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Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Titel: Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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den Gestank halbwegs zu überdecken. Die nächste Wache würde sie stehend oder liegend auf der Hilfsbrücke verbringen, während ihre Vorgesetzten schliefen. Falls nicht gerade eine naxidische Flotte eintraf oder die Shaa wieder zum Leben erwachten, würde es allerdings nicht viel zu bewachen geben. Sie würde die Displays anstarren, während das Schiff die vorprogrammierten Flugbewegungen ausführte.
    Zwanzig Minuten nach Beginn der ermüdenden Wache ging auf Sulas Display eine Lampe an, die den Eingang einer Mail anzeigte. Sula meldete sich und stellte fest, dass sie eine Botschaft von Martinez bekommen hatte, der ein ganz neues System für die Raumschlachten der Flotte entwickeln wollte.
    Ihre Müdigkeit verflog sofort, als sie die Botschaft las. Die mathematischen Gleichungen, auf denen die neuen Formationen beruhten, waren korrekt, ebenso die noch nicht vollständigen Berechnungen zur Taktik.
    Sula hatte jedoch den Eindruck, dass die Sache noch nicht weit genug ging. Martinez’ Schiffe würden in sicherer Distanz voneinander fliegen, und die Wirkreichweite ihrer Defensivlaser würde sich überlappen, doch es war immer noch eine straffe Formation. Sula fand, dass der Verband noch lockerer sein sollte.
    Sie dachte eine Weile über das Problem nach und öffnete ein mathematisches Display, um mit der Gleichung zu beginnen, die Martinez ihr geschickt hatte. Sie erweiterte und verfeinerte die Formel, bis ihr Display mit Figuren, Symbolen und Zahlen in ihrer winzigen, präzisen Handschrift bedeckt war, die sofort in entsprechende Anzeigen umgesetzt wurden.
    Dann ließ sie ihr Werk vom Computer überprüfen und gab testweise andere Zahlen ein, um zu ermitteln, ob die Berechnungen immer noch stimmten. Während sie arbeitete, wuchsen Freude und Begeisterung in ihr, weil sie tatsächlich auf etwas Neues gestoßen war. Diese Zahlen und die Realität, die sie beschrieben, hatten seit ewigen Zeiten darauf gewartet, entdeckt zu werden, und sie selbst und niemand sonst hatte ihnen Gestalt und Gesicht verliehen. Genau wie jemand anders vor Tausenden von Jahren die vollkommenen Kurven einer Sung-Vase entdeckt hatte, nachdem die Form schon immer als Potenzial existiert hatte.
    Als ihr Forscherdrang gestillt war, schickte sie ihre Arbeit an Martinez zurück.
    »Das ist mein erster Versuch«, erklärte sie ihm. »Ich habe zu Ihrer Formation etwas Chaos hinzugefügt. Damit meine ich mathematisches Chaos. Der Feind wird ständige Formationswechsel sehen, die auf den ersten Blick willkürlich erscheinen, während sich Ihre Schiffe in Wirklichkeit auf der konvexen Hülle eines chaotischen dynamischen Gebildes bewegen. Es ist ein Fraktal, und wenn Ihre Schiffe beim Start ihre vorbestimmten Positionen einnehmen, weiß jedes Schiff zu jedem Zeitpunkt, wo sich die anderen befinden.«
    Sula keuchte einige Male, bis sie wieder genug Luft hatte, um fortzufahren. Sie nahm sich vor, in Zukunft etwas behutsamer zu reden. »Sie müssen lediglich einen Mittelpunkt für Ihre Formation festlegen. Dieser Punkt kann Ihr Flaggschiff sein, es kann das führende Schiff sein, ein feindliches Schiff oder irgendein Punkt im Weltraum. Ihre Schiffe werden mit einer Reihe von ineinander gebetteten Fraktalmustern umeinander kreisen. Damit werden Ihre Bewegungen für den Feind völlig unberechenbar. Sie können die Variablen auch verändern, je nachdem, welche Reichweite Sie gerade brauchen.«
    Wieder holte sie einige Male Luft. »Ich hoffe, Foote ist gerade mit seinen kleinen Zensurarbeiten beschäftigt und leitet diese Botschaft umgehend weiter. Die Mathematik übersteigt sicherlich seine Fähigkeiten, aber sie ist wohl kaum subversiv zu nennen. Sobald ich etwas mehr Zeit finde und noch einmal darüber nachdenken kann, stelle ich weitere Berechnungen an.«
    Sie schickte die Nachricht ab und holte noch einige Male Luft. Die Sauerstoffkonzentration war erhöht, um Körper und Geist während der Beschleunigung am Leben zu halten, und in einer Welt, in der freies Atmen die wichtigste Währung war, schmeckte jeder Atemzug wie der Fusel für einen Säufer. Sula sah sich auf der Hilfsbrücke um, die reibungslos funktioniert hatte, während sie sich mit Martinez’ Gleichungen befasst hatte. Anscheinend hatte niemand ihre vorübergehende Unaufmerksamkeit bemerkt.
    Dann fiel ihr Blick auf die blinkenden Warnlichter auf den Displays der Zweiten Pilotin Annie Rorty. »Achten Sie auf den Kurs, Rorty!«, rief sie gereizt.
    Rorty antwortete nicht. Der Erste Navigator

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