Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung
ergab.
Bis dahin würde er einfach nur Kamarullahs Schweigen genießen.
Vier Tage vergingen, bis Kamarullah ein weiteres Manöver anordnete. In der Zwischenzeit hatten er und Martinez das Vergnügen, jeden Tag eine ganze Reihe von Experimenten zu beobachten, die Do-faqs Geschwader durchführte. Auch dieses Mal wählte Kamarullah wieder eine Übung aus dem Lehrbuch, und abermals zeichnete sich die Corona durch eine makellose Vorstellung aus.
Danach ließ Kamarullah die Bombe platzen. Mit tonloser Stimme erklärte er den Kapitänen seines Geschwaders, er habe einen Befehl vom Flottenausschuss erhalten. Alle Einheiten sollten am Ring von Zanshaa anlegen, Offiziere und Mannschaften sollten von Bord gehen und durch neue Besatzungen ersetzt werden.
»Sind die denn verrückt?«, hätte Martinez am liebsten geschrien. Die einzigen Besatzungen in der Flotte austauschen, die über echte Kampferfahrung verfügten und einen Sieg errungen hatten, und durch Leute ersetzen, die keine Ahnung hatten? Natürlich waren die Besatzungen nach der monatelangen Beschleunigung zermürbt, aber der Flottenausschuss wollte offenbar alles wegwerfen, was die Leute gelernt hatten.
Wohin wollten sie eigentlich Martinez stecken? Den einzigen Offizier, der ihnen einen Sieg geschenkt hatte? Was dachten sich diese Leute nur?
Als er die Botschaft erhalten hatte, zog er sich mit einer Flasche Brandy in sein Büro zurück. Nach zwei Schlucken erkannte er jedoch, dass er viel zu wütend war, um elend zu brüten. Er verstaute die Flasche wieder im Schrank und diktierte einen erbosten Brief, den er seinem Bruder Roland schickte.
Wahrscheinlich würde es nichts nützen, aber bei Roland war sein Zorn wenigstens in guten Händen.
»Hier sind noch zwei eidesstattliche Versicherungen, die meine Identität bestätigen«, sagte Sula. Sie holte die Dokumente hervor, die auf besonders steifem Papier geschrieben waren und im Archiv mindestens tausend Jahre lesbar bleiben würden, wie es das Gesetz verlangte, und überreichte sie Wesley Weckman, dem geschniegelten jungen Bankbeamten, der seit der Hinrichtung ihrer Eltern Lady Sulas Treuhandfonds verwaltete.
Sie war jetzt dreiundzwanzig und damit volljährig. Normalerweise hätte für die Freigabe eine Unterschrift und ein Daumenabdruck gereicht, doch Sulas Daumen war kurz nach der Schlacht von Magaria bei einem Unfall auf der Delhi an einem heißen Kühlrohr verbrannt. Deshalb brauchte sie Beglaubigungen ihrer Vorgesetzten.
Weckman betrachtete die Unterschriften. »Ihr Befehlshaber«, sagte er, »und …« Er zog die Augenbrauen hoch. »Lord Durward Li. Nun ja, wenn überhaupt, dann sollten diese Herren Sie kennen.« Er wandte sich an Sula. »Nach Ihren Auftritten im Video ist das ja im Grunde sowieso überflüssig.«
Nach fünfzig langen Tagen unter Bremsschub war die Delhi endlich nach Zanshaa zurückgekehrt. Direkt nach dem Andockmanöver am Ring war die alte Besatzung abgelöst worden, und die neue war an Bord gegangen, nur um das Schiff bald danach schon wieder zu verlassen. Die Delhi war tatsächlich in so schlechtem Zustand, wie es die alte Besatzung berichtet hatte. Deshalb hatte das Schiff mit einer Rumpfmannschaft wieder abgelegt und war nach Preowyn geflogen, damit es komplett überholt später zur Flotte zurückkehren konnte.
Nachdem sich die alten Besatzungsmitglieder müde verabschiedet hatten, schleppten sie sich wie verwundete Tiere in ihre Behausungen. Sie hatten einen Monat Urlaub bekommen. Sula weichte sich mehr als eine Stunde lang in der heißen Badewanne ein, dann schlief sie zehn Stunden in der Herberge, die Offizieren auf der Durchreise zur Verfügung stand. Am nächsten Tag, sie taumelte beinahe vor Glück, da sie keinem hohen Schub mehr ausgesetzt war, fuhr sie mit dem Skyhook zur Oberfläche des Planeten hinunter und dann mit dem Shuttle in die Hauptstadt. In der Kommandantur war abermals ein Zimmer für sie reserviert, denn dort sollte sie von Flottenkommandeur Tork dekoriert werden, sobald sie ihren geborgten Overall gegen eine ordentliche Uniform ausgetauscht hatte.
Sie hatte schon vorab bei dem Schneider, den Martinez ihr empfohlen hatte, einen Termin vereinbart. Dort hatte sie einen Satz Uniformen als Ersatz für ihre alte Kleidung erworben, die ohne sie nach Felarus geflogen und vermutlich mit der gesamten Dritten Flotte in Stücke geschossen worden war. Der Schneider hatte Sulas Maße noch vom letzten Besuch, und die Uniformen mussten nur noch endgültig angepasst
Weitere Kostenlose Bücher