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Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Titel: Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Klatschen einer Hand auf nacktem Fleisch? Jetzt vernahm sie wieder die Laute ihrer Kindheit, doch ihr Herz blieb seltsam ruhig.
    Vor körperlicher Gewalt hatte sie keine Angst mehr, und das lag nicht nur daran, dass sie sich in den letzten Wochen darin geübt hatte, etwaige Gegner mit bloßen Händen in der Luft zu zerreißen. Nein, sie hatte schon lange vor dem Lehrgang in der Villa Fosca gelernt, mit dieser speziellen Angst umzugehen.
    Sie war damit umgegangen, indem sie ihm mehrmals ein Stuhlbein auf den Kopf gedroschen und dafür gesorgt hatte, dass er fest verschnürt in den Iolafluss geworfen wurde.
    Nicht die Gewalt fürchtete sie. Vielmehr hatte sie Angst vor einem Fehlschlag, vor Bloßstellung und vor der Wahrheit. Vor der Wahrheit, die in Form von DNA-Proben in der Genbank der Peers lag. Vor der Wahrheit, die ihr rechter Daumenabdruck verkündet hatte, bevor sie ihn verbrannt hatte. Vor der Wahrheit, dass sie in Wirklichkeit Gredel hieß und auf Spannan in einem Wohnblock aufgewachsen war, der diesem hier aufs Haar glich. Dort hatte sie im Dunkeln gelegen und voller Angst die Gewaltausbrüche hinter der dünnen Wand gehört.
    Am nächsten Tag wollte sie sich mit ihrem Team in der gemeinsamen Wohnung treffen. Als sie vor ihrer eigenen Wohnung blinzelnd in die Morgensonne trat, hörte sie direkt neben sich eine leise Stimme.
    »Hallo, schöne Dame.«
    Ein junger Mann lehnte lässig an der Hauswand und lächelte wie ein Kater. Er hatte einen zerknitterten Samthut auf dem Kopf und strahlende, eindringliche schwarze Augen. Es gab keinen Grund, seine Aufmerksamkeit nicht ein paar Augenblicke zu genießen.
    »Hallo«, antwortete sie.
    Er richtete sich ein wenig auf. »Ich habe dich hier noch nie gesehen, schöne Dame.«
    »Bin gerade vom Ring heruntergekommen.«
    »Oh, dann hast du deine Heimat verloren, was?« Er schob sich neben sie und streichelte, vorgeblich mitfühlend, ihre Hand. »Du brauchst Onestep, damit er dir das Uferviertel zeigt, nicht wahr? Ich kann dir all die schönen Orte zeigen und dir was Hübsches kaufen.«
    »Hast du denn eine Arbeit?«, fragte sie.
    Onestep kniff die bemerkenswerten dunklen Augen zusammen und hob protestierend beide Hände. »Für dich würde ich meinen letzten Minim ausgeben, schöne Dame. Ich will nichts weiter als dich glücklich machen.«
    »Warum heißt die Gegend hier Uferviertel? Ich habe keinen Fluss bemerkt.«
    Der junge Mann grinste und pochte mit einer Plateausohle aufs Pflaster. »Der Fluss ist hier unter uns, schöne Dame. Sie haben das Viertel über dem Fluss gebaut.«
    Sula dachte an das kalte, träge Wasser, das unter ihr im Dunkeln schwappte, an die toten bleichen Dinge, die stumm über dem trüben Grund schwebten, und schauderte. Hätte sie vorher gewusst, dass der Fluss hier unterirdisch verlief, dann hätte sie wahrscheinlich die Bedenken ihrer Gefährten hinsichtlich dieser Gegend geteilt.
    Onestep spürte ihren Stimmungswechsel und streichelte wieder ihre Hand. »Du kommst vom Ring, da oben gibt es keine Flüsse. Ist schon klar. Mach dir keine Sorgen, du kannst nicht ins Wasser fallen, es ist völlig sicher. Und falls eine Flut kommt, schalten sie die Sirenen ein.«
    Sula lächelte und zog ihre Hand zurück. »Ich habe ein Vorstellungsgespräch.«
    »Tja, he, dann bringe ich dich zum Zug.«
    »Ich weiß, wo die Haltestelle ist.« Sie lächelte immer noch, sprach aber deutlich energischer. Onestep gab es auf und ließ ihre Hand in Ruhe.
    »Viel Glück bei deinem Vorstellungsgespräch«, sagte er. »Wenn ich dich herumführen soll, dann komme einfach jederzeit hierher in mein Büro.« Er hob beide Hände und deutete auf sein Stück Pflaster.
    »Das werde ich tun. Danke.«
    Als sie durch die Straßen lief, die ihr schon fast vertraut waren, entspannte sich Sula. In so einer Gegend kannst du ganz leicht verschwinden. Sie konnte wieder das werden, was sie einmal gewesen war, und die lange, mühsame Verstellung vergessen.
     
    An Martinez’ erstem Morgen auf der Illustrious servierte Perry ihm zum Frühstück gepökelten Killifisch, in süßer Ingwersoße eingelegtes Obst und einen frischen Teekuchen. Inzwischen hatte Perry sich mit Lady Michis Koch abgesprochen: Sie würden sich die Küche der Flottenkommandantin teilen und gemeinsam für beide Offiziere kochen. Als er gegessen hatte und seinen Kaffee austrank, schaltete Martinez sich in den Taktikcomputer ein und entwickelte ein Manöver für die ChenForce, das eine Begegnung mit feindlichen Schiffen in

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