Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
Defensivstrahler und so weiter haben. Dann könnten Sie die wirkungsvollste Distanz der Schiffe in einer ganzen Flotte berechnen.«
Martinez kaute auf einer sauren Gurke. Zur Lösung dieses Problems brauchte man Differentialgleichungen. Martinez hatte es auf der Akademie gelernt, aber seine Erinnerungen waren mehr als verschwommen. Seit seinem Abschluss hatte er nichts weiter getan, als Zahlen in existierende Formeln einzutragen und dem Computer die eigentliche Arbeit zu überlassen.
Vonderheydte hatte jedoch für seine Prüfungen gelernt, bevor Martinez ihn durch die Beförderung davon befreit hatte. Auch Kadett Kelly hatte sich vor dem Krieg vorbereitet. Sie wären bei diesem Unterfangen viel nützlicher als Martinez oder vermutlich auch Dalkieth.
Also würde er die Sache den jungen Leuten überlassen, ohne sie mit der Nase darauf zu stoßen, dass er die Zügel nicht mehr fest in der Hand hielt.
Martinez schaltete das Display auf Formeldarstellung um.
»Na gut«, sagte er, »dann lasst uns beginnen.«
»Meine Lords«, meldete die Geschwaderkommandantin Michi Chen, »die ChenForce ist im Zanshaa-System eingetroffen und erwartet Ihre Befehle.«
Als Lord Chen seine Schwester sah, ließen seine Ängste sofort nach. Das war natürlich irrational, da die ChenForce nur aus sieben Schiffen bestand. Es waren die kümmerlichen Reste der Vierten Flotte, die in Harzapid den naxidischen Aufstand um Haaresbreite niedergeschlagen hatte. Aus kürzester Entfernung hatten sich die Feinde gegenseitig mit Antiprotonenstrahlen eingedeckt. Michi Chen war nun mit den wenigen unbeschädigten Schiffen nach Zanshaa gekommen. Die anderen waren entweder zerstört oder in der Werft, weil sie dringend repariert werden mussten. Es würde Monate dauern, bis Harzapid ein weiteres Geschwader schicken konnte.
Wenigstens besaß Zanshaa jetzt wieder einige Schiffe, die den Planeten verteidigen konnten. Die angeschlagenen, erschöpften Überlebenden der Heimatflotte, der Schwarm von Pinassen und die improvisierten Kriegsschiffe hätten einem konzentrierten Angriff kaum standhalten können. Die ChenForce würde vorläufig die Verteidigung der Hauptstadt übernehmen, während die Überlebenden der Heimatflotte bremsten und andockten, um sich neu zu bewaffnen, und die FaqForce Hone-bar umrundete und nach Zanshaa zurückkehrte.
Wenn die FaqForce schließlich eintraf, würde Zanshaa wieder über achtundzwanzig Schiffe verfügen, die es vor Angriffen beschützen konnten.
Die größte Sorge war, dass die Feinde allem Anschein nach in Magaria über mindestens fünfunddreißig intakte Schiffe verfügten, inzwischen wahrscheinlich sogar durch die zehn Schiffe verstärkt, die im entlegenen Stützpunkt Comador desertiert waren. Außerdem waren noch mindestens weitere acht feindliche Schiffe unterwegs, die vor mehr als zwei Monaten das letzte Mal in Protipanu gesichtet worden waren. Auch sie würden sich möglicherweise den feindlichen Kräften in Magaria anschließen, und wenn dies zutraf, dann wären die Verteidiger von Zanshaa beinahe im Verhältnis zwei zu eins unterlegen.
Der pensionierte Flottenkommandeur Tork, der Vorsitzende des Flottenausschusses, erhob sich von seinem Platz und pellte sich abwesend einen toten Hautstreifen vom Gesicht, bevor er sich zu den Kameras umdrehte. »Antwort, persönliche Mitteilung an Geschwaderkommandantin Chen.« Die Stimme des Daimong klingelte in der Stille wie ein Windspiel. »Verehrte Kommandantin, schwenken Sie doch bitte auf eine defensive Umlaufbahn um Zanshaa und die Sonne ein. Wenn die anderen Einheiten das System erreichen, werden wir deren Flugbahnen der Ihren angleichen.«
Es war kein echter Dialog, denn Michis Botschaft hatte sechs Stunden gebraucht, um Zanshaa zu erreichen, und Torks Antwort würde fast ebenso lange zu ihr unterwegs sein.
Höflich wandte sich der Vorsitzende an Lord Chen. »Möchten Sie vielleicht ein paar Worte an Ihre Schwester richten?«
Lord Chen erhob sich und blickte in die Kamera, die sich gehorsam auf ihn einstellte. »Willkommen, Michi«, sagte er. »Wir alle hier sind über deine Ankunft sehr erleichtert. Wir freuen uns, dass du bei uns bist.« Als er fast schon wieder saß, fiel ihm noch etwas ein. »Ich schicke dir später noch eine private Nachricht.«
Es gibt eine Menge Dinge, die du erfahren solltest, fügte er in Gedanken hinzu.
Er sank auf den seidenweichen Ledersessel. Die Botschaft seiner Schwester war während einer Sitzung des Flottenausschusses
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