Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
sie in einer Sackgasse steckten, schlug Lord Chen einfach vor, sie sollten doch seine Schwester auf diesen Posten befördern.
Man kann es ja wenigstens mal versuchen, dachte er.
Der Vorschlag fand jedoch keine Unterstützung, und so zog Lord Chen ihn wieder zurück. Da der Ausschuss zu keiner Übereinkunft gelangte, vertagte Tork das Problem auf die nächste Sitzung.
»Wenn angeblich ein Peer so gut ist wie der andere, dann frage ich mich, warum das immer so verdammt lange braucht«, murmelte Pezzini.
Danach trafen sie noch einige Entscheidungen hinsichtlich der Ausrüstung der Flotte, und hier konnte Lord Chen sich das Geld verdienen, das Roland Martinez ihm zahlte. Er schaffte es, einen Liefervertrag für Schiffsausrüstungen einzubringen, der einen Klienten der Martinez’ begünstigte, und außerdem einen Liefervertrag für hochmoderne Laser für eine Firma in Laredo, die den Martinez’ selbst gehörte.
»Fällt Ihnen auf, wie viele Verträge an die Martinez gehen?«, klagte Lordkommandant Pezzini. »Ich dachte, das wäre ein ländliches Paradies voller kräftiger Holzfäller und idyllischer Schafherden, aber jetzt muss ich feststellen, dass sie da offenbar ein großes industrielles Zentrum haben.«
»Wirklich?«, gab Lord Chen zurück. »Das ist mir noch gar nicht aufgefallen.«
»Warum wir in Magaria verloren haben?« Caroline Sula blickte ihm aus dem Display seines Befehlskäfigs entgegen. Man sah ihr die Erschöpfung des Bremsvorgangs an, und ihre keuchende Stimme verriet Martinez, dass sie immer noch unter drei Grav oder mehr zu leiden hatte.
»Dafür gab es mehrere Gründe«, fuhr sie fort. »Einmal haben sie uns erwartet und hatten mehr Schiffe. Sie haben raffinierter geplant als wir, aber das kann man Jarlath wohl nicht vorwerfen. Angesichts der Informationen, die er hatte, war seine Taktik so gut, wie es nur ging.« Sie kämpfte gegen die Schwerkraft an und holte mühsam Luft. »Der wichtigste Grund ist wohl, dass wir den Sternsprung zu spät gemacht haben. So wurde auf einen Schlag die ganze Formation vernichtet. Die Feinde haben den gleichen Fehler begangen, doch da sie mehr Schiffe hatten, konnten sie die Verluste leichter verschmerzen.«
Martinez freute sich über Sulas Analyse und besonders über die Tatsache, dass sie mit seiner eigenen übereinstimmte. Er fühlte sich geschmeichelt.
Allerdings fragte er sich, seit wann er so viel Wert auf Sulas Meinung legte.
Sie holte noch einmal tief Luft, und er stellte fest, dass er im gleichen Rhythmus atmete wie sie. Auch er musste eine hohe Grav-Belastung ertragen und war im Druckanzug an eine Beschleunigungsliege gefesselt.
Wir können nicht zusammen sein, dachte er, aber wenigstens sind wir im Leiden vereint.
Sula schnaufte, und einen Moment lang flackerte in ihren Augen ein boshafter Funke. »Wir haben uns neulich in der Messe über die Zensur unterhalten und uns gefragt, warum die Regierung die Ereignisse in Magaria unter Verschluss hält. Ich war der Meinung, dass der Sinn der Zensur nicht darin liegt, gewisse Fakten zu vertuschen, sondern die Menschen daran zu hindern, überhaupt etwas herauszufinden. Wenn die Mehrheit die wahren Tatsachen erfahren würde, dann würden sie handeln, wie es ihr Eigeninteresse ihnen diktiert, aber das wäre auch aus ihrer Sicht im Grunde nicht sehr klug. Wenn sie unwissend bleiben, handeln sie dagegen eher so, wie es dem Eigeninteresse von anderen entspricht.« Sie keuchte vernehmlich. »Einer unserer Offiziere – ich will hier keine Namen nennen – vertrat die Ansicht, es komme vor allem darauf an, eine Panik in der Zivilbevölkerung zu vermeiden. Ich glaube aber, wir sollten vor allem vor dem Angst haben, was geschehen könnte, nachdem die Bürger in Panik geraten sind. Wir sollten Angst haben, dass die Untertanen ihre Panik vergessen und anfangen nachzudenken .« Sula blickte mit ihren grünen Augen direkt in die Kamera. »Ich wüsste gern, wie Sie zu diesen Fragen stehen.«
Sie gestattete sich ein böses kleines Lächeln. »Außerdem bin ich neugierig, ob Ihr alter Freund Foote Ihnen diese Nachricht hier zustellt, besonders meine Spekulationen über das Wesen und die Ziele der Informationskontrolle. Ich nehme an, wenn er all dies herausschneidet, wird das wohl meinen Standpunkt stützen.« Ihr Lächeln wurde breiter. »Lassen Sie es mich wissen, wie Ihre nächste Übung verläuft.«
Auf dem Bildschirm erschien das orangefarbene Ende -Symbol. Anscheinend hatte Foote versucht, Sula zu widerlegen,
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