Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
beigefarbenen Plastiktopf, der von der Straßenseite aus im Fenster gut zu erkennen war. Sie stellte die Pflanze im Südfenster auf die rechte Seite der Fensterbank.
»Das bedeutet keiner da, vorsichtig sein .« Sie schob den Blumentopf auf die rechte Seite. »Das bedeutet: Es ist jemand da, alles in Ordnung. « Sie schob den Topf auf die rechte Seite der nördlichen Fensterbank: » Dringendes Treffen. « Auf der anderen Seite bedeutete der Topf: »Nachricht abholbereit«. Sie drehte sich zu ihren Leuten um. »Wenn der Topf überhaupt nicht hier steht oder sich im Küchenfenster befindet, heißt es: Unsicher, Kontakt mit sicheren Prozeduren herstellen. Falls ihr hier verhaftet werdet, müsst ihr euch lange genug losreißen, um den Blumentopf von der Fensterbank zu werfen. Erweckt den Eindruck, ihr wolltet aus dem Fenster springen.«
Macnamara und Spence nickten. »In Ordnung«, sagte Spence.
»Von jetzt an benutzen wir diese Wohnung nur noch für unsere Treffen«, sagte Sula. »Wir suchen uns jeweils eigene Wohnungen, die keiner der anderen kennen sollte, und setzen dabei jeweils andere Identitäten ein.«
Ihre beiden Untergebenen wechselten einen unbehaglichen Blick. »Muss die neue Wohnung in diesem Viertel liegen?«, fragte Spence.
Sula dachte darüber nach. »Es muss eine völlig anonyme Wohnung sein, die schwer zu überwachen ist. Sie sollte mehr als einen Ausgang haben, und ihr müsst die Miete bar bezahlen.« Sie lächelte leicht. »Wenn ihr so etwas in einer besseren Wohngegend findet, dann tut euch keinen Zwang an.«
»Wie viel Geld steht uns zur Verfügung?«, wollte Macnamara wissen.
»Vergesst nicht, dass wir anonym bleiben müssen«, warnte Sula ihn. »Für eine Wohnung, die viele Vorteile hat, würde ich durchaus mehr als drei im Monat bezahlen, ansonsten entsprechend weniger.« Sie zählte jedem zehn Zenith ab. »Vergesst nicht, dass ihr nicht einfach jemandem ein Zehnzenithstück in die Hand drücken könnt. So viel Bargeld schleppen nur Leute herum, die … die über jeden Verdacht erhaben sind.«
Macnamara schien immer noch nicht zufrieden.
»Ja, Patrick?«
»Es gefällt mir nicht, dass du allein in dieser Gegend wohnst«, sagte er störrisch. »Das gilt auch für dich, äh, Ardelion.« Das war Spences Codename.
Sula lachte. »Wir haben gerade eine Ausbildung zum Einzelkämpfer absolviert. Dieses Viertel sollte sich vor uns fürchten.« Als sich seine besorgte Miene nicht veränderte, tätschelte sie seinen Arm. »Das ist sehr aufmerksam, Patrick, aber wir kommen schon zurecht.« Als sie seine kräftigen Armmuskeln spürte, fiel ihr etwas ein. »Du bist doch auf dem Land aufgewachsen, oder?«
»Ja. In einem Bergdorf.«
»Hast du handwerkliche Fähigkeiten? Tischlerei, Klempnerei oder so etwas?«
Macnamara nickte. »Ich bin ein recht guter Tischler«, sagte er, »und ein paar Rohre könnte ich auch verlegen.«
Sula lächelte ihn an. »Dann könntest du vielleicht auch Geheimfächer bauen?«
Macnamara kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Ja, das könnte ich vermutlich.«
»Gut.« Mit neuen Augen sah Sula sich noch einmal in der Wohnung um.
Vielleicht waren sie mit der Einrichtung doch noch nicht fertig.
Bald war in ihren Wohnungen der Lärm von Sägen und Hämmern zu hören, und es roch nach Leim, Lack und frischer Farbe. Hier und dort versteckten sie ihre Gerätschaften in Möbelstücken, Schränken und unter Dielenbrettern, wo sie im Notfall leicht zu erreichen waren. Obwohl sie die Vorgesetzte war, hatte Sula keine Angst, sich die Hände schmutzig zu machen, packte mit an und lernte dabei ein wenig über das Schreinerhandwerk.
Zwei Tage später hatte Sula auch ihre eigene Wohnung in einem anderen Viertel gefunden. Es war ein kleines Zimmer mit Toilette, Dusche und einer Nische für ihr Bett. Auch diese Wohnung wurde wie alle anderen gründlich geputzt und neu gestrichen, und dann schleppte sie einige Möbelstücke hinüber, die Macnamara umgebaut hatte. In den Geheimfächern waren die gleichen Hilfsmittel verstaut wie in allen anderen Wohnungen.
Als sie am ersten Abend auf der schmalen, nagelneuen Matratze lag, unterhielten ihre Nachbarn sie mit einem lautstarken Streit. Durch die dünnen Fertigbauwände hörte sie Brüllen, Kreischen und das Splittern herumgeworfener Möbel.
Wie viele Nächte hatte sie als Kind wachgelegen und das wütende Geschrei im Nebenzimmer gehört? Das Donnern eines Stuhls, der gegen die Wand krachte, das Klirren einer berstenden Flasche, das
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