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Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Titel: Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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ihrer Truppe einen ausgedehnten Erkundungsgang. Das terranische Viertel, das sie ausgewählt hatte, grenzte an ein Becken voller alter Kähne und Kanalboote, die auf ihre Reparatur in einer kleinen Werft warteten. Die Luft war erfüllt vom Rattern der Niethämmer. In dieser Gegend standen viele alte Wohnblocks in Fertigbauweise. Die Straßen waren sehr belebt, und auf dem abgewetzten Pflaster liefen zahlreiche Einwohner umher, die offenbar im Freien übernachtet hatten. Macnamara blieb vorsichtshalber dicht hinter Sula.
    Abgesehen von der Kleidung ähnelte die Gegend den Fabs auf Spannan, wo Sula aufgewachsen war. In den Fabs hatte man Socken, Fellstiefel, klobigen Keramikschmuck und dicke, mit Silberkettchen bestickte Jacken bevorzugt. Hier herrschten bunte Hemden vor, deren Kragen über kurzen Jacken getragen wurden. Die Jacken selbst waren stramm mit Gürteln geschlossen. Die Hosen waren oben eng und unten ausgestellt, und die beliebtesten Schuhe waren dicke Holzpantinen mit Schnitzereien.
    Sula betrat einen Secondhandshop und sah sich in den Regalen um. Macnamara war nicht sicher, ob er die Sachen mochte, die Sula ihm reichte. »Ich weiß nicht recht, ob ich das tragen kann«, sagte er. »Ich komme aus Kupa in den Bergen. Wir verdienen dort unser Geld mit dem Wintersport, und im Sommer hüte ich die Schafe meines Onkels.«
    »Ich habe dich schon schlimmere Sachen tragen sehen«, meinte Sula.
    Macnamara war der Ansicht, dass Sula damit vermutlich Recht hatte, und verschwand in der Umkleidekabine. Als er wieder herauskam, sah er aus wie ein Schafhirte mit einem ungewöhnlichen Stilempfinden.
    Sula seufzte. »Zieh die alten Sachen wieder an. Du bleibst mein Cousin vom Lande, bis du dich an den neuen Stil gewöhnt hast.«
    Macnamara war sichtlich erleichtert. Da sie beobachtet hatte, wie locker er nach einem langen Geländemarsch in voller Montur durch ein Sumpfgebiet geblieben war, vermutete sie, dass er nur noch etwas Übung brauchte.
    Die Erste Ingenieurin Spence fühlte sich in der einheimischen Mode recht wohl. Sie hatte immerhin den größten Teil ihres Lebens in der Stadt verbracht und ergänzte ihre Aufmachung durch billigen Schmuck und einen hohen Samthut, der aussah, als hätte sich jemand daraufgesetzt. Allerdings war der Schaden zu perfekt, um durch Zufall entstanden zu sein.
    Sula schwankte ein wenig auf ihren Plateauschuhen, die laut auf dem Pflaster klackerten. Im Militärdienst hatte sie sich an flache Absätze gewöhnt.
    Spence hatte einen guten Blick. In einer Nebenstraße entdeckte Sula mehrere zerknüllte Samthüte.
    »Äh, Lucy?«, sagte Macnamara auf einmal. Sula hieß im Moment Lucy Daubrac, und wenn sie sich draußen bewegten, benutzten sie ihre Tarnnamen und nicht die Ränge oder Titel.
    »Ja, Patrick?«
    »Irgendwie läufst du immer noch wie ein Flottenoffizier. Der Rücken gerade, die Schultern zurückgezogen. Du solltest vielleicht ein bisschen mehr schlurfen.«
    Sie drehte sich kurz um und lächelte. Ihr arbeitsloser Vetter vom Lande war wohl doch nicht so dumm.
    »Danke.« Sie schob die Hände in die Hosentaschen und ließ die Schultern hängen.
    Da ihre Jacke kein Ärmeldisplay besaß, rief Sula auf dem Handkommunikator eine Reihe leerstehender Wohnungen ab. Schließlich fanden sie die passende Wohnung aber dank eines Schildes im Fenster: ZWEI SCHLAFZIMMER, BAD, MÖBLIERT.
    Ihre Selbstachtung und ihr Ordnungssinn verlangten, dass sie auf keinen Fall die Toilette mit Fremden teilen durfte.
    Es gab keinen Portier oder Türsteher. Ein älterer Daimong-Hausmeister, der im Keller wohnte, zeigte ihnen das Apartment. Es roch nach Schimmel, die Möbel standen schief, ein Kind hatte etwas auf das Videodisplay in der Wand gekritzelt, die zudem garstige purpurne Flecken aufwies.
    »Streichen Sie die Wohnung, wenn wir sie nehmen?«
    »Ich gebe Ihnen Pinsel und Farbe, dann können Sie selbst streichen«, erwiderte der Daimong. Dabei pellte er sich gemächlich einen Streifen toter Haut vom Hals und ließ ihn auf den ausgetretenen Teppich segeln.
    »Wie hoch war noch gleich die Miete?«
    »Drei im Monat.«
    »Zenith oder Septile?«, knurrte Sula.
    Der Daimong gab eine Art gleichgültiges Klingeln von sich. »Sie können gern den Manager anrufen und selbst mit ihm diskutieren«, sagte er. »Ich gebe Ihnen die Nummer.«
    Der Manager, ein kahlköpfiger Terraner, bestand auf drei Zenith im Monat. »Haben Sie die Wohnung überhaupt mal gesehen?« Sula war völlig klar, dass er die Räume seit Jahren nicht

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