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Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung

Titel: Dread Empire's Fall 02 - Sternendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Tafel mit dem Text des Universellen Gesetzes hochhielt, schwebte zufällig ein Heiligenschein – der schmale silberne Bogen von Zanshaas Beschleunigerring glänzte vor dem moosgrünen Himmel, der den gleichen Farbton hatte wie Sulas Uniformjacke.
    Hinter der Statue breitete sich der wundervolle Chen-Palast mit dem eleganten beigefarbenen Stein und den eigenartigen vorgezogenen Giebeln im nayanidischen Stil aus, vornehm ein Stück von der Straße entfernt und umgeben von einem strengen, formalen Garten. Sula schellte, nannte dem Diener ihren Namen und fragte nach Lady Terza Chen. Während sie in einem Salon wartete, hatte sie Gelegenheit, einen kostbaren Porzellanschwan zu bewundern.
    Lady Terza, die Tochter und Erbin Lord Chens, war mit dem in Magaria gefallenen Lord Richard Li, Lord Durwards Sohn und Sulas Kapitän, verlobt gewesen. Einst hatten die Lis zu den Klienten der Sulas gezählt, doch nach dem Sturz Lord Sulas waren sie Klienten der Chens geworden. Die Lis wie die Chens waren freundlich zu Sula gewesen, denn sie hatten sie für eine verarmte und einsame Peeress gehalten, die großes Unrecht erlitten und die schreckliche Hinrichtung ihrer Eltern hatte erleben müssen.
    Als sie leise Schritte hörte, drehte sie sich um und sah Terza eintreten. Die Erbin des Chen-Clans war groß und schlank, hatte große Mandelaugen und wundervolles schwarzes Haar, das über ihre Schultern strömte wie ein seidenweiches Zobelfell. Sie trug graue Hosen aus einem weichen Stoff und eine helle Bluse, darüber eine kurze dunkle Jacke mit weißen Trauerbändern an den Rüschen und Säumen.
    Mit der unnachahmlichen Gelassenheit und Anmut einer Dame aus allerbestem Hause kam sie Sula entgegen und nahm ihre Hand.
    »Lady Sula.« Ihre Stimme war leise und angenehm und schwebte in der Luft wie beruhigender Weihrauch. »Wie wundervoll, dass Sie gekommen sind. Sie haben sicherlich sehr viel zu tun.«
    »Genau genommen habe ich Urlaub. Ich wollte nur sagen, wie leid es mir tut, dass Lord Kapitän Li gefallen ist.«
    In Terzas Augen veränderte sich etwas, und sie presste leicht die Lippen zusammen. »Ja«, sagte sie. »Vielen Dank.« Sie hakte sich bei Sula ein. »Wollen wir in den inneren Garten gehen?«
    »Gern.«
    Sie wanderten über hallende Marmorfliesen. »Soll ich läuten und Tee bringen lassen? Oder einen Wein?«
    »Tee, bitte.«
    »Oh …« Terza erschrak. »Ich hatte ganz vergessen, dass Sie nicht trinken. Entschuldigen Sie bitte.«
    »Schon gut.« Sie tätschelte Terzas Arm. »Man muss sich nicht jederzeit an alles erinnern. Dafür haben wir ja die Computer.«
    Der innere Garten lag im Zentrum des großen, viereckig angelegten Palasts, umrahmt von den ausladenden Giebeln des Hauptgebäudes. Das Prunkstück war ein Pavillon aus glitzernden Kristalltafeln. Frühlingsblumen – Tulpen, Tougama und Lu-doi – waren in bunten Mustern und Reihen angeordnet und durch kniehohe Hecken voneinander getrennt. Die stille Luft war schwer vom Blütenduft. Da es ein warmer Tag war, mied Terza den Pavillon und führte Sula zu einem Tisch, der aus einem einzigen langen, geschickt verflochtenen Strang einer messingfarbenen Legierung bestand. Sie und ihr Gast ließen sich auf ähnlich konstruierten Stühlen nieder. Sula stellte fest, dass der ihre federte und bequem war. Mit ihrem persönlichen Kommunikator bestellte Terza Tee.
    Sula betrachtete sie und überlegte, wo sie beginnen sollte. Ich habe Ihren Verlobten sterben sehen – so eine Bemerkung hätte zwar zu ihr gepasst, wäre aber sicherlich keine gute Einleitung gewesen. Glücklicherweise war Terza in solchen Dingen erheblich geschickter.
    »Ich habe Sie im Video gesehen«, begann sie. »Mein Vater wäre bei der Zeremonie gern dabei gewesen, doch es gab in der Konvokation eine wichtige Abstimmung.«
    »Richten Sie ihm doch bitte aus, dass ich ihm trotzdem dankbar bin.«
    »Auch ich möchte Ihnen gratulieren.« Sie richtete den Blick auf die Nebula-Medaille am Band mit dem blitzenden kleinen Diamanten, die an Sulas Jacke hing. »Ich bin sicher, dass Sie die Auszeichnung verdient haben. Mein Vater sagte mir, dass Sie etwas wirklich Spektakuläres vollbracht haben.«
    »Ich hatte Glück.« Sula zuckte mit den Achseln. »Andere waren weniger glücklich.« Dann, als sie fürchtete, ins Fettnäpfchen getreten zu sein, fügte sie hinzu: »Wenigstens kommt der Tod in der Schlacht sehr schnell. Auf der Dauntless hat zweifelsohne niemand gelitten. Ich habe es beobachtet, und … nun ja, es kam sehr

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