Drinks und Musik, die Leute alberten an den Pools herum und gingen nachts zusammen ins Bett. Sula trug bei den formellen Abendessen beeindruckendere Medaillen als alle anderen und wurde respektvoll behandelt, obwohl sie alle Angebote von Alkohol und Sex ablehnte. Die anderen verziehen ihr diese Eigenart, denn sie war ja eine Heldin und durfte zickig sein.
Allerdings waren die anderen Offiziere entsetzt, weil sie keinen Diener hatte. Trotz ihrer Proteste, dass sie ihre Habseligkeiten gerade so geordnet hatte, wie sie es haben wollte, und dass ein Fremder ihr nur alles durcheinanderbringen würde, bestanden die Offiziere darauf, ihr aus den Reihen der Rekruten ein Faktotum zu stellen. Die gute Sula hatte noch nie im Leben ein Einstellungsgespräch mit einem Diener geführt und fürchtete sich nun vor dieser Maßnahme, doch die anderen hatten bereits eine Art informellen Ausschuss gebildet und nahmen ihr die Wahl ab. Sula saß in ihrer Mitte und nickte, als wäre sie an so etwas gewöhnt. Es dauerte nicht lange, bis sie eine Ordonnanz namens Macnamara hatte. Er war ein großer Bursche mit Lockenhaar und glatt rasierten Wangen, der vorher bei der Militärpolizei gedient hatte. Er
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