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Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Titel: Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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die Beschleunigung wieder aufnehmen, und dann würde der Offizier wahrscheinlich sterben oder Dauerschäden davontragen.
    Als die Corona und das leichte Geschwader anderthalb Tage später durch das Wurmloch Eins nach Hone-bar sprangen, lagen sie vierundzwanzig Minuten vor Do-faqs acht Schiffen. Die Botschaft, die sie an den Flottenausschuss geschickt hatten, war noch nicht auf Zanshaa eingetroffen, und Martinez hatte nach wie vor das Kommando.
    Das Hone-bar-System wirkte völlig normal. Es war ein friedliches System, regierungstreue Kräfte hatten die Verantwortung inne, und von den Feinden schien keine unmittelbare Gefahr zu drohen. Der zivile Verkehr war nur schwach, das einzige Schiff in der Nähe war der Frachter Chen-Clan , der mit 0,4c in Richtung des Wurmlochs Eins unterwegs war.
    Im System befand sich sogar ein Kriegsschiff, ein schwerer Kreuzer, der im Ring überholt wurde. Die Arbeiten würden allerdings noch mindestens einen Monat dauern, und bis dahin war der Kreuzer nicht für Kampfeinsätze zu gebrauchen.
    Martinez hatte nicht die Absicht, sich Hone-bar zu nähern. Er hatte einen komplizierten Kurs um die Sonne und drei Gasriesen des Systems entworfen, um das Geschwader möglichst schnell durchs System zu führen und mit Höchstgeschwindigkeit zum Wurmloch Eins zurückzukehren.
    Die Besatzung befand sich auf den Kampfstationen, wie es in kriegerischen Zeiten bei Durchgängen durch Wurmlöcher vorgeschrieben war. Martinez’ Beschleunigungskäfig knirschte, als die Triebwerke zündeten und die Corona auf eine gekrümmte Flugbahn brachten, die ins Schwerkraftfeld des ersten Gasriesen führen würde. Er kämpfte gegen die Schwerkraft an, die seine Knochen zusammenquetschte, und versuchte, an etwas Angenehmes zu denken.
    Er dachte an Caroline Sula. An ihre helle, fast durchsichtige Haut. An ihr boshaftes Lächeln. An die smaragdgrünen Augen …
    »Energieausbrüche!« Es war Tracy, eine der beiden Frauen an den Sensoren. »Energieausbrüche, Lord Kapitän! Sechs … nein, neun! Zehn Triebwerke in der Nähe von Wurmloch Zwei. Feindliche Schiffe, mein Lord!«
    Martinez blieb fast die Luft weg.
    Verdammte Scheiße, dachte er. Jetzt gibt es Ärger.

3
     
    Sula dachte an perfekte Glasuren, an das blaugrüne Seladon aus Japan, das gros bleu aus Vincennes, die wundervoll krakelierten Ju-Yao-Stücke. Sie interessierte sich leidenschaftlich für schönes Porzellan und schlief oft mit den Illustrationen von Töpfen, Vasen und Figuren ein, die sie sich per Random Play ins Sehzentrum senden ließ.
    Die Formen beruhigten sie, und die Berührung der realen Objekte entzückte ihre Fingerspitzen. All die alten Worte, die das Porzellan beschrieben – Ko-ku-yaolan, Muscheln, Fayence, deutsche Blumenmuster, Kuei Kung, Rose Pompadour, Flora Danica, pâte-tendre – ließen sie an exotische Orte und alte Zeiten denken, an die Adelshöfe und die von Zitrusbäumen beschatteten Wandelgänge der alten Erde.
    Lautlos und genießerisch formte sie die Worte, als hätte jede Silbe einen eigenen köstlichen Geschmack. Ihr stiller Gesang beschwor eine zeitlose Vollkommenheit herauf, die nicht das Geringste mit ihrer derzeitigen Situation zu tun hatte: ungewaschen, müde, um jeden Atemzug ringend. Die Besatzungsmitglieder der Delhi redeten kaum miteinander. Sie standen nur auf, um das Essen in sich hineinzuschaufeln und die notwendigen Arbeiten zu erledigen. Die übrige Zeit dösten sie auf ihren Liegen, schwitzten und stanken in ihren Anzügen und ließen sich dumpfe Unterhaltung ins Sehzentrum einspielen, um einen Moment lang die Belastung zu vergessen. Irgendwann waren die Komödien jedoch nicht mehr lustig, und die Tragödien schienen trivial im Vergleich zu dem, was sie selbst über sich ergehen lassen mussten. Sie litten schon viel zu lange unter der hohen Schwerkraft.
    Die Entwarnung ertönte, Sula öffnete widerwillig die Augen und verbannte das Porzellan aus ihren Gedanken. Mühsam wand sie sich aus ihrem Anzug heraus, stieg unter die Dusche und zog anschließend einen frischen Overall an. Das einfache Abendessen nahm sie schweigend zusammen mit ihren Gefährten ein. Foote hatte nicht mehr genug Kraft für Sticheleien, und sie war zu erschöpft, um ihn zu provozieren.
    Anschließend klebte Sula sich ein Medpflaster hinters Ohr, um die nächste Beschleunigungsphase zu überstehen, dann zog sie den Vakuumanzug wieder an und zuckte zusammen, als der scharfe Geruch des Desinfektionssprays emporstieg, mit dem sie versucht hatte,

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