Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
wieder sah sie schimmerndes blondes Haar vor sich, das langsam im dunklen Wasser versank.
Ganz egal, wie viel Porzellan sie sich an diesem Abend ansehen würde, sie wusste genau, dass sie am Ende doch wieder nur einen Alptraum haben würde.
Am nächsten Tag hatte Sula schwere Augenlider und fühlte sich zerschlagen. Sie ließ das Frühstück aus und beschränkte sich auf ein paar Schluck Tassay, ein heißes Milchgetränk mit Kohlehydraten und Protein, das nach Zimt und Gewürznelken schmeckte. Der Duft beruhigte ihre durch die Schlaflosigkeit aufgeputschten Nerven, und die Nährstoffe würden sie wach halten, auch wenn sie keine Freudensprünge machen würde.
»Habe ich schon erwähnt, dass Leutnant Sula mathematische Formeln mit Kapitän Martinez austauscht?«, sagte Foote zum kommissarischen Kapitän Morgen.
Der schien sich nicht sonderlich dafür zu interessieren. Auch er hatte tiefe Ringe unter den Augen, und in seinem Gesicht wuchsen Falten, die einen Monat zuvor noch nicht existiert hatten. »Wie schön«, sagte er.
»Sie und Martinez wollen aufgrund der Erfahrungen in Magaria unser ganzes taktisches System reformieren«, berichtete Foote. »Es scheint, als setzte Martinez großes Vertrauen in sie.«
Morgen hob ein Stück flachgedrücktes Brot zum Mund, dann zögerte er. »Berät sich Martinez tatsächlich mit Ihnen über taktische Fragen?«
Er fand es erstaunlich, dass Kapitänleutnant Lord Gareth Martinez, der immerhin ein berühmter Mann war, sich mit dem jüngsten Leutnant der Delhi über die Führung seines Geschwaders austauschte.
Sula antwortete vorsichtig. »Er hat mich nach meiner Meinung gefragt«, erwiderte sie.
»Tja«, sagte Morgen kauend, »vielleicht sollten Sie uns dann alle wissen lassen, wie Ihre Meinung aussieht.«
Sula sah sich außerstande, ihrem Vorgesetzten einen Vortrag zu halten, und trug eine kurze Erläuterung vor, ohne sich zu sehr in Einzelheiten zu vertiefen. Foote, der aufmerksam und sehr ernst zuhörte, schaffte es tatsächlich, die ganze Zeit über keine einzige sarkastische Bemerkung zu machen. Er schaltete sogar die Videowand ein und rief zu Sulas Überraschung auf dem Mathematikdisplay die Formel auf, die sie am vergangenen Abend an Martinez gesandt hatte.
»Ich habe das aus Ihrer Mail herauskopiert«, erklärte er.
Morgen überflog die Formel und ging sie etwas langsamer ein zweites Mal Zeile für Zeile durch.
»Vielleicht könnten Sie das etwas genauer erklären«, verlangte er schließlich.
Sula warf Foote einen wütenden Blick zu und tat, worum der amtierende Kapitän sie gebeten hatte.
Martinez beobachtete fasziniert die zehn feindlichen Energieausstöße auf seinem Display und ließ sich noch eine halbe Sekunde Zeit, damit seine Stimme absolut ruhig klang, ehe er sich zu Wort meldete.
»Nachricht an das Geschwader«, sagte er. »Beschleunigung einstellen um …« Er blickte auf die Uhr. »… fünfundzwanzig vierunddreißig nulleins.«
Dann überprüfte er die vorausberechneten Flugbahnen. Da die Wurmlöcher Eins und Zwei 4,2 Lichtstunden voneinander entfernt waren, mussten die Naxiden schon vor mehr als vier Stunden ins System eingedrungen sein. Sie bremsten stark ab, als wollten sie vorläufig im Hone-bar-System bleiben. Man konnte nicht bestimmen, wo sie sich momentan aufhielten, doch es schien, als entfernten sie sich von Martinez’ Abteilung, um Hone-bars Sonne zu umkreisen und nach einem Swing-by-Manöver den Planeten anzusteuern. Bald würden sie bemerken, dass Martinez’ Verband mit lodernden Flammen und forschenden Radarstrahlen eingetroffen war, und die Neuankömmlinge sofort als Feinde erkennen.
Martinez’ Schiffe hielten nicht direkt auf Hone-bar zu, sondern vielmehr auf den Gasriesen Soq. Anschließend wollten sie zur Sonne des Systems weiterfliegen und in engen Kurven drei weitere Gasriesen umrunden, um durchs Wurmloch Eins nach Zanshaa zurückzukehren. Sie flogen die Sonne in einem spitzeren Winkel als die Naxiden an, und wenn keiner von ihnen den Kurs wechselte, würden sich ihre Bahnen jenseits der Sonne kreuzen.
So würde es aber nicht laufen. Die Naxiden würden die Sonne umfliegen und Kurs auf Hone-bar und Martinez’ Geschwader nehmen. Antimaterieexplosionen würden den leeren Raum erfüllen, und viele Menschen würden sterben.
Nach einer Weile wurde Martinez bewusst, dass er keine Wiederholung seines Befehls gehört hatte.
»Shankaracharya!«, sagte er. »Nachricht an das Geschwader!«
»Oh, Entschuldigung, Lord
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