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Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Titel: Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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mehr betreten hatte, wahrscheinlich noch nie. Sie schwenkte die Kamera des Handkommunikators durch den Raum. »Wer zahlt denn drei Zenith für so eine Bruchbude? Sehen Sie sich nur den Fleck dort an. Und erst die Küche – das ist widerlich .«
    Sie handelte ihn auf zwei Zenith im Monat herunter, außerdem mussten sie eine Monatsmiete als Kaution hinterlegen und drei Monate im Voraus zahlen. Sie nahm das Bargeld aus der Tasche, zählte die Plastikmünzen mehrmals ab, als wären sie ihr ganzer Besitz, übergab sie dem Hausmeister und bestand darauf, eine Quittung zu bekommen.
    Der Daimong schlurfte hinaus und ließ den süßlichen Duft seines sterbenden Fleisches zurück. Dann wandte Sula sich an ihre Begleiter. Weder Macnamara noch Spence waren glücklich über ihre neue Behausung.
    »Äh, Lucy?«, sagte Macnamara. »Warum müssen wir diese Wohnung mieten?«
    »Ein bisschen putzen und streichen, dann geht das schon«, erklärte Sula. »Ist dir eigentlich aufgefallen, dass die Küche eine Hintertür hat? Von dort aus kommt man auf die rückwärtige Treppe. Das ist unser Fluchtweg, falls wir einen brauchen sollten.«
    »Aber diese Gegend …«, meinte Spence.
    Sula ging zum Fenster und blickte auf die belebte Straße hinab. Drunten schrien fliegende Händler, irgendwo dudelte Musik, Passanten palaverten, Kinder rannten kreischend umher.
    Es war wie ein Sprung zurück in die Vergangenheit.
    »Es ist perfekt«, sagte sie. »In so einem Viertel kann man spurlos verschwinden.« Sie wühlte noch einmal in der Hosentasche herum und fischte zwei Septile heraus. »Hier«, sagte sie zu Macnamara. »Geh zum Schnapsladen auf der anderen Straßenseite und kaufe so viele Flaschen Iarogüt, wie du nur bekommen kannst, oder sonst das Billigste, was es gibt.«
    Widerstrebend nahm Macnamara das Geld entgegen. Er kehrte mit sechs Plastikflaschen zurück, auf denen schiefe Etiketten klebten. Sula stellte eine Flasche aufs Regal, öffnete die anderen fünf und kippte den Inhalt in den Ausguss. Der scharfe Schnapsgeruch breitete sich rasch in der Wohnung aus, eine unschöne Mischung aus Fusel und Kräuterextrakt. Die leeren Flaschen stellte sie in die Tüte zurück, in der Macnamara sie transportiert hatte, und dann brachte sie das Ganze vor die Tür, damit die Müllabfuhr den Abfall mitnehmen konnte.
    »Falls irgendwelche Nachbarn neugierig werden, wird ihnen dies alles sagen, was sie wissen wollen«, erklärte Sula, als sie in die Wohnung zurückkehrte. Sie legte den Kopf schief und starrte Macnamara an. »Du hast bis auf weiteres Flaschendienst. Jeden Abend müssen zwischen drei und fünf leere Flaschen auf dem Flur stehen.«
    Macnamara riss fassungslos die Augen auf. »So viele? Nur für uns drei?«
    »Ein echter Säufer kippt allein schon drei Flaschen Schnaps am Abend«, klärte Sula ihn auf. Daran erinnerte sie sich noch sehr genau. Trotz der Erinnerungen rang sie sich ein Lächeln ab. »Wir sind noch keine richtigen Säufer. Oh«, fügte sie hinzu. Dann fiel ihr etwas ein. »Kennst du diesen nach Haschisch duftenden Weihrauch? Davon müssen wir etwas kaufen. Der Geruch, der durch die Türritzen quillt, wird den Eindruck noch verstärken.«
    »Wie hast du das mit deiner Stimme gemacht?«, fragte Spence.
    »Meine Stimme?«, fragte Sula verwirrt.
    »Du redest wie eine Einheimische. Als lebtest du schon seit Jahren hier.«
    »Ach.« Sie war selbst überrascht, zuckte aber nur mit den Achseln. »Ich kann gut Leute nachahmen. Es war mir gar nicht richtig bewusst.«
    Früher hatte sie Caro Sula mit ihren verschiedenen Akzenten unterhalten und vorgegeben, deren Zwillingsschwester Margaux von der Erde zu sein. Den Erdmädchen-Akzent hatte sie schon lange nicht mehr benutzt.
    In den letzten sieben Jahren hatte sie vielmehr Caro Sula imitiert.
    Die folgenden Tage verbrachte das Team 491 damit, die Garderobe zu ergänzen und die Wohnung zu streichen und zu putzen. An Ständen auf der Straße kauften sie ihr Essen, und nach und nach lernten sie das Viertel kennen.
    Schließlich war die Wohnung zu Sulas Zufriedenheit renoviert und geschrubbt, der Teppich war ausgeklopft, der Herd glänzte, die Toilette und das ganze Bad waren frisch duftende Wunder der modernen Sanitärtechnik. Es sah überhaupt nicht nach einer Bleibe von Alkoholikern aus, doch Sula konnte es nicht über sich bringen, im Dreck zu leben.
    Das hatte sie schon einmal getan, und das sollte sich nicht wiederholen.
    Schließlich kaufte Sula eine Grünlilie in einem großen

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