Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
Dienerschaft. Der Dritte im Bunde war ein Monteur namens Espinosa, und der Letzte hieß Ayutano und war Maschinist. Die letzten beiden hatte Martinez eigentlich gar nicht mitnehmen wollen. Sie waren mehr oder weniger als Geschenk für den Kapitän der Illustrious gedacht, denn Martinez hatte bemerkt, dass Schiffe, die eine Weile keine Werft mehr gesehen hatten, einen zusätzlichen Monteur oder Maschinisten immer gut gebrauchen konnten.
Martinez folgte Kazakov ins Offizierskasino. Der schwere Kreuzer Illustrious hatte die sechsfache Masse der Corona und fast viermal so viele Besatzungsmitglieder. Die Quartiere waren großzügiger und die Gänge breit genug, damit vier Menschen nebeneinander laufen konnten.
Schon beim ersten Blick, den Martinez durch die Bullaugen der Daffodil auf den Kreuzer geworfen hatte, war deutlich geworden, dass der Kapitän keine Mühe und Kosten gescheut hatte, um sein Schiff in ein künstlerisches Meisterwerk zu verwandeln. Die Außenhülle war mit komplizierten geometrischen Figuren in Rosa, Hellgrün und Weiß geschmückt. Auch die Gänge waren mit abstrakten Mustern verziert, überwiegend goldgelb und dunkelrot, dazwischen weiße und schwarze Tupfer. Gelegentlich ließ das Muster auch Platz für eine Nische mit einem Trompe-l’œil, das eine natürliche Szene mit wucherndem Grün und fantasievollen Geschöpfen oder Vögeln zeigte.
Auch die Räume, die Martinez auf dem Weg zu Lady Michis Quartier zu sehen bekam, waren erlesen eingerichtet und mit türkisfarbenen, roten und ockergelben Mustern verziert. Manche waren wie die Gänge mit raffinierten Trugbildern versehen, so dass man den Eindruck hatte, sie böten einen Zugang zu Fantasielandschaften. Dieser geschmackvolle, überreichliche Schmuck ließ Tarafahs Fußballtrophäen auf der Corona wie die schmählichen Exponate eines Amateurs erscheinen.
All dies hatte Lord Gomberg Fletcher, der Kapitän der Illustrious, erdacht, in Auftrag gegeben und bezahlt. Martinez war ihm noch nicht begegnet, wusste jedoch, dass dieser Sprössling der hochangesehenen Gombergs und Fletchers nicht nur als der bedeutendste Ästhet der Flotte galt, sondern auch eine der größten Kunstsammlungen des Reichs besaß. Einige Stücke daraus konnten in den öffentlichen Bereichen der Illustrious besichtigt werden.
Außerdem war das ganze Schiff makellos in Ordnung. Martinez’ geübtes Auge bemerkte keinen Staub, keinen Dreck und keine Kratzer. Auch die Mannschaftsmitglieder, denen er begegnete, waren einwandfrei gekleidet und aufmerksam. Sie sprangen sofort zur Seite, sobald sie Martinez kommen sahen, und nahmen mit hochgerecktem Kinn an der Wand Haltung an.
»Da wir sowieso an meinem Büro vorbeikommen, kann ich Ihnen auch gleich Ihre Kapitänskarte geben.«
Kazakovs Büro war anscheinend die Messe, auf deren Wänden Männer und Frauen abgebildet waren, die auf Sofas lagen und aßen und tranken. Ein Leutnant und ein Steward nahmen Haltung an, als Martinez eintrat. »Weitermachen«, sagte er.
An einer Wand waren Computerdisplays aufgebaut. Kazakov setzte sich davor auf einen Stuhl und nahm Martinez’ Kapitänsschlüssel entgegen. Offenbar war Kazakov in die Messe verbannt worden, weil Martinez ihr bisheriges Quartier bekommen sollte.
Normalerweise war der taktische Offizier eines Schiffs ein Leutnant, der vom Kapitän für diese Aufgabe eingeteilt wurde. Auf einem Flaggschiff wurde der Taktikoffizier des Geschwaders vom Geschwaderkommandanten ernannt und gehörte zu dessen Stab. Auch diese Offiziere waren gewöhnlich im Leutnantsrang, wenngleich sie eine bevorzugte Stellung innehatten. Hin und wieder kam es jedoch auch vor, dass ein Stabsoffizier einen höheren Rang bekleidete.
Als voll bestallter Kapitän war Martinez der dritthöchste Offizier auf dem Schiff, und deshalb hatte die Erste für ihn Platz machen müssen. Dadurch war eine Kettenreaktion in Gang gekommen, und einige andere Offiziere hatten ebenfalls in schlichtere Quartiere umziehen müssen.
Wenn man einen guten Eindruck machen wollte, gab es nichts Besseres, als alle untergebenen Offiziere aus ihren Kojen zu kegeln. Martinez hoffte nur, dass der jüngste Leutnant jetzt nicht bei den Kadetten schlafen musste.
Kazakov gab ihm seine Kapitänskarte. »Damit sind Sie im Schiffscomputer registriert. Die Passwörter für den Taktikcomputer bekommen Sie von der Geschwaderkommandantin persönlich. Ich schicke Ihnen noch einen Wegweiser für das Schiff, den Sie in Ihre Ärmeldisplays herunterladen
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