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Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Titel: Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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dachte Martinez großmütig. Vielleicht ist es ja Liebe.
    Er hatte beschlossen, aufs Video zu verzichten, und schrieb Terza jeden Tag einen Brief. Damit sie wusste, was sie auf Laredo erwartete, schilderte er ihr viele Erinnerungen an seine Eltern, ihre Wohnsitze und die Geschichte seiner Familie. Er hatte Laredo seit zwölf Jahren nicht mehr gesehen, doch die Erinnerungen standen überraschend klar vor seinem inneren Auge: das Sommerhaus Buena Vista auf den unteren Hängen der Sierra Oriente, die Ahornbäume, die sich im Herbst feuerrot färbten, der Stadtpalast aus weißem und schokoladenbraunem Marmor mit dem Wassergarten, das hohe Haus aus Bruchstein im subtropischen Delta des Rio Hondo, wo die Familie den Winter verbrachte, die prächtige Allee aus knorrigen Eichen, auf die Martinez als kleiner Junge geklettert war. Sein Vater, ein überschwänglicher Mann, der eine Sammlung ausgefallener Flugzeuge und Autos besaß, und seine Mutter, die am Abend der Familie romantische Gedichte vorlas.
    Die Briefe wurden in digitale Signale verwandelt und brauchten mehrere Tage, um über die Wurmlochrelais Terza auf der Ensenada zu erreichen. Sobald sie den ersten bekommen hatte, antwortete sie auf die gleiche Weise. Ihre ordentliche Handschrift erzählte ihm vom Harfenlehrer Mr. Giulio, der eine spitze Nase und mächtige Fingerknöchel gehabt hatte, von der pyramidenförmigen Villa der Chens im Hone-Sektor, erbaut vom ersten Chen, der in den Rang eines Konvokaten aufgestiegen war, und von ihrer Reaktion auf ein altes Drama von Koskinen, dessen Aufzeichnung sie auf der Ensenada entdeckt hatte. Sie berichtete auch über ihre Schwangerschaft und die Veränderungen, die in ihrem Körper stattfanden.
    Martinez stellte sich vor, wie sie in ihrer Kabine auf dem Zweiersofa saß, über ein Notizbuch gebeugt und die Haare über die Schulter zurückgeworfen, den Schreibstift in ihrer schmalen, anmutigen Hand.
    Er schrieb ihr, dass er sie vermisste, und sie solle sich keine Sorgen machen, falls er unvermittelt eine Weile nicht mehr schreiben könne. Das bedeute nicht unbedingt, dass er eine Schlacht schlagen müsse; der Grund könne ebenso gut der sein, dass er viel Arbeit habe oder das Geschwader verlegt würde.
    Seine Briefe unterzeichnete er mit In Liebe, Gareth und stellte fest, dass er die Worte überhaupt nicht mehr komisch fand. Darüber wunderte er sich ein wenig, doch die Überraschung ließ nach einigen Briefen nach.
    Bald darauf kam Martinez endlich in den Genuss eines Abendessens mit dem Kapitän, zu dem allerdings auch Lady Michi und ihr gesamter Stab geladen waren. Die Wandmalereien in der Kabine des Kapitäns waren tatsächlich gemalt und nicht wie eine Tapete aufgeklebt. Fletcher erwies sich als guter Gastgeber und hielt den ganzen Abend über ein munteres Tischgespräch in Gang. Chandra Prasad war nirgends zu sehen.
    Martinez speiste häufig mit Michi und war auch öfter im Offizierskasino zu Gast. Irgendwann hatte er das Gefühl, er müsse die Gastfreundschaft erwidern, und erhielt die Erlaubnis der Geschwaderkommandantin, die Daffodil zu benutzen. Er lud Lady Michi und dann die Leutnants ein, anschließend noch einmal die Leutnants zusammen mit ihrem Kapitän. Espinosa und Ayutano standen mit weißen Handschuhen an der Andockkammer, um den Gästen beim Übergang zu helfen. Alle bis auf den Kapitän priesen Perrys Kochkünste, und Fletcher lobte immerhin den Wein. Die Vorräte, die Terza ausgewählt hatte, stammten aus den Weinkellern der Chens. Martinez hatte alles ungeprüft einladen lassen, ohne auch nur einen Blick auf die Etiketten zu werfen.
    Danach verwandelte sich die Daffodil in eine Art Club für die jüngeren Offiziere. Martinez lud sie häufig zu Drinks oder Spielen ein, wobei sie nicht gezwungen waren, ihre besten Sachen zu tragen. Trotz der informellen Runde achtete Martinez sehr darauf, nie mit Chandra oder irgendeinem anderen weiblichen Mannschaftsmitglied allein zu sein.
    Auf der Illustrious kehrte die Routine ein. Die Naxiden ließen sich aus unerfindlichen Gründen viel Zeit, ehe sie die Hauptstadt einnahmen, die ihnen schutzlos ausgeliefert war. Seit Martinez an Bord gekommen war, rechnete man jeden Moment mit einem Angriff. Die Tage vergingen, doch die Feinde ließen und ließen sich nicht blicken. Die Illustrious beschäftigte sich mit Appellen, Übungen und Inspektionen. Martinez schlug Lady Michi vor, die Zahl der Übungen etwas zu verringern. Er wollte vermeiden, dass die Krummbuckel es

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