Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
Unterlagen.« Jeder Angehörige der Aktionsgruppen war berechtigt, beliebige kritische Akten löschen zu lassen – Darlehensverträge, Konten, Kreditvereinbarungen und besonders Daumenabdrücke, mit denen man jemanden identifizieren konnte.
Die Bankbeamtin blinzelte verdutzt. »Meine Lady?«
»Ich schließe das Konto. Sie haben keinen Grund, meinen Abdruck zu behalten, und ich möchte sehen, dass Sie ihn löschen.« Sie deutete auf die Ermächtigung. »Ich verlange , dass Sie ihn löschen.«
»Das ist bei uns nicht üblich«, entgegnete die Frau. »Wir bewahren alles auf.«
»Tun Sie es sofort«, befahl Sula, doch die Mitarbeiterin musste erst ihren Vorgesetzten holen, der Pahnkos Befehl betrachtete und mit den Achseln zuckte.
Schließlich konnte Sula beobachten, wie Caro Sulas alter Daumenabdruck im elektronischen Nichts verschwand und beruhigt davon ausgehen, dass ein weiterer Teil der Vergangenheit vernichtet war.
Die Aktionsgruppe wechselte nach Zanshaa City, um weiter zu trainieren. In der ganzen Stadt verschwand eine erstaunliche Menge von Mordwerkzeugen und Sprengstoffen in geheimen Lagern. Das Team 491 quartierte sich in einer Eckwohnung in Grandview ein, einem Wohnviertel der terranischen Mittelschicht in der Unterstadt. Ihre Bleibe befand sich ganz oben in einem vierstöckigen Gebäude, hatte eine kleine Terrasse und Fenster, die zwei Straßen überblickten. Es war eine angenehme, bescheiden eingerichtete Behausung. Sobald sie ihre Gerätschaften verstaut, die Möbel umgestellt und die Wohnung gründlich geputzt hatten, sah Sula ihrer Mission recht optimistisch entgegen.
Die Naxiden kamen einfach nicht. Sula hätte gern schon früher gewusst, dass sie sich so viel Zeit lassen würden, denn dann wäre die Evakuierung des Ringes von Zanshaa lange nicht so chaotisch verlaufen.
Eines Morgens klingelte es an der Tür. Sula öffnete und sah den Hauswart vor sich, einen älteren Mann namens Greyjean. Er hatte schon vor langer Zeit zwei Schneidezähne verloren und sprach manche Konsonanten falsch aus.
»Ist alles in Ordnung, meine Lady?«, lispelte er.
»Alles in Ordnung.« Dann erinnerte Sula sich an ihre Tarnidentität. »Ich bin keine Lady, sondern eine normale Bürgerin.«
Der alte Mann schien überrascht. »Mein Fehler, Verzeihung. Nach dem Auftritt des Wachtmeisters hatte ich einen anderen Eindruck.«
In Sulas Kopf schlugen die Alarmglocken an. »Wie bitte? Was für ein Wachtmeister?«
»Ich meine den Beamten von der Militärpolizei, der die alten Mieter rausgeworfen hat«, erklärte der Hauswart. »Er meinte, sie brauchten die Wohnung für ein paar wichtige Leute von der Flotte.«
Sula starrte den alten Mann an. »Ach.«
Verdammt auch, jetzt haben wir ein Problem.
11
Unterstützt von einem Monteur, der ihn am Arm festhielt, stieg Martinez aus der Andockröhre in die Luftschleuse und erwiderte den militärischen Gruß des weiblichen Leutnants. Sie war fast so groß wie Martinez, hatte ein herzförmiges Gesicht und braunes Haar, das sie mit zwei vergoldeten Stäben hinter dem Kopf zu einem Knoten gebunden hatte.
»Kapitän Martinez meldet sich an Bord der Illustrious zum Dienst«, sagte er.
»Willkommen auf unserem Schiff, Lord Kapitän. Ich bin Lady Fulvia Kazakov, Erster Leutnant.«
»Freut mich.« Martinez gab ihr die Hand, und sie schlug ein.
Alikhan kroch hinter Martinez aus der Röhre, baute sich auf und nahm Haltung an. »Meine Lady.«
»Das ist mein Diener Alikhan«, erklärte Martinez.
Kazakov erwiderte den Gruß und nickte dem Monteur zu. »Turnbull kann Ihre Diener und Sie selbst zu den Quartieren führen. Wenn es Ihnen passt, möchte die Geschwaderkommandantin Sie möglichst gleich sprechen.«
»Gewiss«, willigte Martinez ein. Wäre nicht die einen Monat währende Beschleunigung gewesen, dann hätte er die Fahrt auf der Daffodil zur Illustrious sogar angenehm gefunden. Die Daffodil war darauf eingerichtet, höhere Firmenmanager zu verwöhnen. An Bord gab es Duschen, eine Wäscherei, private Kabinen, eine große Anzahl von Unterhaltungsangeboten und eine reichlich mit Delikatessen ausgestattete Küche. Letzteres war Perry zu verdanken, der aus Ari Abachas Diensten hatte ausscheiden müssen. Trotz seiner Bedenken, auf einem Schiff arbeiten zu müssen, hatte er sich Martinez angeschlossen und das Kochen übernommen. Nach den begeisterten Äußerungen der anderen zu urteilen, hatte er sich hervorragend geschlagen.
»Die anderen« waren Martinez’ inzwischen vollzählige
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