Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
breitete die Arme aus und betrachtete sich selbst. »Und jetzt schau mich an. Nichts hat sich verändert. Ich schlage mich durch und suche nach einem Patron.«
Hast du denn immer noch keinen gefunden?, dachte Martinez erstaunt. Welche Rolle spielte dann Fletcher?
»Da ist nicht zufällig irgendein Chen für mich übrig, oder?«
»Lady Michi hat einen Jungen, der noch zur Schule geht, aber auf ihn müsstest du noch eine Weile warten.« Es sollte ein Scherz sein, doch Chandra schien überhaupt nicht amüsiert.
»Im Ernst, Gareth, ich bin verzweifelt. Ich könnte wirklich etwas Hilfe brauchen.«
»Ich kann dich nicht befördern, Chandra«, erwiderte Martinez. »Das darf ich erst, wenn ich Flaggoffizier bin, und das wird wohl so bald nicht geschehen.«
»Du wirst aber bald schon ein eigenes Schiff bekommen, und dort brauchst du einen Ersten Leutnant. Wenn du mit deinem Schiff etwas Brillantes tust, wie es deine Art ist, dann wird auch dein Erster befördert werden.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihn gründlich. »Ich setze alles auf dich, Gareth. Du bist anscheinend vom Glück verfolgt.«
In Martinez’ Kopf schrillten alle möglichen Alarmsirenen. Er wollte Chandra auf gar keinen Fall als Ersten Leutnant haben. Nicht, dass er ihr den Ehrgeiz übelnahm, doch er brauchte keinen unberechenbaren Ersten, und gerade sie wollte er ganz sicher nicht in seiner Nähe haben. Andererseits empfand er durchaus Mitgefühl. Vor acht Monaten hatte er sich in der gleichen Situation befunden wie sie – ein Offizier aus der Provinz, der keinen Patron und kaum Aussichten auf Beförderung hatte.
»Ich werde sehen, was ich tun kann«, versprach er ihr. »Aber jetzt müssen wir erst einmal die Naxiden besiegen, und das wird sich für alle auf dem Flaggschiff günstig auswirken.«
Sie schnitt eine geringschätzige Grimasse. »Für dich vielleicht, außerdem für Chen und den Kapitän, und Kazakov wird vielleicht ebenfalls befördert – das Miststück freut sich jetzt schon darauf!« Sie schüttelte den Kopf. »Für eine kleine Nebenfigur aus der Provinz, die seit sieben Jahren auf eine Beförderung wartet, wird nichts übrig bleiben.«
Das bisschen Sympathie, das er empfunden hatte, verflog im Nu. »Im Moment kann ich nichts tun«, sagte er. »Wenn sich die Umstände ändern, bieten sich vielleicht neue Möglichkeiten.« Er zuckte mit den Achseln.
»Das ist lieb von dir.« Sie legte ihm wieder eine Hand auf den Arm, beugte sich vor und küsste ihn sachte auf die Wange. Ihr Duft stieg ihm in die Nase. »Ich verlass mich auf dich, Gareth.«
Damit wandte sie sich ab und ging zu ihrer Verabredung mit dem Kapitän. Wie ein aufgeregter junger Hund sah er sich nach links und rechts um und hoffte, dass niemand den Kuss bemerkt hatte.
Das riecht nach Ärger, sagte er sich.
Das Abendessen mit der Geschwaderkommandantin verlief überraschend entspannt. Er stellte ihr die letzte Version seines Plans vor und fand ihr Wohlwollen.
»Ich werde übrigens Kurs auf das Wurmloch nehmen«, sagte sie. »Ihre Analyse von Bleskoths Charakter finde ich treffend.«
Das hörte Martinez gern. »Haben Sie schon mit Lord Kapitän Fletcher gesprochen?«, fragte er.
»Ich werde dies gleich morgen früh tun.«
In dieser Nacht schlief er sogar mehrere Stunden. Lange vor der gewohnten Zeit stand er auf, wanderte durch das Schiff, nickte allen Besatzungsmitgliedern zu, die ihm begegneten, sprach jedoch mit niemandem. Er grüßte betont forsch und energisch und hoffte, dass man ihm ansah, was er dachte: Wir werden den Feind vernichten.
Als er bemerkte, dass er demselben Mann schon zum dritten Mal forsch und energisch zunickte, wurde ihm klar, wie absurd er sich verhielt. Er kehrte in seine Kabine zurück. Im Halbdunkel wirkten die Gesichter der geflügelten Kinder ungewöhnlich ernst.
Auf dem Schreibtisch wanderte Terzas Bild hin und her, das er gleich nach seiner Ankunft dort installiert hatte. Der Anblick erinnerte ihn daran, dass er ihr seit dem Abflug aus Seizho nicht mehr geschrieben hatte. Er setzte sich und nahm einen Stift.
In einigen Stunden ziehen wir in den Kampf. Du musst aber nicht gespannt auf den Ausgang warten, denn diese Mail erhältst du nur, wenn wir gesiegt haben.
Dann fiel ihm nichts mehr ein. Nach dieser Einleitung kamen ihm die üblichen Fragen nach ihrer Gesundheit und die Erinnerungen an seine Kindheit auf Laredo banal vor. Wenn er mit Tausenden Kameraden einer gefährlichen Schlacht entgegenging, sollte er
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