Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
Display zurück. »Die Vorlieben dieses höheren Offiziers spielen keine Rolle mehr.« Er bemühte sich sichtlich, nicht die Beherrschung zu verlieren, und setzte ein äußerst gezwungenes Lächeln auf. »Nun kommen Sie schon, mein Lord, Sie wissen so gut wie ich, dass Lord Do-faqs Befehl, mit dem er mich übergangen hat, willkürlich und die Folge seiner Vorurteile war. Sie haben jetzt ein neues Kommando und eine neue Besatzung, und ich bin sicher, dass Sie genügend Arbeit haben, auch ohne die zusätzliche Last der Führung eines Geschwaders auf sich zu nehmen.« Obwohl er sich bemühte, freundlich zu sprechen, war deutlich zu hören, dass er mit den Zähnen knirschte. »Sie wissen so gut wie ich, dass die Belastung Spuren hinterlässt. Ich sage ja gar nichts gegen Ihre Fähigkeiten, doch ich arbeite jetzt seit fast zwei Jahren mit meiner Besatzung zusammen, und daher ist Ihnen sicherlich klar, dass ich der Arbeit des Geschwaderkommandanten meine volle Aufmerksamkeit widmen kann, ohne den größten Teil meiner Zeit damit zu verbringen, meine eigene Crew auf Vordermann zu bringen. Glauben Sie nicht, dass allein schon die Aufgabe, Ihr eigenes Schiff zu führen, Ihre volle Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt?«
Martinez biss von seinem Sandwich ab, kostete den scharfen Senf, kaute und dachte über Kamarullahs Argument nach. Das Problem war, dass es nicht von der Hand zu weisen war. Kamarullah war tatsächlich ungerecht behandelt worden, und man hatte ihm Martinez willkürlich vor die Nase gesetzt. Kamarullah war tatsächlich der ranghöhere Offizier mit einer sehr erfahrenen Mannschaft.
Aber, dachte Martinez, aber …
Kamarullah hatte sich als schlechter Vorgesetzter erwiesen, als die Fehler der Corona in den Manövern zur Sprache gekommen waren. Er hatte sich bei der taktischen Bewertung der Schlacht um Magaria geirrt und würde Martinez’ neues System nie in Betracht ziehen.
Außerdem war Geschwaderkommandant Do-faq ein Offizier, der so schnell keinen Groll vergaß. Die Art und Weise, wie er mit Kamarullah umgesprungen war, war Beweis genug. Wenn Martinez jetzt bereitwillig den Posten räumte, auf den Do-faq ihn gesetzt hatte, und ihn obendrein einem Mann überließ, den Do-faq verachtete, konnte Martinez nicht damit rechnen, von Do-faq noch einmal auf diese Weise ausgezeichnet zu werden.
Ganz zu schweigen davon, dass er sogar in Ungnade fallen konnte.
Außerdem, mein Lord, dachte er, als er Kamarullah betrachtete, kann ich dich nicht ausstehen.
»Ich bin gern bereit, die Angelegenheit einer höheren Stelle zur Entscheidung vorzulegen«, sagte er, »doch bis dahin werde ich mich als Kommandant dieses Geschwaders betrachten.«
Kamarullah schnitt eine bitterböse Grimasse. »Wenn Ihnen das lieber ist, werde ich eine Botschaft an den Flottenausschuss verfassen.«
»Nein, mein Lord, das werden Sie nicht tun. Ich werde die Botschaft verfassen, und ich werde Kopien an Sie und Lordkommandeur Do-faq schicken … für seine Akten.«
Kamarullahs lief puterrot an. »Ich könnte einfach das Kommando übernehmen«, sagte er. »Ich wette, die meisten anderen Kapitäne würden mir folgen.«
»Wenn Sie das versuchen, wird Lordkommandeur Do-faq Sie in Stücke schießen«, erwiderte Martinez. »Vergessen Sie nicht, dass er ganz in der Nähe ist.«
Nachdem er abgeschaltet hatte, diktierte Martinez einen Brief, der die Situation so einfach und nüchtern wie möglich schilderte, und schickte ihn an Saavedra, der die entsprechenden Anredefloskeln und Grüße einfügte. »Kopien in die Schiffsakten, an Kapitän Kamarullah und an Lordkommandeur Do-faq«, befahl er, worauf Saavedra missmutig und mit geschürzten Lippen nickte. Er konnte nicht erkennen, ob Saavedra sich an Martinez’ Stelle empörte oder stellvertretend für die Corona beleidigt war, oder ob er ganz allgemein über die Welt erbost war. Martinez tippte auf Letzteres.
Ein paar Stunden später ging eine Botschaft von Do-faq ein. Sein schweres Geschwader nahm den Schub vorübergehend zurück, da der Kapitän der Salomon infolge der ständigen hohen Beschleunigung einen Gehirnschlag erlitten hatte. So etwas konnte sogar jungen, körperlich absolut gesunden Rekruten passieren. Martinez war dankbar, dass an Bord der Corona niemand einen Schlaganfall bekommen hatte. Für den armen Kapitän konnte man in diesem Augenblick nicht viel tun. Er lag wahrscheinlich schon auf der Krankenstation, bekam Medikamente und wurde behandelt, doch früher oder später mussten die Schiffe
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